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Schattentraeumer - Roman

Schattentraeumer - Roman

Titel: Schattentraeumer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Busfield
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Beim Abschied steckte Demetris ihm eine Handvoll Zypern-Pfundnoten in die Tasche und nahm ihm das
     Versprechen ab, sie beide eines Tages wieder zu besuchen.
    In Alona nahm Loukis den Bus nach Lefkosia. Als er in der Hauptstadt ausstieg und durch die Straßen ging, staunte er nicht
     schlecht: Überall an den Hauswänden hingen Plakate von Makarios, und in den Straßen flatterte die blau-weiße Flagge Griechenlands.
     Von der düsteren Stimmung, die einst so schwer über der Stadt gelegen hatte, war nichts mehr zu spüren. Loukis konnte diesen
     Wandel kaum fassen. Wie auf Knopfdruck schien die Welt plötzlich zu leuchten.
    In dem überfüllten Bus nach Keryneia hatte er Mühe, einen Platz zu finden, und landete schließlich ganz hinten, eingequetscht
     zwischen einer großen Frau und einem kleinen Mann mit einem Huhn auf dem Schoß.
    »Nette Henne«, bemerkte er.
    »Nicht wahr?«, sagte der Mann und strahlte ihn an.
    Schon nach wenigen Kilometern konnte sich Loukis aus den Gesprächen der anderen Fahrgäste in etwa zusammenreimen, was die
     Gemüter in den letzten Tagen und Stunden bewegt hatte. Erzbischof Makarios war tags zuvor auf die Insel zurückgekehrt und
     in einem prachtvollen Triumphzug durch Lefkosia gezogen. Seine Heimkehr stellte offenbar den Höhepunkt einer Woche voller
     Feierlichkeiten dar, Tausende Menschen waren in die Hauptstadt geströmt, um die Freilassung von neunhundert politischen Gefangenen
     zu erleben. Loukis schwirrte der Kopf. Erst hier, inmitten des aufgeregten Geschnatters der Mitreisenden, begann er zu begreifen,
     dass der Kampf tatsächlich vorbeiwar. Lächelnd betrachtete er die vor ihm aufragenden Berge von Keryneia und bemühte sich, vor Aufregung nicht die Nerven zu
     verlieren.
    In Keryneia entschied Loukis, den malerischen Weg an der Küste entlang nach Hause zu nehmen. Es war bereits später Nachmittag,
     doch die Sonne schien noch warm auf ihn herab, und gedankenverloren sog er die Schönheit ihrer Strahlen in sich auf, die auf
     den Wellen tanzten. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen – flink entledigte er sich seiner Kleidung und rannte in die
     eisige Frühlingsbrandung, die auf seiner Haut schmerzte und ihn für einen Moment nach Luft schnappen ließ. Die Steine unter
     seinen Füßen fühlten sich schmerzlich vertraut an, und in dem Bewusstsein, dass es auf der ganzen Welt keinen schöneren Ort
     als diesen gab, stürzte er sich in die Wellen.
    Glücklich kehrte Loukis an den Strand zurück. Eine auffallend hübsche junge Frau saß im Kies und winkte ihm mit seiner Kleidung.
     Ihre Augen funkelten verschmitzt.
    »Maria«, begrüßte er sie. Sie reichte ihm seine Hose, ließ sie jedoch nicht los, als er danach griff.
    »Loukis«, erwiderte sie. »Ich hab dich fast gar nicht erkannt. Du bist groß geworden.«
    »Ach ja? Irgendwo im Speziellen?«, fragte er.
    Sie ließ vor Verlegenheit seine Hose fallen. »Wir haben dich vermisst, Loukis«, sagte sie, während er sich anzog. »Wo warst
     du die ganze Zeit?«
    »Weg«, antwortete er und ging davon.
    Er stieg die sandige Klippe hinauf, lief die Felder entlang, die allesamt Bauern gehörten, die er seit seiner Kindheit kannte.
     Er kam an Stavros’ Olivenhainen vorbei und verlangsamte seinen Schritt – weit und breit keine Spur von dem alten Mann oder
     seinem Esel Aphrodite. Loukis lief weiter, duckte sich unter Ästen hindurch, die in seiner Abwesenheit geschrumpft zu sein
     schienen. Als er um die Ecke zu seinem Elternhaus bog, sah er seine Mutter auf einem Hocker vor der Tür sitzen.
    »Ich wusste es!«, schrie Dhespina. »Ich wusste es! Ich wusste es! Georgios, komm schnell! Dein Sohn ist wieder da!«
    Loukis rannte auf sie zu und wirbelte sie in seinen Armen herum. Sie war leicht wie eine Feder und weinte vor Freude. Als
     er sie wieder abgesetzt hatte, streichelte sie ihm zärtlich übers Gesicht und drückte ihm zwei langersehnte Küsse auf die
     Wangen. Dann griff sie nach seiner Hand und zog ihn ins Haus.
    »Ich habe gespürt, dass du kommst«, erzählte sie aufgeregt. »Dein Vater hielt das natürlich für Unsinn, aber ich habe dich
     gespürt, Loukis, und ich habe die vergangenen zwei Wochen auf diesem Hocker gesessen und auf dich gewartet. Auf dich und darauf,
     ihm zu beweisen, dass ich recht und er unrecht hatte. Ha, Georgios! Wer ist hier jetzt eine verrückte alte Frau?«
    Georgios sprang von seinem Platz am Ofen auf und drückte den Sohn fest an seine Brust. Dann schob er ihn wieder von sich,
    

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