Schattenwandler 05. Noah
gesellschaftlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen. Sie waren zu einer kleinen privaten Dinnerparty in der Festung des Vampirprinzen eingeladen. Zu Gast waren alle, die dabei geholfen hatten, seiner Braut das Leben zu retten, einschließlich ihrer Schwester, der Königin der Lykanthropen, und Elijah. Damien und Syreena hatten sich das als Geste des Dankes ausgedacht.
Kes spielte mit ihrer Perlenkette, die Noah zusammen mit ihrem Leben gerettet hatte, was schon eine Ewigkeit her zu sein schien. Sie trug ein atemberaubendes Abendkleid, das sie erst nach stundenlanger Suche gefunden hatte, wobei sie in der lebhaften Vollstreckerin, was das Shoppen anging, eine Gleichgesinnte gefunden hatte. Das lange schlichte Kleid aus glatter dunkelroter Seide wurde nur von zwei hauchdünnen Trägern gehalten, und ein schimmerndes Unterkleid in derselben Farbe verbarg geheimnisvoll die nackte Haut darunter. Der leicht ausgestellte Rock war bis zum Oberschenkel geschlitzt und ließ ihr langes Bein sehen und ein paar silbern schimmernde Sandalen.
Sie hatte noch immer Noahs Gesichtsausdruck im Kopf, als sie die Treppe heruntergekommen war. Sie fragte sich, ob ihr Ausdruck ebenso begierig gewesen war wie seiner. Er sah großartig aus in förmlichem Schwarz, sein straffer Körper in der maßgeschneiderten Seide hatte sie regelrecht geblendet und ihren Körper entflammt. Sein Begehren und seine Bewunderung waren nicht zu übersehen, als er ihre Hand nahm, um sie die letzten Stufen hinunterzugeleiten. Er hatte sie mit trockenem Humor gefragt, ob sie überhaupt keinen Anstand hatte, während er seine begehrlichen Blicke über die nicht zu übersehenden schemenhaften Umrisse ihres Körpers gleiten ließ. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ohne ihn geboren worden sei. Das hatte ihn zum Lachen gebracht.
Sie musste lächeln, als sie sich daran erinnerte.
Plötzlich drehte er sich zu ihr um und blickte sie an, entschuldigte sich bei seinem Gastgeber und seiner Gastgeberin und ging quer durch den Raum auf sie zu. Damien und Syreena tauschten hinter seinem Rücken amüsierte Blicke aus, und Kes konnte nicht verhindern, dass in ihren Augen ein Lachen aufblitzte, während sie einen weiteren Schluck Champagner nahm. Kes hatte zuvor bemerkt, dass von Syreenas schrecklichen Verletzungen nichts mehr zu sehen war. Trotzdem fragte sie sich, was in den ansonsten dunkelgrauen Augen davon noch nachklang.
Als Noah bei Kestra war, packte er sie am Arm und drehte sie so, dass sie mit dem Rücken zum Raum stand. Dann stellte er sich vor sie hin, sodass er über ihre Schulter hinweg jeden im Raum im Blick hatte. »Amüsierst du dich?«, fragte er und ließ einen Blick über ihr langes Kleid schweifen.
»Ja, warum?«, antwortete sie leichthin. »Deine Freunde sind zauberhaft.«
»Das meine ich nicht, und das weißt du ganz genau.« Er beugte sich zu ihrem Ohr hinab, als er sie schalt. »Du bist eine Projektionsfläche. Und das macht mich ganz verrückt.«
»Ist das meine Schuld, wenn du sexbesessen bist?«
»Ich?« Er lachte drollig in sich hinein. »Das macht dich zum Topf und mich zum Deckel.«
»Stimmt«, gab sie ihm fröhlich recht und wischte den Einwand mit einer eleganten Handbewegung weg. »Aber ich kann wohl kaum für jeden zufälligen Gedanken verantwortlich gemacht werden. Männer denken im Schnitt alle zehn Sekunden an Sex, wie ich gehört habe. Und ich sollte dich vielleicht daran erinnern, dass du in allem überdurchschnittlich bist.«
Die Feststellung brachte ihn zum Lachen, und weil sie die Haare hochgesteckt hatte, strich sein Atem über ihren entblößten Nacken. Sie erschauerte, und er bemerkte es. Sie hörte, wie er tief Atem holte. Er sog ihren Duft ein, wie sie wusste. Er tat es oft und genüsslich, und sie hatte gelernt, auf diese erotische Geste entsprechend zu reagieren.
»Köstlich«, murmelte er an ihrem Ohr, und seine Lippen streiften darüber, während er sprach. Sie gab ein kleines, genussvolles Geräusch von sich, und es vibrierte in ihm wie ein tiefer, schwingender Ton. »Ich habe dich vermisst«, sagte er ernst und beugte sich zu ihr hinunter, um sie auf den Hals zu küssen. Er spürte, wie ihr Herz schneller schlug, und er schloss die Augen.
»Du warst beschäftigt. Und ich habe trainiert.«
»Wir sollten nicht so viel arbeiten«, schalt er sie beide. »Jetzt bin ich dir ganz nah und darf dich nicht anfassen.« Trotzdem legten sich seine Hände um ihre schmale Taille.
»Ich dachte, Vampiren und Lykanthropen ist
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