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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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dass hin und wieder Gäste aus Neugier oder übergroßer Hilfsbereitschaft in ihr Reich eindringen wollten. Solche Indiskretionen während ihrer Schöpfungsakte liebte Helene gar nicht, und sie suchte die Schnüffler und Störer immer so schnell wie möglich wieder loszuwerden.
    Sie wollte keine genormt sterile Einbauküche aus einem dieser Alb-Traumküchenstudios haben, sondern den Raum ganz nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gestalten. Dies in die Tat umzusetzen kostete Nerven, viel Zeit und Arbeit und einige Handwerker kündigten unter Protest die Zusammenarbeit, wenn es nicht Helene schon getan hatte. Aber als nach drei Jahren ihr Werk dann so einigermaßen vollendet war, fand sie es ziemlich gelungen: Auf großen, quadratischen Terrakottafliesen reihten sich die Schränke in bequemer Arbeitshöhe an zwei Wandseiten. Ihr Corpus bestand aus gemauerten Ziegelsteinen, Schubladen und Türen waren aus dunklem Eichenholz maßgeschneidert. Die extra tiefen Arbeitsflächen und die dahinter liegenden Wände waren durchgängig in einem cremig getönten Weiß gefliest. Diese Fliesen zeichneten sich durch leichte Unregelmäßigkeiten aus und waren nicht glasiert, sondern wurden nur ab und zu einmal gewachst. Über den Unterschränken gab es nur ein paar Regale für Gewürze, Tee, Kaffee und Ähnliches, sowie einiges Gestänge für diverse Rühr- und Schöpfutensilien.
     
    Spülmaschine und Kühlgefrierkombination waren als solche zu erkennen und nicht hinter irgendwelchen albernen Fronten versteckt. Ein ganz spezieller Multifunktionsbackofen war in Augenhöhe angebracht. Die Kochstelle war in der Mitte einer ebenfalls gemauerten Zeile mit gefliesten Arbeitsflächen eingelassen und bildete so die Grenze zwischen Koch- und Essbereich. Gekocht wurde in dieser Küche selbstredend auf offener Gasflamme, und neben der weißen Porzellanspüle gab es einen emaillierten Ausguss, speziell zum Gemüse- und Salatwaschen mit Abtropfsieb und herausnehmbarer Abfallmulde.
    Helene hatte unermüdlich die Flohmärkte nach alten Möbelbeschlägen abgelaufen, sodass die Griffe, Schlösser und Knäufe, die jetzt die Schränke zierten, zu einer echten Raritätensammlung gediehen waren. Auch einige Wandleuchten und die Deckenlampen, die aus den 20er Jahren stammten, sowie ein Art Deco Radio, waren diesen Streifzügen zu verdanken. Ein Freund, der gerne landauf, landab nach Brauchbarem in alten Häusern wilderte, hatte antike Messingwasserhähne und Wandhaken beigesteuert. Und einen besonderen Akzent setzte ein Stück handgedrechseltes Treppengeländer, an dem einige rankende Topfpflanzen wuchsen und das hinter der Kochstelle als filigrane Sichtblende zum Essbereich fungierte.
    Soweit sie nicht von besonderem Dekorationswert befunden wurden, waren sämtliche mobile Küchenmaschinen versenkbar oder hinter Klappen an der Wand auf den extratiefen Arbeitsflächen verborgen. Auch ein säulengeschmücktes Bücherregal aus der Jahrhundertwende, mit immerhin fast vier Metern Fassungsvermögen, gehörte zum Inventar und beherbergte Helenes ansehnliche Kochbibliothek – es war fast komplett gefüllt. Darüber lagen zwei bunte, aber leblose Fasane, zwischen Früchten und Blumen, auf einem Ölgemälde im schweren Goldrahmen zum Rupfen bereit.
    Mancher Nippes hatte sich im Lauf der Zeit hier angesammelt, im weitesten Sinne hatte alles mit Kochen und Essen zu tun, war aber oft auch völlig unnütz und überflüssig. Manchmal, wenn Helene bei Besuchen in einem dieser keimfreien, ferngesteuerten, chromblitzenden Kochterminals stand, musste sie peinlich berührt an all ihre liebgewordenen Staubfänger denken und schwor sich, mal wieder auszusortieren. Was sie dann auch anfallsartig tat. Aber bereits wenige Wochen später hatten sich wieder neue Sammlerstücke eingefunden. Sie liebte eben den musealen Charakter ihrer Küche genauso wie ihre warmen, dunklen Farben. Und am meisten schätzte sie es, dass die eine Wand des Raumes nur aus einem Sprossenfenster mit riesiger Schiebetür bestand, die einen direkten Zugang zur davor liegenden Dachterrasse bot, den sie auch bei entsprechender Wetterlage häufig nutzte, um an dem großen, schmiedeeisernen Gartentisch im Freien ihre Arbeiten zu erledigen. Gab es etwas Besseres als die Abendstimmung über Berlin beim Tomatenschneiden und einem Glas Prosecco zu erleben, beseelt von der Vorfreude auf ein köstliches Mahl im Kreise lieber Menschen?
     
    Als Helene ihr Heim wieder so einigermaßen wohnlich hergerichtet hatte,

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