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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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viel Zeit mit diesem besonderen Kind. Obwohl sie keine bewusste Kontrolle über das hatte, was sie tat, hatte sie irgendwie die Verbindung zur Zeit für ihn hergestellt. Vielleicht war es einfach der kindliche Wunsch, zu gefallen, der die unbewussten Fähigkeiten ausgelöst hatte. Leah liebte ihren Onkel Noah mit echter Hingabe. Sie bemühte sich, Dinge zu tun, die ihm gefielen. Tat man nun das mit seinem und mit Corrines unbedingtem Willen zusammen, es zu schaffen, dann hatte man den perfekten Katalysator für ein Kind mit einer schlummernden Fähigkeit, das nichts anderes wollte, als ihm das zu geben, was er wollte. Was er brauchte.
    Und einen schrecklichen Moment lang wollte Noah sie genau aus diesem Grund benutzen. Der König war ein Gelehrter, also wusste er ganz genau, welche Folgen es hatte, wenn man die Zeit veränderte und wenn dabei eine Person anwesend war. Trotzdem brachte er es nicht fertig, sich wegen dieses maßlosen Gedankens Sorgen zu machen.
    Noah stand unvermittelt auf und schritt über das kleine Kind hinweg, um sich an den Kaminsims zu lehnen. Normalerweise tröstete ihn die starke Hitze, doch diesmal tat sie es nicht.
    Er wollte brennen. Oh ja, er war unempfindlich gegenüber jeder Art von Flamme oder flüssigem Feuer in der natürlichen Welt. In seinen Träumen hatte sie in zum Brennen gebracht. Kestra Irons. Er lachte auf bei der Ironie, die in ihrem Name lag. Das Metall Eisen, also iron, war giftig für Dämonen. Es brannte, wenn man es berührte. Genau wie Kestra.
    Das Feuer der Leidenschaft war ihm nicht fremd; er ging mit selbstsicherem Geschick dabei vor, und er hatte mehr als eine Liebhaberin gehabt, die das mit einem sehnsüchtigen Seufzer bestätigen würde. Die Sache mit dieser Frau, die sich in seinen Schlaf eingeschlichen hatte, war damit nicht zu vergleichen. Es war flüchtig und unzusammenhängend und trotzdem irgendwie realer als alles andere. Und jetzt unrealistisch geworden und unerreichbar für alle Zeiten.
    Außer …
    Noah zitterte. Er war solche selbstsüchtigen Gedanken nicht gewöhnt. Er war ein Mann, für den das Wohlergehen anderer stets oberste Priorität hatte. Die Familie. Und wenn nicht die Familie, dann der Rat. Und wenn nicht die Familie und der Rat, dann die vielen anderen Verpflichtungen. Und wenn nicht das, dann die anderen Völker, mit denen sie in Verbindung standen. Das war der Inbegriff eines guten Monarchen. Alle anderen gingen vor, besonders diejenigen, die er am meisten liebte.
    In diesem Moment jedoch wollte er selbst an erster Stelle stehen.
    Was es auch kosten mochte.
    Egal, wer dafür bezahlen musste.
    Isabella betrat das Königsschloss, ohne anzuklopfen. Nicht weil sie durch das Leben in der Dämonengesellschaft ihre Gewohnheiten geändert hätte, sondern eher weil Privatsphäre für Noah ein Fremdwort war. Dutzende von Leuten gingen während der Nacht bei ihm ein und aus, was er auch nicht anders erwartete.
    Weil Bellas Tochter noch immer in Noahs Obhut war, hatte sie erst recht einen Grund, unangekündigt einzutreten. Sie ging um die Wand des Eingangsbereichs herum, betrat den großen Saal und ging automatisch zu dem riesigen Kamin, vor dem Leah, egal zu welcher Jahreszeit, immer saß, wenn sie bei ihm war. Ihre Schritte stockten, als sich herausstellte, dass der von den spielenden Kindern über Jahre hinweg abgenutzte türkische Teppich mit dem darauf verstreuten Spielzeug verlassen war.
    Sie war nicht besorgt, nur überrascht. Sie verschränkte die Arme, und ihre Finger trommelten einen Moment lang nachdenklich gegen ihre Taille. Sie war eine Jägerin, genau wie ihr Mann, und alles, was sie tun musste, war, ihre Gedanken zu beruhigen und sich auf ihr Ziel zu konzentrieren. Sie würde die beiden finden, egal, wo in dem riesigen Gebäude sie waren, ohne rufen oder die Räume absuchen zu müssen. Indem sie Gerüche und Wärmereste filterte, war sie dazu in der Lage, herauszufinden, welche zu ihrer Tochter und welche zu Noah gehörten.
    Zu ihrer Überraschung führten sie weg von Noahs Haus. Das erstaunte sie, weil es kurz vor Sonnenaufgang war. Die Angehörigen der Schattenwandler sollten die Morgendämmerung und Sonnenlicht tunlichst meiden, bis auf die ungeheuer machtvollen Älteren. Und auch wenn Noah zu diesen gehörte, galt das nicht für ihre Tochter. Obwohl ein Kind, das aus der Verbindung eines Dämons und einer Druidin hervorging, ein einzigartiges Geschöpf war, gab es keine Garantie dafür, dass es ebenso immun gegen Sonne war wie seine

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