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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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albernen Sucherei wieder die Gesichter verziehen. Doch sie wären mit Sicherheit verwundert, wenn auf den alten Brauch verzichtet würde, und schließlich: Sie freuten sich doch immer noch über die bunt eingepackten Eier und den großen Schokoladenosterhasen!
    Jan freute sich hoffentlich auch, denn seit einiger Zeit hatte er den Ehrgeiz entwickelt, weniger von diesen unnatürlich süßen Sachen zu essen, wie er sich ausdrückte. Auch so eine neue Mode, doch heute garantiert kein Anlass, sich aufzuregen. Beflügelt von dem Gedanken an das bevorstehende, abendliche Menu im engsten Familienkreis, zu dem nur Diane als Ehrengast geladen war, wirbelte Helene voller Elan durch die Wohnung. Wie immer hatte sie das Essen in allen Einzelheiten minutiös geplant, die einzelnen Bestandteile besonders sorgfältig ausgewählt und vorab mit den neu hinzugekommenen Komponenten experimentiert, damit nichts schief gehen konnte. Sie war sich sicher, dass der Abend ein Erfolg würde, vielleicht sogar der größte Triumph ihrer Kochkunst überhaupt!
    Es klingelte das Telefon und Meta, ihre Schwiegermutter, wollte ihre österlichen Segenswünsche loswerden. Zuallererst musste sie natürlich darauf hinweisen, dass sie bereits im Morgengrauen die erste Messe hinter sich gebracht hatte. Und am Nachmittag war sie zum Kaffeetrinken ins Pfarrhaus geladen.
    »Der Propst kommt auch!«
    »Na, das ist doch schön! Da gibt’s bestimmt die Krönung zum Kaffee.«
    Meta verstand den Witz nicht. Da Jan gerade von seiner Joggingrunde zurückkam, verabschiedete sie sich mit einem »Frohe Ostern!« und drückte ihm den Hörer in die Hand.
    »Deine Mutter.«
    Eine halbe Stunde später saß die Familie am Frühstückstisch und verspeiste mit großem Appetit die von Helene bereiteten Köstlichkeiten. Da gab es wahlweise Rührei mit Lachs oder mit Zucchinistückchen, selbst angerührten Kräuterquark, die bei den Kindern so beliebten Würstchen im Schlafrock, einen herrlich erfrischenden Waldorfsalat, Käse, Konfitüren, Obst, und über allem schwebte der hefig-buttrige Duft des frisch gebackenen Osterbrotes mit einem Hauch von Vanille.
    Ziemlich schnell hatte Peer große Mengen Rührei, Würstchen und Osterbrot mit Konfitüre verdrückt, und nun drängte es ihn, sich selbst schnellstmöglich zu seiner Freundin zu verdrücken. Auch Janina rutschte schon ungeduldig auf ihrem Platz hin und her. Sie wollte mit Elisa zu ihrem Reitstall fahren, wo für die Jugendlichen am Nachmittag eine Disco veranstaltet wurde. Helene ermahnte ihre Sprösslinge, heute Abend bitte pünktlich zu sein, da zum Essen Diane als Gast erwartet wurde. Sie versprachen es hoch und heilig und waren sogleich verschwunden.
    Jan schien noch gemütlich mit ihr zusammensitzen zu wollen, als das Telefon klingelte. Er nahm den Anruf entgegen und aus den wenigen Worten, die er sprach, war Helene sofort klar, dass sie es war, die ihn rief. So lief das immer. Diane rief an und er tanzte brav nach ihrer Pfeife. Alles natürlich rein beruflich, immer im Dienst des gemeinsamen Projektes, ein Leben für Öko-City! Ob nun Ostersonntag war oder nicht.
    »Lenchen, du bist doch nicht böse, wenn ich kurz ins Büro fahre? So wie ich dich kenne, hast du diesen Tag ohnehin der Kochkunst geweiht, um heute Abend ein exzellentes Menu zu servieren, oder?«
    »Natürlich bin ich nicht böse. Hauptsache, du lässt heute Abend nicht wieder auf dich warten!«
    »So lange wird es gar nicht dauern, denke ich.«
    Abwarten, dachte Helene, ich kenne doch diese sonntäglichen Arbeitstreffen. Doch am heutigen Tage wäre es verschwendete Energie gewesen, sich darüber zu ärgern. Außerdem zeigte ihr Jans harmloser Plauderton, dass er völlig ohne Arg war. Den ganzen Frust der letzten Wochen und die Wut, die sich mittlerweile in ihr aufgestaut hatte, schien er überhaupt nicht wahrzunehmen. Wie wenig kannte er sie eigentlich? War das schon immer so, oder war er so im Banne dieser Hexe, dass er für seine sonstige Umgebung blind wurde? Natürlich war sie eine gute Schauspielerin, und wenn sie es nicht wollte, davon war sie überzeugt, würde er ihr Spiel ohnehin nie durchschauen können.
    Im Grunde hielt Helene alle Männer auf dem Feld des feinen psychologischen Interessenwettstreites der Geschlechter für stark unterentwickelt, und Jan schien ganz besonders zurückgeblieben. Das hatte natürlich seine Vorteile. Manchmal allerdings fragte sie sich, ob er vielleicht nur brillant den Ahnungslosen mimte, besonders wenn

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