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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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versuchten dem Feuer zu entkommen,
     das aber einfach schneller war als wir. Bäume, so heiß wie glühende Asche, stürzten uns vor die Füße. Die Hitze war so unerträglich,
     dass unsere Lungen brannten. Ganz ehrlich, Loukis, ich hatte mit dem Leben abgeschlossen. Als die Feuerwand immer näher kam,
     entdeckten ein paar einheimische Forstmänner mich und gaben mir Zeichen, ich solle ihnen den Hügel hinauf folgen. Ich rannte
     ihnen hinterher, doch dann ging dieser Baum in Flammen auf und krachte um. Ich weiß bis heute nicht, wo ich die Kraft her
     nahm, aber ich kämpfte mich raus aus dieser Flammenhölle und hastete mit brennenden Haaren und Kleidern um mein Leben. Einer
     der Forstleute kam zurückgerannt – ein Türke, witzigerweise – und schlug die Flammen aus, die mich ergriffen hatten. Ich kann
     dir gar nicht sagen, wie unerträglich die Schmerzen waren … Jedenfalls hat dieser Mann sein Leben für mich riskiert und mich
     zu einem bereits abgebrannten Stück Land geschleppt. Dort saßen wir zusammen, ich weiß nicht, wie lange, während um uns herum
     das Feuer wütete. Irgendwann hab ich in der Hitze das Bewusstseinverloren, und als ich wieder aufwachte, lag ich in einem sauberen Bett und war am Leben … Mein Gesicht allerdings war bis
     zur Unkenntlichkeit verbrannt.«
    »Mein Gott«, entfuhr es Loukis. »Aber warum, sagst du, waren die Briten daran schuld?«
    »Sie haben das Feuer entfacht«, sagte Stelios. Die Erinnerung trieb ihm Wut und Schmerz in die Augen. »Bei ihrer Jagd auf
     Grivas haben sie die Gegend mit Granaten und Maschinengewehren unter Beschuss genommen. Es war Sommer, das Holz war trocken
     wie Zunder, der kleinste Funke genügte also …«
    »Und Grivas?«
    »Der ist entkommen.« Stelios zuckte mit den Schultern. »Es heißt, er hält sich in einem sicheren Haus in Lemesos versteckt,
     muss schön dort sein.«
     
    Praxi schlug derart hart zu, dass die Abdrücke ihrer Wut noch drei Tage lang auf Marias Wange zu sehen waren. Wäre ihre Mutter
     nicht aus dem Haus gerannt gekommen, um sie mit Gewalt fortzuziehen, hätte sie das Mädchen vermutlich umgebracht.
    Praxi hatte schon lange den Verdacht gehegt, dass Maria ein Auge auf Loukis geworfen hatte, doch sie hatte die Schwärmerei
     ihrer Freundin als eben jene Art romantischer Dummheit abgetan, die völlig durchschaubar war. Maria trug das Bild eines Jungen
     in ihrem Herzen spazieren, den es nicht gab. Sie war von Loukis’ Äußerem gebannt, hatte jedoch nicht die geringste Ahnung,
     was sich dahinter verbarg. Sie wusste rein gar nichts über ihn, sie hatte noch nicht einmal das Tier erkannt, das er eigentlich
     war. Wenn er ernst und verschlossen war, so dass ihm nicht ein einziger Laut über die Lippen kam, glaubte Maria, er sei launisch,
     und fand ihn geheimnisvoll. Als er damals auf dem Rückweg von der Burg ihre Hand nahm, hielt sie das für eine zärtliche Geste.
     Doch mit ihrer kindischen Provokation und ihren verliebten Spielchen hatte sie ihm das Herz gebrochen, undin diesem Augenblick hasste Praxi Maria ebenso leidenschaftlich, wie sie sich selbst verabscheute.
    Kopflosigkeit, das war alles gewesen; ein schwacher Moment, ausgelöst durch ihr eigenes Gefühlschaos, durch Scham und die
     Angst, erwischt zu werden. Wäre sie doch nur ehrlich und mutig genug gewesen, sich gegen Marias Fragerei zu behaupten. Hätte
     sie doch nur zugegeben, dass sie Loukis liebte, ihre Verlegenheit hinuntergeschluckt und ihrem Herzen Luft gemacht: wie er
     ihr Blut in heißes Öl verwandelte, wie es durch ihre Adern schoss, wann immer er ihr nahe kam, wie ihre Haut bei jeder noch
     so flüchtigen Berührung brannte, wie sie Tag und Nacht von seinen Augen und seinem Lächeln träumte, dass sie ihr Leben für
     ihn geben würde. Doch sie hatte nichts dergleichen gesagt. Sie hatte gelogen, hatte ihre heimliche Liebe öffentlich verleugnet
     und damit ihrer beider Leben zerstört. Praxi konnte nicht verstehen, wie sie es hatte so weit kommen lassen. Alles hätte so
     einfach sein sollen: Nächsten Monat hätten sie begonnen, einander den Hof zu machen, sie hätten Verlobung gefeiert, geheiratet,
     Kinder bekommen und glücklich bis ans Ende ihrer Tage gelebt. Jetzt wusste sie nicht einmal mehr, wann sie ihn das nächste
     Mal wiedersehen würde. Sicher war nur, dass es nicht bald sein würde. Loukis war vor ihr davongelaufen, um zu dem Mann zu
     werden, nach dem sie verlangt hatte. Und da Gott die Sünder bestrafte, würde es zu spät

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