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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Kopf, ihnen wurde mit einem ebenso gewichtigen wie verhaltenen Nicken geantwortet. Man begrüßte sich unter Gleichen.
    Die beiden Erzmagier gingen zu ihren Stühlen und nahmen Platz. Walder musterte eingehend die Gesichter derjenigen, die er zwei Jahre lang nicht gesehen hatte.
    Ihm direkt gegenüber thronte Elo. Der lichte Elf mit dem kurzen, nach Menschenart geschnittenen aschgrauen Haar und den Fängen im Unterkiefer war ein vollberechtigtes Mitglied im Orden. Magister Panarick unterschied sich von seinen Kollegen aus anderen Königreichen durch seine fortschrittlichen Ansichten, was den Beitritt lichter Elfen zum Orden betraf. Sie hatten sich der Zauberei der Menschen zugewandt und dem Schamanismus ihrer Vorfahren abgeschworen. Doch war Elo wirklich ein Verbündeter? Oder blieb er ein Gegner? War er ein Freund? Oder ein Feind? In den zehn Jahren, die Walder den Stab des Erzmagiers trug, war er sich über den Elfen keineswegs klar geworden. Der niemals lächelnde Elo tat, was nötig war, ging stets den Weg des Verstands, nie den des Herzens. Zuweilen unterstützte der Elf Walder, zuweilen auch nicht. Niemand vermochte vorauszusagen, wie Elo sich verhielt.
    Drei Stühle weiter saß O’Cart, der kleingewachsene Filänder. Das feuerrote Zickenbärtchen und der ewig finstere Blick aus den unter buschigen roten Brauen liegenden Augen riefen bei Walder eine unüberwindliche Abneigung hervor. Und er machte keinen Hehl aus dieser. O’Cart vergalt es ihm mit gleicher Münze. Im Rat vertraten sie stets entgegengesetzte Auffassungen, im täglichen Leben versuchten sie, sich aus dem Weg zu gehen. Ein höfliches Nicken, wenn sie sich trafen, das war alles. Allein Panarick wusste, warum O’Cart seinen Platz als Erzmagier in Filand aufgegeben hatte und nach Vagliostrien gekommen war. Argwöhnisch, wie O’Cart war, vermutete er allenthalben Verschwörungen gegen seine Person. Dennoch musste Walder zugeben, dass O’Cart einer der stärksten Magier war, der unmittelbar hinter Panarick, Walder und Arzis kam.
    Jetzt saß er da, die Arme vor der Brust verschränkt, und beäugte verächtlich das Reisegewand Walders. In die Miene des rothaarigen Erzmagiers grub sich ein angewiderter Ausdruck, als sähe er nicht Walder vor sich, sondern eine halb verweste Ratte. Walder nickte höflich und lächelte O’Cart zu. Diesem blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls zu nicken.
    Der Gruß soll dir in der Kehle stecken bleiben, wünschte Walder dem Filänder innerlich, wobei er nicht den geringsten Zweifel hegte, selbst mit einem entsprechenden Wunsch bedacht worden zu sein.
    Wenn nicht gar mit Schlimmerem.
    Neben dem Magister saß ein hochgewachsenes hageres Wesen mit gurkenlangem Gesicht. Graue Augen, graue blutleere Lippen, schmale vertrocknete Hände. Semmel war alt. Weit älter als Panarick. Er war bereits Erzmagier gewesen, als Walder noch gelernt hatte. Er ging seinen eigenen, allein ihm ersichtlichen Weg. Die Welt interessierte ihn nicht. Semmels ungeteilte Leidenschaft galt dem Schamanismus der Oger, insbesondere seiner verbotenen Magie, dem Kronk-a-Mor. Der Magier war einer der wenigen Gelehrten in der Welt Sialas, der Altogerisch beherrschte. Auch jetzt blätterte er in einem vergilbten Folianten der Oger, ohne den Blick von den Seiten zu lösen, murmelte Formeln vor sich hin und achtete in keiner Weise auf das, was um ihn herum geschah.
    Semmel ist ein Fanatiker, dachte Walder. Und einen Fanatiker überzeugt man nicht ohne Weiteres davon, dass er unrecht hat.
    Walder missfiel Semmels Plan. Warum sollte es ihnen mit einem Mal gelingen, den Unaussprechlichen mit Hilfe des Horns des Regenbogens zu vernichten, wenn dieses bislang doch nur eins bewerkstelligt hatte, nämlich den Unaussprechlichen in den Öden Landen zu halten?
    »Wie war die Reise?«
    Die Frage zwang Walder, sich von den Zweifeln zu lösen, die an ihm nagten, und Panarick anzusehen. Panarick. Der Magister des Ordens von Vagliostrien. Die bedeutendste und einflussreichste Figur nach dem König. Mit seinen siebzig Jahren wirkte er erst wie fünfzig. Dunkelblondes Haar, rote Wangen und aufmerksame braune Augen, die er stets leicht zusammenkniff. Augen, die durch einen hindurchblickten und die tiefsten Geheimnisse und Wünsche ergründeten.
    »Danke der Nachfrage, Magister, bestens.«
    »Konntest du alles mühelos erledigen? Oder gab es Probleme?«
    »Die gab es durchaus, doch konnte ich sie lösen«, antwortete Walder.
    Um die Wahrheit zu sagen, er hatte sich sogar

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