Schattenwandler 04. Damien
hatte. Sie verstand alles, was er ihr zu sagen versucht hatte, wie sie auch verstand, das er sich auf seine Überzeugung und auf sein Gefühl verlassen hatte, während sie geschwankt und ihm diese unerträgliche Herzensqual bereitet hatte.
„Ich habe gesagt, du sollst nichts mehr sagen!“, fauchte er wütend und trat so dicht vor sie hin, dass sie einen Schritt zurückwich.
Dann besann sie sich und verlagerte ihr Gewicht auf die Fußballen. Sie stemmte sich gegen seinen aggressiven, eindrucksvollen Körper, der in berechtigtem Zorn vor ihr aufragte.
Damien schwankte, als sie nicht weiter zurückwich, und ihre Wärme, ihr Geruch und ihre Anwesenheit drangen in ihn ein wie ein Virus. Sie hob die Hände und versuchte, die Handflächen auf seine nackte Brust zu legen. Seine Hand schoss vor wie eine Peitsche, und er packte schmerzhaft eines ihrer Handgelenke und verdrehte es, damit sie ihn nicht berühren konnte.
Sie jaulte auf vor Schmerz und blickte ihm dann in die Augen.
„Du kannst mir das Handgelenk brechen, wenn du willst. Das schreckt mich nicht“, sagte sie sanft zu ihm.
Sie berührte seine kalte Haut mit der anderen Hand, und ein Schauer lief ihr über den Arm. Damien bemerkte die Reaktion und lächelte bitter.
„Ich war nicht auf der Jagd, seit ich von dir fortgegangen bin. Ich nehme nicht an, dass du dich mit mir zum Abendessen verabreden willst, oder? Wie du siehst, könnte ich ein kleines bisschen Wärme vertragen. Von irgendeiner Frau, es kommt nicht drauf an.“
„Bist du dir da so sicher?“, erwiderte sie ruhig. Sie legte den Kopf schräg und warf ihr Haar zurück, bis die Halskette in der Dunkelheit glitzerte. Was noch heller schimmerte, war ihr blasser Hals, den sie ihm mit geschlossenen Augen und hochgerecktem Körper darbot.
Doch statt seines Mundes legte sich eine starke Hand um ihren Hals. Sie gab ein ersticktes Keuchen von sich und riss die Augen auf.
„Bist du wahnsinnig?“, fauchte er vorwurfsvoll, während er wütend ihr Handgelenk verdrehte. „Wenn du mit dem Feuer spielen willst, Prinzessin, dann schlage ich vor, du suchst dir eine andere Flamme. Ich beiße nicht, wenn du mir das Wortspiel verzeihst.“
„Warum nicht? Es ist doch nur Nahrungsaufnahme, nicht wahr? Du hast ein Bedürfnis, und ich habe das, was du brauchst. Das ist doch ganz logisch.“
„Logisch?“ Immer ging es um Logik bei ihr. Immer war sie pragmatisch, alles war klar und hatte seine Ordnung. „Logik heißt, wenn ein Vampir wütend ist, Prinzessin, dann gehst du ihm am besten aus dem Weg, bevor er dir den Hals aufschlitzt!“
„Hunde, die bellen, beißen nicht“, sagte sie spöttisch.
Damien hätte ihr am liebsten gezeigt, wie heftig ein Vampir zubeißen konnte, wenn er außer Kontrolle war. Das änderte allerdings nichts daran, dass er schon viel zu sehr litt unter der Erinnerung an ihren Geschmack und an ihre außergewöhnliche Würze und an deren Wirkung auf seinen Körper. Er hatte diese Erfahrung schon mehrmals mit einer Droge verglichen, und er merkte langsam, dass er schnell abhängig wurde.
Damien drehte sich um seine Achse und hob Syreena hoch und knallte sie so hart gegen den Schrank, dass sie das Gleichgewicht verlor. Alles drehte sich um sie herum. Ihr war schwindlig, und sie versuchte mit den Zehen auf dem Boden Halt zu finden, doch der Fußboden war so glatt, dass sie wegrutschte, und er hielt sie zu hoch, als dass sie mit den Fersen den Boden hätte berühren können.
Dann presste er sie mit seinem ganzen Gewicht mit dem Rücken gegen den Schrank. Es war eine Bestrafung, keine Umarmung, aber sie konnte nichts dagegen tun, dass sie sich trotzdem belohnt fühlte. So kalt ihr auch war, es bedeutete, dass sie seinen Körper spürte, vor allem mit solcher Aggression, ein Stimulans für all ihre Sinne. Es kümmerte sie auch nicht, dass seine Hand ihr die Luft abschnürte. Sie hätte dem Einhalt gebieten können, doch in Wahrheit hatte sie keine Angst vor ihm, egal, wie heftig er sie beschimpfte und quälte. Sie wusste, dass er ihr niemals wehtun könnte.
Trotz seiner Grobheit, seiner bösen Worte und seinem Wüten hatte er nichts getan, was ihr wehgetan hätte.
Und jetzt musste sie wiedergutmachen, dass sie nicht besonders nett zu ihm gewesen war.
Sie wehrte sich zum ersten Mal gegen ihn, indem sie ihr Handgelenk befreite, während sie ihr Bein um sein linkes Knie schlang. Dann streckte sie das Bein ruckartig, sodass er den Halt verlor. Er fiel, wie erhofft, nach links, und sie fiel
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