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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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die Seele – sozusagen ein Herz und eine Seele, Bobby! Über das Thema Kopf müssen wir beiden noch ein anderes Mal diskutieren. Na, ihr zwei«, rief Joachim über den Rasen, »könnt ihr denn nie genug kriegen?«
    Eigentlich hatte Helene dem distinguierten Joachim so eine Plattitüde nicht zugetraut. Aber so weit war es schon gekommen, dass man im Büro zweideutige Witze über die beiden riss!
    »Heute, am Tag der Arbeit, sind Fachsimpeleien tabu, hört ihr! Sonst melde ich euch der Gewerkschaft! Jetzt wird gegessen, getrunken, genossen, und kein Wort mehr über Komposttoiletten, Grasdächer, Feng Shui oder ähnlich aufregende Themen!« Joachim gab sich Mühe, einen strengen Blick auf die beiden Ankommenden zu richten, und natürlich ließ Diane als Antwort ihr Lachen ertönen. Vielleicht hielt sie selbst es ja für ein Zeichen von Natürlichkeit. Für Helene klang es von Mal zu Mal unverschämter, ja, sie empfand es geradezu als aggressiv. Wie Mosaiksteinchen sammelte sie Merkmale, die in krassem Gegensatz zur Friede-Freude-Eierkuchen-Fassade dieser Person standen. Für sie war längst klar, dass sie es mit einer Frau zu tun hatte, die knallhart um ihre Interessen kämpfte und deren Altruismus nichts als eine äußerst geschickte Tarnung war.
    Wir werden ja sehen, wer zuletzt lacht. Helene hatte den Korb mit den Sandwiches geholt und machte sich ans Verteilen. Die liebevoll dekorierten Dosen mit den aufgeklebten Namensschildchen lösten erwartungsgemäß das reine Entzücken aus.
    »Nein, wie niedlich! Auf was für Ideen du immer kommst – toll!« Ulli kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Doch lange schaute sie sich das Objekt nicht von außen an, sondern öffnete es sogleich, um unter einem wohligen Seufzen den Duft des frischen Brotes einzuatmen, von denen das eine für sie mit Parmaschinken, Pesto, Tomate und Mozzarella belegt war, das andere mit Räucherlachs, Frischkäse und Ei.
    »Du machst dir immer eine Mühe! Also, ich könnte das nicht«, ließ Dorothea verlauten. Das sagte sie meist, wenn sie bei Helene zum Essen eingeladen war. Nun ja, bei ihr hätte entweder Joachim für die Gäste gekocht oder aber der edelste Catering-Service, den die Stadt zu bieten hat, die Häppchen geliefert, wofür ihre Gäste ihr angesichts ihrer Kochkunst auch dankbar sein sollten.
    Unter Ahs und Ohs machte sich die übrige Runde ans Öffnen ihrer Sandwichdosen, und meist folgte die überraschte Erkenntnis, dass genau der eigene Geschmack getroffen worden war.
    »Ein bisschen was habe ich mir schon dabei überlegt, als ich eure persönlichen Sandwiches kombinierte.« In Helenes Stimme schwang leichter Unmut. »Sonst hätte ich mir den ganzen Zauber auch sparen können.«
    »Das haben wir auch nicht bezweifelt. Wir kennen doch alle deine exzellente Küche. Aber wie du für mich ausgerechnet die Kombination von Crudo, Rucola und Tartuffo auswählen konntest, das grenzt schon ans Übersinnliche. Du hast meine heimliche Leidenschaft entlarvt. Helene, man muss sich vor dir in Acht nehmen!« Joachim, sonst eher vom Konkurrenzneid getrieben, gestand – wenn auch humorig einschränkend – öffentlich großzügig seine Bewunderung. Nun ja, für die paar Sandwiches – dabei vergab er sich ja nichts.
    »Ich bin eben eine aufmerksame Gastgeberin, die versucht, den speziellen Vorlieben ihrer Gäste auf die Spur zu kommen. Das ist das ganze Geheimnis.« Helene gab sich bescheiden. Dianes Blick ruhte mit einem rätselhaften Lächeln auf ihr. Machte sie sich etwa über sie lustig? Sie würde früh genug erkennen, dass Helene auch für sie keine Mühe gescheut hatte, um ihre individuellen Sandwiches zu kreieren: Gebratene Pilze und Zucchinistreifen mit einer ganz speziellen Kräuterpaste. Doch bisher zeigte Diane wenig Neigung, sich an deren Verspeisung zu machen, vielmehr knabberte sie ein wenig aus der Rohkostschale und naschte von der Spinatblätterteigpastete.
     
    »Zeig mal! Was hast du denn drauf?« Tobi versuchte, in Karlis Dose zu grapschen, der ihm sogleich eins auf die Finger gab.
    »Nimmst du deine Griffel da weg! Futtermonster!«
    Karli, mit seinen 17 Jahren nur ein Jahr jünger als Peer, aber noch ein richtiger Kindskopf, praktizierte seinem kleinen Bruder gegenüber null Toleranz. Im Prinzip hatte er damit sogar recht, denn Tobi gab nicht auf und ließ seine knubbelige Hand immer wieder in Richtung Karlis Dose wandern. Mit jedem Versuch Tobis’ wurden die Abwehrklapse seines Bruders härter, und das Ende der

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