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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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unbeschreiblichen Köstlichkeit, wenn die Finger erlesene Zutaten berühren, nie zuvor erlebte Düfte in die Nase steigen und das Auge sich daran weidet, wie das Kunstwerk sich seiner Vollendung nähert. Und der Höhepunkt dieses Akts, nämlich die Verzückung derer, die sich an der Speise delektieren durften, blieb ihnen auf ewig versagt. Um so entlohnt zu werden, brauchte es eben wahre Leidenschaft.
    Trotzdem war sie dankbar, dass ihre Kinder mittlerweile ein reichliches Maß an Unabhängigkeit entwickelt hatten und sie in ihrer Zeitplanung weitgehend frei war. So hatte sie auch die Muße, in der kleinen Boutique in ihrem Kiez in der Goethestraße, in der sie schon des Öfteren fündig geworden war, in aller Ruhe nach einem netten Teil für den großen Abend zu stöbern. Ihre Wahl fiel auf eine weich fallende, schwarze Hose und eine ganz einfach geschnittene, silbergraue Bluse aus sanft glänzender Seide, die durch ihre Schlichtheit bestechend elegant wirkte. Ein feines Silberkettchen in dem großzügigen Ausschnitt würde dem ganzen noch den letzten Schliff geben. Es klappte alles wieder wunderbar!
    Am Freitag erledigte sie letzte Einkäufe, alle frischen Zutaten und den Blumenschmuck, und dann deckte sie bereits den Tisch für den nächsten Abend. So viel wie möglich so früh wie möglich erledigen, damit am Tag der Einladung die Zeit für die Zubereitung der frischen Speisen möglichst reichlich bemessen war – nach dieser Devise verfuhr sie schon lange bei gastronomischen Großereignissen. Helene befand sich in einem erregten Zustand gespannter Erwartung, wie damals als Kind vor ihrem Geburtstag. Feste feierte sie schon immer gerne und umso lieber, wenn sie dabei im Mittelpunkt stehen konnte.
    Und was waren die aufregenden Höhepunkte dieser Feiern? Entweder eine dämliche Klassenkameradin, die nur eingeladen wurde, weil die Eltern sich kannten, und die man selbst und alle Freundinnen überhaupt nicht leiden konnten, und der nun ganz genüsslich gezeigt wurde, wie doof sie alle fanden. Oder aber, wenn der offizielle Teil mit Kuchenschlacht und Topfschlagen unter der Regie der Mutter beendet war und die ganze Geburtstagsgesellschaft noch ein bisschen nach draußen durfte, und man sich dank der Überzahl siegreiche Scharmützel mit den sonst immer so überlegenen Rüpeln aus der Nachbarschaft lieferte … Selige Erinnerungen an die goldene Kinderzeit!
    Heutzutage erschienen Ulli und Dorothea zu den Einladungen, weil sie die Frauen von Jans Partnern waren, und das war das einzig Verbindende zwischen diesen beiden und Helene. Neben einer allseitigen, feinen Antipathie, die alle Beteiligten jedoch so dezent äußerten, dass ihre Männer sich nach wie vor in dem Glauben wiegten, ihre Frauen würden sich glänzend verstehen.
    Als Jan damals als dritter und letzter Partner in das Architekturbüro einstieg, hatte sich Helene ehrlich um die Gunst der beiden bemüht. Dank ihrer Initiative hatte man mit Kind und Kegel Ausflüge unternommen, war gemeinsam ins Kino oder Theater gegangen oder hatte Konzerte besucht. Regelmäßig hatten sich die Frauen zu so genannten Damenabenden getroffen. Helene hatte zumindest versucht, ihre spontan gefassten Vorurteile gegenüber Ulli und Dorothea einer ernsthaften Prüfung zu unterziehen und gehofft, sie würden sich aneinander gewöhnen. Dieser Fall aber trat nicht ein. Und so reduzierten sich ihre Begegnungen im Lauf der Zeit auf offizielle Termine im Rahmen des Büros, drei, höchstens vier im Jahr, denen Helene mittlerweile mit einer Art freudiger Neugier entgegensah.
    Der mit den Jahren perfekt eingeübte, äußerlich so harmonische Umgang miteinander entbehrte nicht einer gewissen Vertrautheit. Die Rollen waren verteilt, Stärken und Schwächen der Beteiligten bekannt, und alle spielten mit Begeisterung das Kasperltheater für Große. Und das Kasperl, das am besten austeilte, hatte gewonnen. Aber nur wenn’s dabei recht charmant und zuvorkommend war. Helene hielt sich im Grunde für eine sehr tolerante und gutmütige Person. Nur hatte sie in der Auseinandersetzung mit der bösen Umwelt lernen müssen, sich zu wehren. Und hieß es nicht, Angriff sei die beste Verteidigung?
    Diesmal sah Helene dem Zusammentreffen mit Jans Kollegen doppelt gespannt entgegen. Schließlich sollte sie endlich die beeindruckende Frau Blume aus der Nähe kennen lernen, auf die Jan so große Stücke hielt. Es war Helene sehr recht, dass dieses erste offizielle Treffen auf ihrem Terrain und zu ihren

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