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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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bedenken.
    Cyriel schüttelte den Kopf. »Erinnere dich. Als er deinen Schatten abgetrennt hat, lag das Messer …«
    »… im Labor!«, vervollständigte ich den Satz. »Du wirst doch nicht so wahnsinnig sein …!«
    Seine Augen begannen wieder zu funkeln. »Mehr alsdas haben wir nicht. Es ist unsere einzige Chance!« Ruckartig wandte er sich ab und griff nach dem Haken, der die Geheimtür öffnete.
    »Cyriel!«, rief ich mit einer Stimme, die sanft klingen sollte, aber verzweifelt klang.
    »Ich gehe allein. Als Schatten bin ich schneller und unauffälliger. Du musst inzwischen zu den anderen gehen. Versuch alle zu finden und vor dem Schattenraum zu versammeln. Ich bin bald wieder da.«
    »Und wenn nicht …?«
    Ich glaubte nicht, dass er mich noch hörte, denn er war bereits durch die Tür und dort verlor sein Körper alle Farbe, bis er nur noch aus Dunkelheit bestand, die an den Wänden entlangkroch.
    Die Vertrautheit, die ich mit Cyriel empfunden hatte, wich kurzfristig einer gewissen Panik. Wenn ich mich schon einmal für einen Mann interessierte – konnte der nicht einfach normal sein? Oder zumindest aufrecht gehen?
    Als ich Jessys Tür öffnete, rechnete ich nicht damit, Anna zu sehen. Eine stark gealterte Anna. Ihre Augen wurden groß und ihre Nasenflügel bebten, als sie von ihrer Matratze aufstand.
    »Du? Ich dachte, du wärst schon längst ohne uns geflohen?«
    »Kira?« Jessys Stimme war dünn, als sie ebenfalls aufstand und näher kam. Ihr Gesicht zeigte Anspannung und Besorgnis, aber im Gegensatz zu Annas war es so jung und frisch, als wäre sie eben erst angekommen.
    »Hallo Jessy!«, sagte ich. »Ich bin so froh, dass es dir gut geht!«
    Und wie erleichtert ich war! Immerhin hatte ich siedas letzte Mal gesehen, als sie auf dem dunklen Gang von Paul niedergeschlagen worden war, bevor Cyriel mir zu Hilfe kam.
    Jessy flog mir entgegen und umarmte mich so fest, dass ich kaum Luft bekam. »Ich hab mich ganz verrückt gemacht! Der Schattenmann ist so schnell hinter dir hergestürzt, dass ich dachte, er müsste dich erwischt haben.«
    »Der Schattenmann?«, fragte Anna misstrauisch. »Gabriel?«
    Erstaunt wandte ich mich um. »Gabriel? Du hast gewusst, dass er dazugehört?«
    Sie sah mich nachdenklich an. »Ja, natürlich. Er hat mich gebeten, eine Miniatur von ihm zu malen. Und dann hat er mich entführt. Ob er es getan hat, weil ich ihn nicht malen wollte?«
    Verwirrt versuchte ich einzuordnen, was sie mir da erzählte. Warum sollte Gabriel so viel Wert auf eine Miniatur legen, dass er sie deshalb entführte? War der Grund nicht eher der gewesen, dass sie ihre Eltern anrufen wollte, um ihnen von dem Auftrag hier zu erzählen? Das Gespräch hatte er ja an meiner Seite belauscht. Aber es gab Dringenderes!
    »Wir müssen Cyriel helfen!«, sagte ich ernst. »Er braucht unsere Hilfe und er hat mich gebeten dich zu suchen. Wir sollen alle Menschen, die hier leben, zum Schattenraum bringen.«
    Das war zwar nicht ganz korrekt, aber ich konnte in Annas Gesicht lesen, dass sie alles tun würde, wenn er ausdrücklich sie um etwas bat.
    »Was hat er vor?«, fragte Jessy neugierig.
    »Wir glauben einen Weg gefunden zu haben, wie manunsere Körper wieder mit unseren Schatten verbinden kann.«
    »Du meinst, wir können diesen Ort verlassen – mit unseren Schatten?« Jessys Gesichtszüge wurden weich, als sie strahlte.
    »Ja, in dem Gang ganz in der Nähe des Schattenraums soll es eine Geheimtür geben«, bestätigte ich. »Wir gehen zurück. Zurück in das Leben, wie es vorher war.«
    »Als alte Leute, meinst du«, korrigierte Anna mich in bissigem Ton.
    »Du weißt es also inzwischen?«, wandte ich mich voll Mitleid an sie. Das letzte Mal hatte sie es noch nicht glauben wollen.
    »O ja, es dauert, bis man selbst es akzeptieren kann«, sagte sie trocken. »Kann es sein, dass du lange nicht in einen Spiegel gesehen hast?«
    Ich zuckte zusammen. Meine Finger fuhren über mein Gesicht und ich hielt den Atem an. Die Falten wurden tiefer und mein Haar dünner!
    Jessy legte ihre Hand auf meinen Rücken und streichelte hilflos darüber. »Dann hat er dich tatsächlich gekriegt?«
    »Ja, aber nicht Cyriel, sondern Ruben Nachtmann. Ich bin dem Teufel direkt in die Arme gelaufen, ich Idiot!«, stieß ich wütend hervor.
    »Und du glaubst, dass wir wirklich fliehen können? Mit unserem Schatten?«, fragte Jessy enthusiastisch.
    »Das hoffe ich! Jetzt müssen wir erst mal alle Schattenlosen finden. Anna, übernimm du doch bitte

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