Schattenwandler 04. Damien
der Blutverlust“, sagte sie trocken als Antwort auf seinen Gedanken.
Er lachte in sich hinein. „Ich nehme an, auf die Jagd nach Blut zu gehen, gehört nicht zu deinen weiteren versteckten Talenten, oder?“
„Ich habe eine bessere Idee“, flüsterte sie erwartungsvoll, als sie ihre blutverschmierten Hände von seinem geheilten Körper löste. „Möchtest du gern wissen, wie Damien es vorhin geschafft hat, dich auszutricksen?“
„Kann das warten, bis ich etwas zu mir genommen habe?“
Die schöne Blonde trat dicht vor ihn, ihre Hände packten sein feuerrotes Haar, und ihr Mund presste sich auf den seinen. Nico war vollkommen überrascht, doch sie war ein warmes, sinnliches Weib, also brauchte er nicht lange, um sich wieder zu fangen. Er küsste das mutige Frauenzimmer entschlossen und sorgte dafür, dass sie nach Atem rang, als er sie losließ. Sie küsste ihn erneut und schmiegte ihren Körper mit geschmeidiger Sinnlichkeit an ihn.
Es war klar, dass sie wusste, wie sie mit einem Mann umgehen musste. Es war die Art, wie sie sich an ihm rieb, wie sie die Hände fordernd über ihn gleiten ließ. Sie war forsch und ungehemmt, was Nico an Frauen sehr mochte.
„Okay, du gewinnst“, brummte er und zog sie an den Haaren von seinem Mund weg. Er schlang eine Strähne um seine Hand und hielt sie fest, während er ihr Gesicht bewunderte.
„Wie hat er es gemacht?“
„Willst du es herausfinden?“, fragte sie atemlos.
„Hab ich doch eben gesagt, oder nicht?“
„Gut.“
Sie stieß den Mann, der sie an den Haaren festhielt, zurück und bot den hungrigen Augen und dem verlangenden Körper ihren schlanken, appetitlichen Hals dar.
Jasmine rieb abwesend ihre kalten Arme, als sie zum dritten Mal ihr Zimmer durchschritt.
Sie war nicht sonderlich interessiert an materiellen Dingen, daher erkannte sie, obwohl sie erst eine kleine Tasche halb gepackt hatte mit Kleidern, dass es sonst nichts gab, was sie wirklich mitnehmen wollte.
Neben ihrer Tasche lag das alte Buch auf dem Bett, das sie sich aus der Schattenwandlerbibliothek geliehen hatte. Sie ging hin, berührte den Ledereinband und den seltsamen Titel am unteren Rand.
Er war in Vampirsprache, ihrer ältesten Sprache, und er bedeutete schlicht: Überlegungen.
Ein so bescheidener Titel für ein so bedeutsames Thema, dachte sie mehr als ein wenig niedergeschlagen. Sie hatte nichts anderes getan in den letzten achtundvierzig Stunden, als ihre Schlussfolgerungen wieder und wieder zu durchdenken. Egal, was sie tat, ihre Überlegungen schienen sich im Kreis zu drehen; Logisches erschien nach einer Weile unlogisch, und alles klang weinerlich und emotional in ihrem Kopf, wenn sie nur lang genug darüber nachdachte. Zeitweise fühlte sie sich wie ein Kind, das einen Trotzanfall hat, weil ein anderes Kind ihm sein Lieblingsspielzeug weggenommen hat, und ein Erwachsener kommt daher und legt ihm die Gründe dar, warum es teilen sollte.
Du musst teilen, oder man nimmt es dir für immer weg. Wenn du nicht teilen kannst, kannst du auch nicht spielen.
Jasmine stampfte mit dem Fuß auf, auch wenn es das Bild in ihrem Kopf nur bestätigte. Sie hatte Damien doch mit den anderen Frauen geteilt. Warum fiel es ihr diesmal so schwer?
„Weil sie kein Vampir ist und uns nicht versteht“, beschwerte sie sich in das stille Haus hinein.
Verstand eine Lykanthropin die Art, wie Vampire ihre Einsamkeit und ihre Langeweile mit einer intimen Berührung kompensierten, die nichts mit Sex zu tun hatte? Und was war damit, dass Syreena sie bedroht hatte, wo sie dem Mann doch nur helfen wollte. Wäre die kleine Prinzessin böse, wenn Jasmine und Damien einen ganzen Tag hinter verschlossenen Türen verbrächten, nur um zu reden, wie sie es früher so oft getan hatten? Vampire waren nicht beleidigt, wenn andere sich zurückzogen, so wie sie auch nicht beleidigt waren, wenn andere sich in ihrer Gegenwart zügellos benahmen.
Jasmine konnte sich vorstellen, wie Syreena gleich beim ersten Mal einen Anfall kriegte, wenn sie mitbekam, dass jemand Sex im Gemeinschaftsraum hatte oder nackt durch das Haus lief. Die Vampirin war zu wütend, um zu bedenken, dass sie über die Jahrhunderte immer wieder ein paar Wochen am Hof der Lykanthropen verbracht hatte und dass es sich in dieser Hinsicht um eine ganz ähnliche Kultur handelte. Neben Gemeinschaftsbädern und heißen Quellen, die sich im Schloss verteilten, waren öffentliche Nacktheit und öffentlicher Sex genauso üblich.
Nach einer Weile
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