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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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von der Magie der Menschen, sondern auch vom Schamanismus der Orks und dunklen Elfen grundsätzlich unterschied. Den Kronk-a-Mor. Dies war das am wenigsten erforschte und zugleich schaurigste Geheimnis der Oger. Jene Magie, mit deren Hilfe der Unaussprechliche unsterblich geworden war.
    »Elo, korrigiere den Strom deiner Kraft!«, zerriss Panaricks Stimme die vollständige Stille.
    Der Magister schickte nicht nur selbst Kraft aus, er achtete auch noch darauf, was die anderen Erzmagier taten. Elo zuckte zusammen, und der azurblau-grüne Strahl änderte wie von Panarick gewünscht leicht die Richtung.
    »H’sat daro’o i’gh – stuur!«, intonierte Semmel ein getragenes Lied.
    Zum zweiten Mal innerhalb der Geschichte erklang im Turm des Ordens die Sprache der Oger, mit der die Magie des Kronk-a-Mor geweckt wurde. An das erste Mal versuchte Walder lieber nicht zu denken. Damals war der Erzmagier Grok mit ebender Hilfe des Kronk-a-Mor zu demjenigen geworden, der heute unter dem Namen »der Unaussprechliche« bekannt ist.
    »Im zweiten Abschnitt stimmt etwas nicht«, murmelte Ilio. »Walder, warum streut deine Kraft?«
    Auch Walder war nicht entgangen, dass er sich immer schärfer konzentrieren musste, um den Strom seiner Kraft zu lenken. Es war, als mache ihm etwas einen Teil der magischen Energie abspenstig. Da begriff er. Über dem Streit mit Semmel hatte er den magischen Schild, der ihn vor dem Schneegestöber geschützt hatte, völlig vergessen. Nun glomm der Schild immer noch am Rande seines Bewusstseins und stellte ein ärgerliches Hindernis für den Kraftfluss dar. Jetzt war es allerdings zu spät, ihn aufzulösen, da jede sekundenkurze Unaufmerksamkeit den Kreis auseinanderreißen würde. Walders Kraft würde, einmal unkontrolliert, ein katastrophales Werk der Zerstörung anrichten.
    »Es ist alles in Ordnung, Ilio«, beruhigte Walder seinen Freund.
    Panarick bedachte den Erzmagier lediglich mit einem finsteren Blick. Im Unterschied zu den anderen sah er den weißen und fast erloschenen Schutzschild. Der Magister verlor kein Wort darüber, doch Walder wusste, dass ihm nach dieser Sitzung ein wenig freundliches Gespräch bevorstand.
    Wie unbedacht von mir, schalt er sich innerlich, während er dem Gesang Semmels lauschte. Als sei ich ein grüner Junge.
    Zauberei und Schamanismus. Zwei Seiten einer großen und immer noch rätselhaften Kraft. Der ältere Schamanismus, entstanden zu Anbeginn der Zeiten, und die recht junge Zauberei. Beides hatte Vor- wie Nachteile. Zauberei wirkte augenblicklich, dafür zahlte der Zauberer jedoch mit Schmerzen. Dagegen brauchte es Zeit, um selbst einen schlichten Schamanenzauber zu wirken. Die langsame Magie – so nannten die Magier des Ordens und der lichten Elfen den Schamanismus verächtlich. Die lichten Elfen hatten dem Schamanismus ihrer Vorfahren vor langer Zeit abgeschworen, bedienten sich nunmehr der Zauberei der Menschen und überließen die alte Kunst ihren dunklen Brüdern.
    Im Saal schienen Stunden zu verstreichen. Der von der Magie herrührende Schmerz in Walders Schläfen wuchs. Und Magie war überall. Sie hielt die Erzmagier in einem warmen leuchtenden Kokon umspannt, sie pulste mit purpurroter Aura über den singenden Semmel hin, der seine Passes vollführte, sie ergoss sich in einem Wasserfall der Kraft aus dem Horn. Kraft erfüllte den ganzen Raum, vom Horn des Regenbogens um ein Hundertfaches, ein Tausendfaches verstärkt. Sie berauschte, lud zum Bad ein, forderte zur Anwendung heraus. Mit ihrer Hilfe ließen sich neue Berge und Meere schaffen, Tausende Kranker heilen, ja, selbst Tote wiederbeleben. Ein Brosame dieser Kraft – und alle Feinde Vagliostriens wären vernichtet, die Oger, Riesen, Orks und alle Geschöpfe, die den Menschen feindlich gesonnen waren. Sie wären für immer aus der Welt Sialas vertrieben. Walders bemächtigte sich Euphorie. Die Euphorie der Allmacht.
    »Etwas ist nicht, wie es sein soll«, stellte O’Cart aufgebracht fest.
    »Ich spüre nichts. Wo denn?« Elo drehte den Kopf hin und her.
    »Rechts vom dritten Abschnitt, unmittelbar über dem Artefakt.«
    »Wo? Ich sehe nichts!«
    In dem Augenblick bemerkte Walder es. Ein kleiner schwarzer Punkt im regenbogenfarbenen Schimmern des Horns. Der Punkt wanderte, folgte Semmels Stimme, flackerte gleich einer Kerze im Wind. Und der Punkt wuchs.
    »Hören wir auf!«, schrie Walder, dessen Mund plötzlich ganz trocken war. »Hier bricht unkontrolliert Energie aus!«
    »Lösen wir den Kreis

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