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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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nichts ein, was ihm so nahegehen sollte.
    Doch dann fing er an zu sprechen.
    »Du hast nach mir verlangt, mein König?«
    Noah schwieg einen Augenblick, als ihm die Förmlichkeit von Jacobs ungewohnter Anrede bewusst wurde. Warum glaubte Jacob, dass er ihn ausgerechnet jetzt brauchte? »Du kommst mir zuvor, Vollstrecker. Ich habe nicht nach dir geschickt.«
    »Zuvorkommen heißt wohl, dass ich bloß früh dran bin.«
    Jacob sah, wie der Monarch kurz darüber nachdachte.
    »Jacob«, sagte er gereizt, »ich bin zu erschöpft, um in Rätseln zu sprechen. Können wir nicht auf den Punkt kommen?«
    »Du willst deine Bestrafung, Herr, und ich bin derjenige, der sie ausführt. Dafür stehe ich in deinen Diensten.«
    Noah ging gegenüber seinem Vollstrecker in Angriffshaltung, während er in dessen fast schwarze Augen blickte. »Also hast du dich endlich entschlossen, deine Pflicht zu tun«, sagte er nachdenklich.
    »Es ist meine Pflicht, dem Dämonengesetz Geltung zu verschaffen, selbst wenn es mich zu dem Dämon führt, der mich dafür ausgewählt hat.« Jacob nahm einen bedächtigen Atemzug. »Du verstößt selbst gegen diese Verordnung, obwohl der weise und maßvolle König, den ich kenne, bisher stets der strengste Verfechter dieses großartigen Gesetzes war. Es gibt nur ein einziges Gesetz, das du brichst. Das ungeschriebene.«
    »Jacob.« Der König blickte finster drein. »Was heißt das?«
    »Vollstreckung, Noah«, sagte er und lockerte seine Haltung ganz leicht. »Du verstößt gegen das Gesetz der Prägung. Die größte Gnade. Das größte Geschenk. Die Prägung bedeutet alles und muss dringend bewahrt werden. Du schadest deiner Druidengemahlin und ihrer Gesundheit, du gefährdest ihren Frieden und ihre Zukunft, wo es deine Pflicht wäre, alles zu tun, was in deiner Macht steht, damit es sich erfüllt. Ich schwöre beim Schicksal, Noah, dass ich es nicht zulassen werde. Und ich hätte bei der Seele meiner Frau und meiner Tochter geschworen, dass ich dich niemals so selbstsüchtig erleben würde. So grausam.«
    »Jacob …«
    »Wie immer«, unterbrach der ihn, und seine dunklen Augen glänzten unbarmherzig, »versucht mein Zielobjekt sich herauszureden.«
    »Verdammt, Jacob!«, brach es aus Noah heraus, und er ließ seinem Zorn freien Lauf. »Was ist mit Leah? Was mit Corrine? Ich habe sie benutzt, und trotzdem verlangst du keine Gerechtigkeit für sie? Wenn du es nicht tust, dann werde ich es eben selbst tun!«
    »Nicht auf Kosten der Sicherheit und des Wohlbefindens einer anderen!«
    Noah zuckte zusammen, als er Corrines wütenden Schrei aus dem Salon hörte. Sie trat aus dem Dunkel, und Noah begriff, wie müde er sein musste, wenn er ihre Anwesenheit dort nicht gespürt hatte. Die rothaarige Frau ging wütend auf ihn zu und stieß ihn aufgebracht mit dem Finger gegen die Brust, als sie vor ihm stand.
    »Wie kannst du es wagen, meinen Namen als Entschuldigung für etwas zu benutzen, das einen Druiden so leiden lässt! Glaubst du vielleicht, das, was du da tust, ist edelmütig und aufopferungsvoll? Sie leiden zu lassen? Sie zu vernachlässigen? Selbstsüchtiger Mistkerl«, schimpfte sie. »Wenn du denkst, dass ich das für Gerechtigkeit halte, dann täuschst du dich in mir.« Corrine nahm einen tiefen Atemzug und versuchte ihre Wut zu zügeln. Sie stand noch immer kerzengerade vor ihm. Doch innerlich entspannte sie sich und überlegte, wie sie seinen angeschlagenen Geist am besten erreichen konnte.
    »Noah«, sagte sie dann leise und legte ihm sanft eine Hand auf den Unterarm, »du stehst unter Schock. Du bist unfähig, dich zu bewegen, zu denken, zu schlafen. Du tust nichts, weil du Angst hast, noch mehr Schaden anzurichten. Ich kann deine Angst verstehen, Noah. Du hast diejenigen, die du liebst, verletzt, und das ist für einen Ehrenmann wie dich nur schwer zu ertragen. Aber du musst es dabei bewenden lassen. Gesteh dir zu, dass du nicht perfekt bist, dass du Fehler machst. Lass die Vergangenheit ruhen und schau in die Zukunft, die du in Händen hältst. Nicht nur die von Kestra, sondern die Zukunft von uns allen. Wie lange wird unser König ohne seine Gemahlin überleben? Ich kann nicht glauben, dass du wegen einer einzigen in ihrer Verzweiflung nachvollziehbaren Tat unser ganzes Volk zu opfern bereit bist.
    Geh zu ihr. Tu dein Bestes. Sei weise und geduldig und liebevoll und zeig ihr unsere Welt.« Corrine setzte auf einmal ein schiefes Lächeln auf. »Und wenn das nicht klappt, zieh ihr eins über und dann

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