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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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kannst mich nicht schon wieder wollen«, sagte sie mit lässigem Fingerschnippen, während sie mit schwingenden Hüften auf die Treppe zuging.
    »Darauf würde ich keine Wette abschließen«, murmelte er finster, während er sein Hemd glattzog.
    Sie hielt inne und gähnte ihn übertrieben an. »Es ist helllichter Tag, Baby …« Sie blickte unter ihren Wimpern hervor zu ihm hin, als sie ihn mit dem Spitznamen bedachte, von dem sie wusste, dass er ihm den Atem nahm. »Zeit, ins Bett zu gehen.«
    »Kestra …« Er sprach ihren Namen aus wie eine Warnung.
    Sie streckte sich und bot ihm damit den hübschen Anblick ihres Rückens und ihres Hinterns und stieg dann die Treppe hinauf.
    »Was willst du tun?«, entgegnete sie unbeeindruckt. »Mich verhauen?«
    »Eine großartige Idee.«
    Kestra musste gar nicht sehen, wie er sich in Bewegung setzte. Sie wusste schon in dem Moment, als er es dachte, was er vorhatte. Mit einem belustigten und erregten Quieken rannte sie in Lichtgeschwindigkeit die Treppe hinauf, während er im Saal noch Anlauf nahm.

 
    22
    Kestra blickte über den Rand ihres Kristallglases und ließ die Champagnerperlen unter ihrer Nase platzen, während sie die Gelegenheit nutzte, Noah in seiner förmlichen Kleidung zu betrachten. Es war nicht die einzige dramatische Veränderung, die sie in den letzten zwei Wochen staunend wahrgenommen hatte. Als Samhain langsam in Vergessenheit geriet, sah sie immer deutlicher, was er gemeint hatte, wenn er vom Unterschied in seiner Persönlichkeit sprach. Im Wesentlichen war er so, wie er immer gewesen war: ehrenhaft, aufrichtig, sensibel und intelligent. Sein Sinn für Humor kam wieder mit Macht zum Vorschein, wie auch die Geduld und das diplomatische Geschick, das jeder an ihm kannte. Wenn sie ehrlich war, vermisste sie fast die eher hitzköpfige Seite an ihm. Seine gemessene und wohlüberlegte Art, zu kommunizieren, ging ihr manchmal auf die Nerven, vor allem, wenn sie auf einen Streit aus war. Doch sie hatte auch erkannt, dass er jetzt nicht weniger Temperament hatte, sondern dass er nur bessere Kontrollmechanismen hatte. Und das hieß, dass sie ihn noch immer wütend machen konnte, wenn sie es unbedingt wollte.
    Kes lächelte und nahm einen Schluck von dem köstlichen Champagner. Sie bemerkte, wie er verräterisch die Schultern straffte, ein Zeichen dafür, dass er ihren Blick gespürt hatte.
    Sie konnte seinen Geist jetzt leicht berühren, und das galt umgekehrt genauso, doch sie hatten es inzwischen geschafft, die Gedanken des anderen auszublenden, bis sie einen Grund hatten, ihre Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Sache zu richten. Wenn Noah die Nacht über arbeitete, dann arbeitete sein Verstand mit rasender Geschwindigkeit. Es verursachte ihr schwere Migräne, wenn sie versuchte, mit ihm mitzukommen, ohne auch nur die Hälfte von dem zu verstehen, womit er sich beschäftigte. Natürlich würde sie dazulernen, wie auch im Umgang mit ihren neu erworbenen Fähigkeiten. In der kurzen Zeit, die sie da war, konnte sie das gar nicht schaffen. Außerdem war es ziemlich schwierig für ihn, sich auf seine verschiedenen Aufgaben zu konzentrieren, wenn ihre ziemlich militärisch ausgerichteten Gedanken über ihr Training ihn ablenkten.
    Sie hatte mit Gideon trainiert, wenn sie schon nicht mit Noah trainieren konnte, unter anderem deswegen, weil Gideon in seiner Astralform vermeiden konnte, dass eine Explosion Schaden anrichtete. Der Haken dabei war nur, dass sie zwar immun war gegen die Explosionsenergie, aber nicht gegen die Folgewirkungen. Umherfliegende Trümmer und Projektile konnten sie genauso verletzen wie jeden anderen. Also musste sie entweder im Zentrum der Explosion sein oder sie musste zusehen, dass sie in Deckung ging, und dabei waren ihre Schnelligkeit und ihre Beweglichkeit ihr eine große Hilfe.
    Im Gegenzug ließ Gideon sie ihre Fähigkeiten an ihm ausprobieren. Und was hatte er davon? Sie hatte ein weiteres Geheimnis für ihn gelüftet: den Schlüssel zu der Fähigkeit, als Dämon Lykanthropen heilen zu können. Das war auch etwas, womit er schon seit geraumer Zeit erfolglos experimentiert hatte. Anscheinend hatte sie den Weg dahin finden können, weil er schon ganz nah an der Lösung dran war. Doch er hatte ihr gesagt, dass es ohne ihre Hilfe vielleicht noch Jahrzehnte oder länger gedauert hätte.
    Sie war müde, ihre Glieder schmerzten, und sie hatte seit mindestens zweiunddreißig Stunden keine Minute allein mit Noah verbracht. Am Abend würde sie ihre

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