Schattenwandler 04. Damien
besiegt, mit oder ohne Vorwarnung. Natürlich konnte sie das nicht wissen, und deshalb hatte sie getan, was sie dachte tun zu müssen, um ihn zu beschützen.
Was des Weiteren bedacht werden musste, war Siena.
Er hatte selbst telepathische Fähigkeiten, also hatte er die Art des Austauschs zwischen der Königin und ihrem Gefährten im Grunde verstanden. Siena fürchtete um das Glück ihrer Schwester. Und gleichzeitig hatte sie Angst, das Missfallen ihres Volkes zu erregen. Er musste nicht lange nachdenken, um den Grund zu verstehen. Er wusste um die möglichen Konsequenzen, wenn Syreena, Sienas einzige Erbin, einen Ausländer zum Mann wählte. Und Syreena wusste es auch.
„Und jetzt, Liebes, muss ich auf die Jagd. Ich werde aufgewärmt und hoffentlich friedlicher zurückkehren“, flüsterte er in ihr Haar.
„Keine Frauen“, murmelte sie halb im Schlaf.
„Keine, welcher Art auch immer. Versprochen.“
Ihre einzige Antwort war ein schläfriges Seufzen. Er lächelte und zog seinen Körper sacht unter ihr hervor. Dann bettete er sie und legte ihren Arm vorsichtig auf das Kissen, sodass er gestützt wurde. Er würde nicht weit weg gehen, und er würde auch nicht lange bleiben. In seiner momentanen Verfassung schaffte er das nicht, und er wollte wieder bei ihr sein, bevor sie überhaupt bemerkte, dass er fort gewesen war.
Alles andere war zweitrangig.
Nicodemous flog weiter und bemerkte bald, dass Damien mehr daran interessiert war, sich um sein Flittchen zu kümmern, als ihn zu verfolgen, und er war dankbar dafür.
Dennoch raste er vor Wut.
Wenn er diese hinterhältige, verschlagene kleine Lykanthropenhure je in die Finger bekäme, würde er sie auf der Stelle mit seinem besten Silbermesser ausweiden.
Unglücklicherweise musste er zuerst das Entfernen des verdammten Astes überleben.
Kurz darauf landete er ungeschickt irgendwo in der Wüste von Nevada. Es gab einen besonderen Grund, warum es gerade dieser Ort war. Es würde so wehtun, als würde man der Sonne ausgesetzt, doch Sand war die schnellste Lösung, um die klaffende Wunde zu schließen, die das Entfernen des Asts hinterlassen würde. Nachdem er die Wunde damit gefüllt hätte, würde er fern von Menschen und Tieren Schutz vor der Sonne suchen und sich in Kältestarre versetzen, bis sein Körper geheilt war.
Es wäre hilfreich, wenn er jagen könnte. In diesem Zustand war das unmöglich, doch frisches Blut war stets die beste Quelle für einen Vampir, wenn es um schnelle Heilung ging. Da er in dieser Sache keine Wahl hatte, würde er sich mit der Kältestarre begnügen. Zumindest könnte er dann schlafen und darüber nachdenken, was schiefgegangen war. Er konnte es nicht genau sagen, doch Nico war überzeugt davon, dass irgendetwas Seltsames vorging.
Ein Vampir, der eine Lykanthropin beschlief, war schon seltsam genug, doch Damien, der sogenannte Erbprinz, hatte ihr Blut getrunken. Mehr als einmal, aus den Malen zu schließen. Und es gab eine Menge Vampire, die daran Anstoß nehmen würden. Vielleicht konnte ihm das später von Nutzen sein.
Aber da war noch etwas anderes. Es musste so sein. Er war zu alt und erfahren, um nicht zu merken, wenn seltsame Dinge vor sich gingen. Damien war der Beste, was das Manipulieren von Wahrnehmung anging, doch etwas an diesem Trick mit dem Raben und dem Falken ließ ihn nicht los.
Nico ging auf die Knie und spreizte sie so weit, wie er konnte, während seine Hände den Ast umfassten.
Es wäre einfacher zu bewerkstelligen, wenn nicht sein missratener Sohn den Schwanz eingezogen hätte und davongerannt wäre wie ein heulendes Weib, dachte er wütend. Er hatte gewusst, dass Cyril es bei der Frau versuchen würde, so wie er auch gewusst hatte, dass er in den letzten paar Tagen an der Grenze von Damiens Territorium gejagt hatte. Dieses idiotische Kind hatte einen gewissen Ehrgeiz, aber das war auch alles, was in den Augen seines Vaters bemerkenswert an ihm war. Ansonsten war das, was er getan hatte, nachlässig gewesen und dumm und überstieg bei Weitem Cyrils Fähigkeiten. Nico hatte keine Ahnung, was sein Sohn sich dabei gedacht hatte, als er es mit Damien aufnehmen wollte.
Zumindest war Nico so schlau anzuerkennen, dass Damien am längsten an der Macht war, weil er es verdiente. Der Prinz war kein lasches Aushängeschild, das war sicher. Doch bei jedem Kampf lernte Nico ein wenig mehr. Wenn er diesen Kampf überlebte, dann war er bereit, es ein drittes Mal zu versuchen.
„Brauchst du ein bisschen Hilfe
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