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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Natur mit sich. Er war eindeutig eine Art Zentrum für seine Leute. Musste es sein. Nur Leute mit einer solchen Kraft und Hingabe benutzten den Ausdruck »meine Leute« mit solcher Selbstverständlichkeit.
    »Ich glaube nicht, dass dein Leben auch nur annähernd so verrückt ist wie meins. Ich habe ein paar ziemlich haarsträubende Hobbys.«
    »Zum Beispiel?«, ermunterte er sie.
    »Wildwasser-Rafting, Höhlenforschung, Klippenspringen, Objektspringen …« Sie brach ab, als sie sah, dass sein Gesichtsausdruck erstarrte. Keine Wut, keine Begeisterung, kein Ärger. Nur Starre. »Noah«, sagte sie vorsichtig und schluckte ihre Enttäuschung hinunter, »stell mir nicht irgendwelche Fragen, wenn du die Antworten nicht verkraftest. Ich versuche, ehrlich zu sein, und das bin ich nicht von Natur aus.«
    Noah musste blinzeln angesichts der Ermahnung, auch wenn sie noch so freundlich war. Sie hatte recht. Sie benutzte außerdem ihre stärkere Intuition, um hinter die Maske zu blicken, die er aufsetzte, um seine Reaktion auf ihren todesverachtenden Zeitvertreib zu verbergen. Wie sollte er ihr erklären, dass die Vorstellung, sie könnte verletzt oder getötet werden, erschreckend für ihn war? Er konnte das Leben ohne sie nicht ertragen. Prägung oder nicht, er konnte nicht in einer Welt leben, ohne ihr weiches Haar zu berühren, ihren süßen Mund zu schmecken oder über ihren bissigen Humor zu lachen.
    Er wusste, dass es da einen Schmerz geben musste, dass all diese Hobbys und die Gefahr, in die sie sich brachte, der Versuch waren, eine Angst zu überwinden, an die sie nicht rühren konnte, auch wenn sie es noch sosehr versuchte. Je näher ihr Geist dem seinen kam, desto überzeugter war er davon.
    Jedoch hatte er nicht das Recht, zu urteilen oder ihr Beschränkungen aufzuerlegen. Er hatte ihr noch nicht einmal die Höflichkeit erwiesen, ihr zu sagen, dass ihr Leben sich ändern würde.
    Doch er musste es tun.
    »Kes, wenn du die Gefahr suchst, gibt es viel näherliegende Dinge, die du tun kannst«, sagte er leise zu ihr und berührte erneut ihr Haar. »Du bist dazu geboren, herausragend zu sein. Du bist dazu geboren, eine Position einzunehmen, die immer gefährlich sein wird.«
    »Ich weiß«, sagte sie und blickte ihn überrascht und ein wenig verwirrt an. »Ich frage mich nur, woher du das weißt.«
    Du bist dazu geboren, mein zu sein.
    Noah blickte starr in ihre eisblauen Augen und schickte den Gedanken mit größter mentaler Anstrengung und unter Anwendung sämtlicher Tricks, die Legna ihm gezeigt hatte, an ihren Verstand.
    Kestra spürte eine grimmige Kälte auf der Haut, ihr Kopfschmerz loderte auf, und dann …
    Die Worte fanden den Weg in ihren Verstand, es konnten unmöglich ihre sein, denn es war seine Stimme, laut und klar, tief und sexy. Ein Missverständnis war nicht möglich, denn auch sein Blick sprach den Satz wieder und wieder.
    Du bist dazu geboren, mein zu sein.
    »Nein«, flüsterte sie, schüttelte den Kopf und versuchte die Hand auf ihrem Haar abzuschütteln.
    Doch er packte noch fester zu und zog sie an sich, sein Mund dicht vor ihrem, sodass jeder den heißen Atem des anderen auf dem Gesicht spüren konnte.
    »Hör mir gut zu, Kestra. Schau mir in die Augen und denk nur an eins. Vertrau dir selbst. Vertrau dir, wenn du mir nicht vertraust. Du lachst der Angst ins Gesicht, weißt du noch? Das zeigt sich in allem, was ich von dir gesehen und gehört habe. Um meinetwillen musst du furchtlos sein, nur eine Weile, und mir zuhören. Lauf nicht weg von mir, ohne dass ich es dir erklärt habe.«
    Kestras Augen weiteten sich, ihre Atmung ging schneller, doch sie verspürte keine wirkliche Furcht, als sie in seine Augen blickte. Nicht vor ihm. Oh, der Satz, der in ihrem Kopf schwirrte, machte ihr schon Angst. Sie schrie innerlich geradezu vor Angst. Aber auch das hatte nichts damit zu tun, dass er glaubte, sie sei für ihn geboren, sondern allein damit, dass sie ihm glaubte.
    Aus tiefster Seele.
    Seine Hand glitt von ihrem Kopf und legte sich in ihren Nacken, diese beruhigende, beschützende Berührung, die sie so entwaffnete, unter der sie sich so entspannen konnte. Gott, seine Berührung war wie Magie. Es war Magie. Sie war überzeugt davon. Er war eine Art Zauberer und würde gleich einen Haufen Kaninchen aus seinem Zylinder ziehen.
    Sie lachte und machte sich nichts daraus, dass es ein wenig hysterisch klang.
    »Okay«, sagte sie atemlos, »erklär’s mir. Erzähl mir deine Geheimnisse, und ich verspreche

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