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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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auf mich selbst aufpassen.«
    Er betrachtete sie stumm, und sie stellte sich vor, wie er in ihrem Geist nach Informationen suchte. Seine Verwirrung war ihm anzusehen. »Was für eine Fähigkeit hast du?«
    Gute Frage, überlegte sie. Sie hatte keine Ahnung, was für eine Fähigkeit sie hatte oder haben würde.
    Doch sie war ihm dankbar, dass er sie daran erinnert hatte.
    Sie löschte seine Einblicke in ihre Gedanken und bewegte sich geschmeidig durch den Raum, bis sie vor Noahs Schreibtisch stand. Sie glitt wie zufällig hinauf und rutschte mit dem Hintern genau an die Stelle, wo Noah sich vorhin über sie hergemacht hatte. Sie stützte sich auf die Hände und ließ ihren Geist nur von ihrem Gedächtnis führen, während sie sich zurücklehnte und mit den Fingern leicht gegen einen silbernen Brieföffner tippte.
    »Ah! Du bist die Frau des Königs!« Der Vampir kicherte freudig, als er die Erkenntnis aus ihrem Geist hervorholte.
    »Ja. Darum habe ich keine Angst.« Und das war der Grund, warum sie die Erinnerung an ihr Intermezzo noch einmal abgespielt hatte.
    »Mmm, stimmt … du musst außergewöhnliche Fähigkeiten haben, wenn du die Frau des Dämonenkönigs bist.«
    Kestra schlug die Beine übereinander, und ihr Rock rutschte nach oben, und sie zog lächelnd die Mundwinkel hoch. Er kam näher, und sie dachte nur noch an das, was sie als Nächstes tun würde.
    Noah jagte als ein reiner Flammenball hinter der Krähe her, schoss durch die Luft und versengte Äste und alles, was ihm in den Weg kam. Er würde dem Mistkerl jede einzelne Feder verbrennen. Er würde ihm einen Bratspieß in den Körper jagen und ihn höchstpersönlich über offener Flamme rösten. Die Mittagssonne wäre geradezu wie Balsam, verglichen mit seinem brennenden Zorn.
    Innerhalb von Minuten spielte er mit einem hektisch dahinfliegenden Vampir, dem im wahrsten Sinne des Wortes der Schweif qualmte. Es gab kein Entkommen für ihn. Und wenn nötig, würde Noah in Sekundenbruchteilen den ganzen Wald abfackeln.
    Der Vampir schien zu begreifen, dass er in seiner gestohlenen Mistralform besiegt war, und nahm in einer unbeholfenen Aktion wieder seine natürliche Gestalt an und knallte in einen Haufen aus Schnee und Laub, der gespickt war mit Gesteinsbrocken aus den rumänischen Bergen. Der Feuerteufel, in den sich der Dämonenkönig verwandelt hatte, landete als Flammenwand und ließ dem Vampir so wenig Raum, dass dieser in einem letzten Versuch, sich zu retten, auf den König zurannte.
    »Bitte! Töte mich nicht! Ich … ich habe Informationen!«
    Noahs flammenumloderte Arme sanken herunter, brannten jedoch die ganze Zeit weiter und zogen wie jedes Feuer die Aufmerksamkeit des Vampirs auf sich.
    »Ich habe alle Informationen, die ich brauche«, sage Noah gleichgültig und hob die zum Opfern bereiten Hände.
    »Nein! Das hast du nicht! Wenn dem so wäre, wärst du nicht hier! Dann würdest du nämlich dein Schloss bewachen!«
    Die panische Bemerkung jagte einen so mächtigen Kälteschauer durch den Dämonenkönig, dass alle Feuerkräfte in ihm erloschen.
    »Rede«, sagte er rau und brüllte dann wild: »Sofort!«
    In dem Augenblick, als er den Befehl erteilte, suchte er nach Kestra, doch er stellte fest, dass sie die Verbindung gekappt hatte. Wieso hatte er das nicht bemerkt? Hatte ihn sein Rachedurst blind gemacht? Hatte sie ihn um Hilfe angerufen und hatte sein flüchtiges Bedürfnis, seine Wut an jemandem auszulassen, ihr Rufen übertönt?
    »Mein Bruder dringt in dein Schloss ein, so wie ich bei Damien eingedrungen bin. Er hat dich gesucht, großer König. Einen würdigen Gegner. Er hatte nicht erwartet, dass du Damien persönlich zu Hilfe eilen würdest.«
    »Idiot!« Noah spie das Wort aus, unsicher, wen er damit meinte. »So war es von Anfang an geplant! Du Idiot!«
    Das Waldgebiet ging explosionsartig in Flammen auf.
    Jacob erreichte die Veranda gerade noch rechtzeitig, um sich schützend über die Prinzessin zu werfen, als eine Feuerwalze aus einer Baumreihe hervorbrach und so dicht über ihre Köpfe hinwegfegte, dass sie beinahe ihre Haare versengt hätte. Er hatte sie kommen spüren, und als sie vorbei war, riss er den Kopf hoch, um zu sehen, was geschehen war. Schweiß tropfte ihm von den Haaren, als er sich mit gegrätschten Beinen schützend über die Prinzessin kniete. Er hielt die Hand immer noch auf ihre Wunden gepresst, obwohl Noah die blutende Stelle gerade erst verschlossen hatte. Der Erddämon konnte nichts sehen, nichts fühlen, er

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