Schattierungen von Weiß
würde aber auch jeden anderen Job annehmen“, Mias Herz klopfte ihr wie immer bis zum Hals, die junge Frau musterte sie kurz, dann griff sie zum Telefon.
„Warten Sie, ich frage mal bei unserem Personalchef nach“, bat sie Mia.
Mia wurde noch nervöser, immerhin nicht direkt eine Absage, Hoffnung keimte in ihr auf.
„Bitte gehen Sie in den dritten Stock, wenn Sie aus dem Aufzug treten, wenden Sie sich nach links, dann gehen Sie den Gang entlang, letzte Tür rechts. Herr Amrani erwartet Sie.“
„Danke, vielen Dank“, über Mias Gesicht huschte ein Lächeln, dann machte sie sich auf den Weg.
Sie klopfte zögerlich an eine Türe, eine männliche Stimme bat sie hinein.
„Guten Tag, mein Name ist Mia Kessler. Ich wollte mich um eine Stelle bewerben“, sagte sie aufgeregt.
„Kommen Sie doch herein“, der Mann stellte sich vor seinen Schreibtisch, er lächelte sie an und musterte sie von oben bis unten.
„So, Sie suchen eine Stelle. Was haben Sie denn so zu bieten?“, grinste er, sein Blick blieb länger als es schicklich war auf Mias Brüsten hängen, sie fühlte sich unbehaglich.
„Ich habe bereits in der Gastronomie gearbeitet… und… und ich spreche drei Sprachen“, stammelte sie.
Der Mann kam auf sie zu, er griff ihr in die Haare und spielte mit einer blonden Locke. Mia wich erschrocken vor ihm zurück. „Was… was soll das?“, fragte sie ihn misstrauisch.
„Nun, wenn ich Ihnen zu einer Stelle verhelfen soll, dann möchte ich e ine kleine Gegenleistung haben. Alles klar?“, grinste er wieder.
„Gegenleistung?“, Mia runzelte die Stirn, plötzlich fiel ihr der LKW-Fahrer von damals ein, vor dem Levin sie im Nachhinein gewarnt hatte. „Wieso Gegenleistung?“
„Ach komm, so ein hübsches blondes Mäuschen kann doch nicht so schwer von Begriff sein, oder?“, lachte er, sein Hand glitt ihren Hals hinab und wanderte zielstrebig zu ihren Brüsten.
Mia erschrak bis ins Mark, dann stieß sie ihn heftig von sich weg, er fluchte laut auf, doch sie war schon an der Türe und riss sie auf.
„Deutsche Schlampe!“, hörte sie ihn noch hinter sich her rufen. „Ihr seid doch sonst nicht so prüde!“
Mia war entsetzt, aber jetzt hatte sie nur noch das Bedürfnis , ins Freie zu gelangen. Sie sparte sich den Aufzug und nahm die Treppen, nur weg, nur weg von hier.
Als sie endlich wieder draußen war, hämmerte ihr Herz noch immer laut in ihrer Brust. Mia rang nach Atem, ängstlich sah sie sich noch einmal um, doch er war ihr nicht gefolgt.
Geschockt schloss sie die Augen, so etwas hätte sie im Leben nicht erwartet. Warum konnte sie denn kein Glück haben? Hatte sich denn alles gegen sie verschworen?
Ihr Pulsschlag raste immer noch und ihr Hals fühlte sich ganz trocken an, sie sah sich suchend um und fand einen kleinen Kiosk.
Mia kaufte sich eine Flasche Wasser, dann ging sie weiter und irgendwie fand sie sich schließlich am Strand wieder.
Es war ein angenehm milder Tag, viele Touristen waren noch nicht hier, die Hauptsaison würde aber bald beginnen.
Sie setzte sich in den Sand, immer noch hatte sie sich nicht wirklich beruhigt.
Sie fühlte sich erschöpft und leer, vielleicht hätte sie heute etwas essen sollen, aber in der letzten Zeit nahm sie nur noch das Nötigste zu sich, zum einen, weil sie nichts hinunter bekam, und zum anderen, um Geld zu sparen.
Doch das Rauschen des Meeres beruhigte sie langsam, sie sah wie gebannt auf die glitzernde Wasseroberfläche, Erinnerungen kamen in ihr hoch, Erinnerungen an den Urlaub mit Levin.
Sie stachen in ihr Herz wie glühende Messer, ihre Gedanken flogen zu ihm, sie betete innerlich, dass es ihm gut ging. Ob er wohl auch so oft an sie dachte wie sie an ihn?
Oder lenkte das Studium ihn ab?
Ob er sich schon mit seinen Eltern versöhnt hatte?
Mia wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, doch es kamen immer wieder neue nach, sie konnte sie nicht stoppen, schließlich gab sie den Kampf mit ihnen auf und ließ ihnen freien Lauf.
Was machte sie eigentlich hier? Warum war sie überhaupt geboren worden?
Hätte man ihr das nicht einfach ersparen können?
Niemand wollte sie, und derjenige, der sie liebte, mit dem durfte sie nicht zusammen sein.
Was machte das hier überhaupt noch für einen Sinn? Keiner brauchte sie doch wirklich und es würde niemandem auffallen, wenn sie nicht mehr da wäre.
Mia erhob sich wie mechanisch, sie sah sich um, sah den Abdruck, den ihr Körper im Sand gemacht hatte. Auch der würde bald fort sein und
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