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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Und das, obwohl sie für eine Frau ziemlich groß war. Sie fühlte sich auf einmal extrem im Nachteil, weil sie von Noah im Arm gehalten wurde wie eine Art blondes Sexhäschen und in ihrem blöden Kleidchen diesem Bild auch noch entsprach. Kestra spürte, wie Noahs Arm von ihrer Taille fiel, und er trat vor sie. Sie spürte ein Prickeln auf der Haut und erkannte, woher es kam. Es war überschüssige Energie. So wie Noah sie abgab, wenn ihn etwas störte.
    Sie hatte ihn irgendwie verärgert, da war sie sich sicher, obwohl sie nicht genau wusste, wie. Abwehrend verschränkte sie die Arme vor der Brust, während er in die Mitte des lockeren Kreises trat, den die Männer bildeten.
    »Kestra, das ist Jacob, mein Vollstrecker. Hinter dir ist Elijah, mein Feldherr. Gideon, unseren Heiler, hast du schon kennengelernt. Meine Herren, das ist Kestra, meine … unsere jüngste Druidin.«
    »Sei gegrüßt, Kestra«, sagte Jacob und stieß sich von der Wand ab, um ihr die Hand zu schütteln, eine Geste, mit der sie sich wieder wie unter Gleichen fühlte. »Ein Vollstrecker ist das, was ihr vielleicht … Polizei nennt. Ich habe das Kommando über unsere Gesetzeshüter.«
    Elijah klopfte ihr auf die Schulter und umfasste begeistert ihre Hand mit seinen beiden Pranken. »Hallo! Ich bin wirklich höchst erfreut, dich kennenzulernen. Ich werde dich ebenfalls aufklären«, fügte er rasch hinzu, als er über ihre Schulter hinweg Noahs finsteren Blick sah. »Feldherr bedeutet, ich bin der Anführer unserer bewaffneten Streitkräfte, was unsere Verteidigung gegen Fremde betrifft.«
    »Fremde?« Sie sagte es vorsichtig und warf Noah einen raschen Blick zu. Der stand steif da und kam ihr kein bisschen zu Hilfe. »Du meinst andere Schattenwandler?«
    »Zum Teil. Das ist kompliziert. Wir haben im Moment einen recht stabilen Frieden mit allen Völkern, doch wie in jeder Gesellschaft war das nicht immer so. Und natürlich gibt es noch andere Bedrohungen.«
    Ihr ging augenblicklich ein Licht auf:
    »Menschen.«
    »Ich fürchte, ja«, sagte er mit aufrichtigem Bedauern.
    »Das überrascht mich nicht«, sagte sie. »Ich hatte schon häufig mit dem eher zwielichtigen Teil der Menschheit zu tun. Ich kann es euch nicht verdenken, dass ihr Vorsichtsmaßnahmen ergreift oder Dinge tut, um euch zu schützen.«
    »Hey, Noah, sie gefällt mir!«, rief Elijah mit einem Lachen aus und klopfte ihr so fest auf die Schulter, dass sie beinahe in Angriffshaltung gegangen wäre.
    Kestra nickte Gideon nur zu, während sie über diese neuen Informationen nachdachte. Ihr war noch nie in den Sinn gekommen, dass Dämonen Menschen als Feinde betrachten könnten. Sie wollte Noahs Geist spontan nach weiteren Informationen durchforsten, doch sie hatte das Gefühl, dass das im Augenblick irgendwie nicht angemessen wäre. So blieben ihr als Anhaltspunkt nur Noahs Begegnungen mit anderen menschlichen Wesen. Der Zusammenprall in Sands Hotelsuite. Er hatte die beiden Männer getötet, ohne mit der Wimper zu zucken. Natürlich waren sie schwer bewaffnet gewesen und hatten vorgehabt, sie umzubringen, und sie wäre tot, wenn nicht …
    Der Gedanke wurde jäh unterbrochen, und sie blickte zu Noah auf. Sein Blick war unendlich viel sanfter diesmal, und sie sah, wie er mit der Hand neben seinem Oberschenkel eine beschwichtigende Geste machte. Ein Zeichen, ihre Gedanken loszulassen und sich auf den Augenblick zu konzentrieren. Erklärungen und Informationen würde es später geben. Er brauchte sie … wollte, dass sie ganz präsent war und sich nicht in irgendetwas verstrickte, um das Verhalten von Dämonen zu verstehen.
    Die Gruppe ging zu einem Sekretär hinüber, der hinter hohen Bücherregalen mit lauter gleich großen, ledergebundenen Büchern versteckt war. Zwei Stühle standen davor, ein Stuhl dahinter. Sie brauchte nur einen Blick auf den breiten, bequemen Holzstuhl hinter dem Sekretär zu werfen, dann konnte sie sich gut vorstellen, wie Noah stundenlang dort saß. Die Armlehnen schimmerten goldgelb, wo die Jahre und seine Hände das massive Eichenholz abgenutzt hatten. Der Bezug, purpurroter Samt, war durch den häufigen Gebrauch ein wenig ausgeblichen.
    Noah ging nicht um den Tisch herum, um seinen vertrauten Platz einzunehmen, sondern lehnte sich einfach dagegen. Jacob ließ sich bequem vor ihm auf einen Stuhl sinken. Die anderen traten näher und warteten, dass Noah das Wort ergriff. Ihr Instinkt rüttelte sie wach, und sie ging zu dem Tisch und schwang sich hinauf, ihre

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