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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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nur eine einzige Gemeinsamkeit: Feindseligkeit. Die Lage geriet
     von Tag zu Tag mehr außer Kontrolle und erzeugte eine Spirale von Gewalt und Gegengewalt. In dem ganzen Durcheinander war
     das türkische Pressezentrum in die Luft gesprengt worden, woraufhin türkische Zyprer, mit Knüppeln und Brechstangen bewaffnet,
     durch die Straßen der Hauptstadt gezogen waren. Lautstark hatten sie »Teilung oder Tod!« gefordert und waren über Polizeiautos
     hergefallen, hatten Häuser in Brand gesteckt und Geschäfte geplündert. Als schließlich Fabriken und Büros in Flammen aufgingen,
     gab es vier Tote und unzählige Verletzte.
    Noch vor zwei Jahren hatte Stavros’ Frau nachts von der Musik geträumt, die auf ihrer Hochzeit gespielt worden war, und von
     dem wunderschönen weißen Pferd, auf dem sie gesessen hatte. Heute wurde sie in ihren Träumen von bewaffneten Männern, toten
     Eseln und Bildern ihres ausgebrannten Hauses heimgesucht. Wenn Pembe nachts zitternd aus dem Schlaf hochfuhr, wusste ihr Mann
     nicht, wie er sie trösten sollte. Wiekonnte er sie davon überzeugen, dass sie sich unnötig beunruhigte, wenn ihn tagsüber die gleichen Alpträume quälten?
    Heillos in seine düsteren Gedanken versunken, bemerkte er erst, dass jemand neben ihm stand, als die Person ein höfliches
     Hüsteln von sich gab. Er hob den Kopf und sah Georgios, der ihm wortlos einen silbernen Flachmann reichte. Dankbar nickte
     der Bauer und nahm einen Schluck von dem wärmenden
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.
    »Du warst eine ganze Weile nicht im Kaffeehaus«, sagte Georgios. »Wir fangen an, uns Sorgen zu machen.«
    »Um mich oder darum, dass ihr eure Rechnungen selbst bezahlen müsst?«, versuchte Stavros zu scherzen.
    »Ehrlich gesagt, um beides.« Georgios lachte leise. »Na, komm, alter Freund, lass mich dir etwas Gutes tun. Das ist wirklich
     nicht der Augenblick, um auf toten Bäumen herumzusitzen.«
    Obwohl Stavros nicht in der Stimmung war, einen Spaziergang zu machen und sich mit Griechen zu umgeben, rappelte er sich hoch.
     Vielleicht würde ein Ausflug ins Kaffeehaus ja seine Schwermut vertreiben. Und vielleicht musste er sich diesmal nicht wieder
     Speichel von seinen Schuhen wischen wie beim letzten Mal – der Kommentar eines seiner Landsleute, den dieser ihm im Vorbeigehen
     zugeworfen hatte.
    Auf ihrem Weg ins Dorf bemühten sich die beiden Freunde, jedes Gespräch über Politik zu vermeiden, und redeten stattdessen
     über das Wetter und den Kartoffelpreis. Doch als sie sich dem Kaffeehaus näherten, wurde ihnen schnell klar, dass irgendetwas
     passiert sein musste, das für neuen Aufruhr gesorgt hatte: Keiner der älteren Männer spielte Karten, es wurde hitzig und gestenreich
     diskutiert. Wie immer setzten sich Stavros und Georgios an ihren Tisch in der Ecke. Als der
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die Getränke brachte, erkundigte sich Georgios, was passiert sei.
    »Gestern wurden in der Nähe von Kioneli acht Griechen ermordet«, erklärte er. »Es heißt, die Sicherheitskräfte haben fünfunddreißig
     Männer aus Skylloura und Kontemenos verhaftet und dann dort wieder freigelassen.«
    »Was? In Kioneli?«, fragte Georgios ungläubig. »Von ihren Dörfern bis dorthin sind es mindestens zehn Kilometer.«
    »Es war ein Komplott!«, rief Herr Televantos, der ihr Gespräch mitangehört hatte. »Die Briten haben sie absichtlich dorthin
     gebracht, weil sie genau wussten, dass diese türkischen Barbaren unsere Jungs abschlachten würden, wenn sie die Gelegenheit
     dazu hätten. Und so kam’s dann auch. Haben sie zerrissen wie wilde Tiere.«
    »Was erwartest du von den Türken?«, meldete sich der Bauer Fotis zu Wort.
    »Ich sage euch, wir sollten rübergehen und Gleiches mit Gleichem vergelten«, ereiferte sich nun Kostas, der Busfahrer. »Wie
     sagte Katalano einst? ›Wir, die tapferen Hellenen, müssen uns verbünden, eine Einheit bilden und diese ungläubigen türkischen
     Hunde wie Gyros am Spieß rösten!‹«
    Die Männer im Kaffeehaus applaudierten dem Busfahrer, woraufhin sich Stavros von seinem Stuhl erhob. Georgios wollte ihn gerade
     zurückhalten, da erkannte der alte Televantos, was er und die anderen Männer Schreckliches angerichtet hatten.
    »Hey, Stavros! Setz dich wieder hin, Mensch. Wir sprechen doch nicht von dir – du bist ja praktisch einer von uns«, beschwichtigte
     er.
    Langsam wandte sich der Bauer zu Herrn Televantos um. Es war still im Café geworden, und sämtliche Blicke waren auf Stavros
     gerichtet. Das wilde Durcheinander,

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