Schatz, schmeckts dir nicht
keine Schuld traf – mir war das sehr unangenehm. Aber sie war ja schnell wieder auf den Beinen. Bestimmt auch dank deiner Fürsorge.«
»Glücklicherweise, ja.«
»Also dann, bis Freitag!«
»Danke für die Einladung. Soll ich dir Jan noch einmal geben?«
»Nein, Danke! Schönen Abend noch!«
»Mit meinem Mann«, presste sie durch ihre zusammengebissenen Zähne, nachdem sie das Gespräch weggedrückt hatte. Doch sie war mit ihrem Arrangement zufrieden. Jetzt hieß es noch Dorothea zu übertölpeln, die ja bisher von nichts wusste, und Susanne und Elfriede einzuladen. Aber das würde schon klappen, und damit verschob sie weitere Anrufe auf morgen.
Sie reckte ihre Arme in den mittlerweile dunklen Abendhimmel und gähnte laut. Morgen würde sie auch Steinberger mitteilen, dass sie sich mit dem Berserker auf die Frittenbude geeinigt hatte und wenn er einverstanden wäre, sie erst wieder zur nächsten Premiere, der letzten vor der Sommerpause, ein glanzvolles Büffet richten würde. Der ohnehin ständig gestresste und von Sparzwängen gepeinigte Intendant würde diese Entscheidung sicherlich begrüßen.
Und dann konnte sie sich voll und ganz der Kreation einer Speisenfolge für die Damen widmen, die wohl oder übel vor dem alles überstrahlenden Glanzpunkt des Desserts liegen musste.
»Der Weg ist das Ziel. Prost!«
Der Soave mit seiner herbfruchtigen Säure erfreute ihre Geschmacksnerven und sie fühlte sich leicht und voller Elan, auf ihrer Terrasse über der City thronend, the mighty Queen of Cooking!
Berlin wurde weiterhin von frühsommerlichen Temperaturen verwöhnt und Helenes Planungen konzentrierten sich auf eine Damenrunde auf der Terrasse. Das hatte auch den nicht zu verachtenden Vorteil romantischer Lichtverhältnisse zu späterer Stunde, was ihren Absichten durchaus entgegenkam. Wider Erwarten hatte es überhaupt keiner Überredungsmühen bedurft, Dorothea zum Kommen zu bewegen, und Susanne und Elfriede hatten sich über die Einladung ehrlich gefreut.
Helene überlegte lange, welche Speisen wohl die passenden waren. Angesichts der Jahreszeit, des Wetters und des Ortes, sollten es leichte Sachen sein. Wegen Diane musste Vegetarisches vertreten sein. Um ihres Rufes willen durfte es nicht alltäglich, dafür aber umso vielfältiger sein. Allzu viel Arbeit sollte es nicht machen und sich gut vorbereiten lassen, damit sie nicht ständig zwischen Küche und Gästen hin- und hereilen musste. Nach Abwägen aller Vor- und Nachteile entschied sie sich schließlich für eine erfrischend scharfe Gazpacho und anschließend einen bunten Reigen leichter, kalter und warmer Vorspeisen aus der mediterranen Küche, die sie alle zugleich auf der Tafel anrichten würde. Auf diese Weise ließ sie das Hauptgericht ausfallen, hatte sie doch schon häufig die Erfahrung gemacht, dass ihre Gäste, besonders die weiblichen, stundenlang mit Hingabe an den diversen Vorspeisen herumnaschten und beim Hauptgang dann keinen Bissen mehr zu sich nehmen konnten. Anschließend gab es noch Käse, zur Sicherheit für die nicht Gesättigten, und endlich das krönende Dessert. Ob danach noch Café und Digestif gewünscht würden, müsste man sehen.
»Zauberhaft! Deine Tischdekorationen sind immer sehr originell und ausgesprochen ästhetisch! Du solltest Bühnenbildnerin werden, Helene!« Dorothea war ehrlich entzückt.
»Ich bleibe vorerst lieber bei meinen Premierenbüffets, daran habe ich ziemlich viel Spaß.«
Natürlich freute sich Helene, dass ihre wohlüberlegt gedeckte Tafel im bäuerlich-mediterranen Stil solche Anerkennung fand. Sie hatte das blaue Alltagsgeschirr aus handgemachter Keramik auf den rohen Holztisch gedeckt, dazu blau und grün karierte Servietten aus einem grob gewebten Leinen, das Besteck mit den schweren, genieteten Holzgriffen und Wein- und Wassergläser aus grünlich schimmerndem, dicken Recyclingglas. Ein Terrakottatopf mit einer blauen Hortensie bildete den Mittelpunkt, um den sich allerlei rustikale Gefäße, Platten und Schalen mit den diversen Vorspeisen gruppierten. Auf einem Holzbrett lagen ein Laib französischen Landbrots und ein robustes Brotmesser, dessen Knauf und Klinge man die langen Jahre des Gebrauchs ansah. Wasser und Wein hatte sie in irdene Krüge gefüllt. Perfekt wurde das Ganze natürlich erst durch die Vielfalt der Farben und Formen der Speisen selbst: Paprikagelb, tomatenrot, schneeweiß der Mozzarella, schwarz glänzend die Oliven, goldbraun die ausgebackenen Auberginen,
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