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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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für reine Seelen abstoßend war. Das war ein Zeichen dafür, dass sie gegen das Gesetz ihrer Gattung verstoßen hatten, indem sie ihre Beute getötet hatten … indem sie Schattenwandler um ihrer besonderen Fähigkeiten willen getötet hatten. Jacobs Volk war gegenüber diesem Geruch schon immer hochempfindlich gewesen. Jacob wusste außerdem, dass Noah diesen Geruch ebenfalls wahrnehmen konnte und dass sie so den Vampir leicht verfolgen konnten, falls ihm die Flucht aus dem Raum gelang.
    Eine kleine bunte Glasscheibe sprang aus dem Bleirahmen, als der Vampir sich immer heftiger gegen das Fenster presste. Die dunklen Farben dienten dazu, das Licht auszusperren, doch jetzt fehlte die Glasscheibe, und der Silberglanz des vollen Mondlichts war zu sehen. Jacob dachte über eine Entmolekularisierung nach, entweder des Feindes oder der Geisel, doch er wusste, dass diese Verwandlung ohne eine Berührung zu lange dauern würde und er nicht verhindern konnte, dass der Vampir in dieser Zeit Schaden anrichtete.
    Plötzlich fauchte der Vampir und schlug die Zähne brutal in den Hals der Prinzessin. Sie schrie hinter der Hand, die ihr den Mund zuhielt. Dann, als ob sie es geplant und nur auf den richtigen Moment gewartet hätte, warf sie sich mit ihrem ganzen Gewicht nach vorn, um mit den Fußsohlen den Boden zu berühren … und dann mit der ganzen Kraft ihrer gertenschlanken Gestalt wieder zurück.
    Syreena stieß so fest zu, dass sie beide in das Fenster krachten und sie und der gierige Vampir über die Fensterbank fielen und auf die Felszungen zustürzten, die sich am Fuß der Festung befanden. Noah und Jacob stürzten ans Fenster, um zu beobachten, wie der Vampir versuchte, seine Beute festzuhalten, bevor ihm klar wurde, dass das Unsinn war. In Sekundenbruchteilen verwandelte er sich von einem Vampir in einen Vogel und schockierte die Dämonen mit dieser Verwandlung.
    »Eine Mistral«, rief Jacob dem König zu, und beide begriffen, dass es einen Mord gegeben haben musste, von dem sie noch gar nichts wussten. Nur eine Mistral konnte sich mit solcher Geschwindigkeit in einen Vogel verwandeln, außer dem Vampirprinzen selbst, der diese Eigenschaft durch das Blut seiner geliebten Lykanthropenfrau erworben hatte.
    Noah ließ Jacob zurück und jagte hinter der dunklen Krähe her, die in den Schutz der rumänischen Bergwälder schwirrte. Jacob folgte der taumelnden Lykanthropin. Sie war zu weit von ihm entfernt und zu schnell, als dass er sie einholen könnte, doch gerade als er ihr Verhältnis zur Schwerkraft ändern wollte, floss ihr nun wieder loses Haar an ihrem Körper herunter, konnte endlich seine natürliche Aufgabe erfüllen, und sie nahm so blitzschnell die Form eines Falken an, dass der Vollstrecker es kaum mitbekam. Sie schoss hinab und entging dem Tod auf den schroffen Felsen nur um Haaresbreite. Doch Jacob wusste, dass sie noch immer in Gefahr schwebte. Der Vogel gewann an Höhe, taumelte, fiel dann zu Boden und überschlug sich mehrmals. Als sie zur Ruhe gekommen war, hatte die Prinzessin ihre Menschengestalt wieder angenommen, lag auf dem Schiefergrund und rang nach Luft, während Blut aus der Wunde an ihrem Hals lief.
    Kestra hatte vor dem Kamin im großen Saal gesessen, die Füße unter den Hintern gezogen. Ihre ganze Aufmerksamkeit war nach innen gerichtet, und hilflos musste sie mitansehen, wie Noah eine unhaltbare Situation wenden wollte. Sie konnte jeden Augenblick seiner Qual spüren, das Pulsieren seines Schmerzes in der Erinnerung an seine Mutter, die am Hals und am Bauch verletzt worden war. Es war das erste Mal, dass sie in seinem Geist diese beiden Worte gehört hatte …
    Was, wenn …
    Kestras Herz verkrampfte sich voller Angst. Oh, er war ein so guter Mann. So ehrenhaft. So weise. So intelligent. So schnell bereit, jeden zu lieben, der ihm am Herzen lag. So viel persönlicher Schmerz und Verlust über so viele Jahrhunderte hinweg. Entscheidungen getroffen zu haben, die Leben auslöschten. Jahre auf der vergeblichen Suche nach Frieden. Und trotzdem liebte er. Wie konnte er das alles nur ertragen? Wie konnte er freiwillig etwas von seinem Herzen verschenken in dem Wissen, dass ihm dieser Teil gewaltsam entrissen werden konnte? Und das über sechshundert Jahre hinweg.
    Sie hatte nicht einmal zwei Jahrzehnte gehabt, um richtig zu lieben.
    Kes blickte in die lodernden Flammen im Kamin, obwohl das gleißende Licht ihre Augen blendete. Das brachte sie zu dem Konflikt zurück, in dem Noah sich befand. Sie

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