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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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man gleich die Dimension Zeit in Form von Vergänglichkeit einbeziehen. Dann wären auch mehrere Sinne angesprochen, wenn das Zeug vergammelt und anfängt zu riechen. Man könnte die Schimmelpilze wachsen sehen. Welche Aussichten! Da hätten die Theoretiker wieder eine Menge zum Nachdenken.« Dieter konnte sich zu sehr über diese Vorstellung amüsieren.
    »Vielleicht will Bocuse bei dir was dazulernen?«
    »Oder ein Kochkurs in der Versuchsküche von Dorotheas Tütensuppenfirma!« Da waren die Lacher auf Bertrams Seite.
    »Zurzeit versuche ich gerade, die Geheimnisse der vegetarischen Küche zu ergründen.«
    Das fanden die Freunde ausgesprochen interessant, besonders als sie erfuhren, dass Jan dazu den Anstoß gegeben hatte.
    »Ah, du willst frisch und knackig bleiben, oder werden? Das kann ich gut verstehen. Wir Männer in der Lebensmitte müssen einiges für unseren Body tun, nicht Bertram? Man hat es nicht leicht auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten!« Mit einem übertriebenen Seufzer griff Dieter zu seinem Weinglas.
    Jan war dieses Gespräch über seine Ernährungsgewohnheiten offensichtlich unangenehm. »Ich weiß nicht, ob fleischlose Ernährung jung hält. Jedenfalls braucht ihr darum nicht so ein Aufhebens zu machen. Ich habe das eben für mich als richtig erkannt und Helene ist so nett, mich dabei zu unterstützen. Fisch will ich weiterhin essen und bei Gott niemand anderen zu meiner Lebensweise zwingen. Das Komische ist, dass Nichtvegetarier meist unheimlich viel über Vegetarismus reden müssen, während die Vegetarier einfach schweigen und ihre Sache durchziehen.«
    Und mehr wollte Jan zu dem Thema nicht sagen und auch nicht hören. Susanne konnte es sich allerdings nicht verkneifen, noch auf ein paar ziemlich verbiesterte Rohköstler in ihrem Bekanntenkreis hinzuweisen, die mittlerweile von allen gemieden wurden, da sie ständig an den »Allesfressern« herumkritisierten. Dann kam der Secondo, große, saftige Stücke vom Vitello di Mare, in Butter gebraten, nur mit Salz, Pfeffer und Zitrone gewürzt, dazu gemischter Salat aus Romana und Tomaten und das selbstgebackene Landbrot, außen mit kräftiger Kruste und innen flaumig und locker, dem der unverwechselbare Duft italienischer Bäckereien entströmte. Helene konnte sich daran gar nicht satt riechen. Jan war sehr angetan, dass das Hauptgericht aus Fisch bestand und er nicht in Gewissensnöte gestürzt wurde. Tonino kam an ihren Tisch und freute sich, zu hören, dass sie mehr als zufrieden waren.
    Endlich ließ Susanne die Katze aus dem Sack.
    »Ja, Helene, du kennst doch, zumindest dem Namen nach, den Steinberger, den Intendanten vom Schlosstheater. Also, der ist ja auch immer bei unseren Vernissagen gewesen und hat deine tollen Büffets mitgekriegt. Na ja, vor ein paar Tagen rief der mich an und fragte, ob denn die Künstlerin, bei der ich immer arbeiten lasse – ob er es denn wagen könne, nachzufragen, ob du vielleicht bei seinen Premieren themenbezogene Büffets arrangieren könntest. Ich hab natürlich gesagt, keine Frage, dass du das könntest, denn erstens wärst du Kunsthistorikerin und würdest immer sehr intensiv die Themen recherchieren und zweitens wärst du nicht nur kochkünstlerisch ausgesprochen begabt, sondern auch von jahrelanger Erfahrung in der Ausrichtung diverser Empfänge und anderer Festivitäten. Aber er müsse natürlich mit dir selbst sprechen. Er ist jedenfalls ganz wild drauf und will dich unbedingt dafür gewinnen. Also, ruf ihn an, wenn du Lust dazu hast und fordere eine ordentliche Gage!«
    Helene war sofort Feuer und Flamme für dieses Angebot und wollte gleich noch mehr Details erfahren. So eine Aufgabe entsprach in geradezu idealer Weise ihren Neigungen. Leider konnte Susanne ihr nicht viel mehr erzählen und gab ihr die Nummer des Intendanten, mit dem sie erst einmal telefonieren sollte.
    »Das habe ich mir doch gedacht, dass du begeistert sein wirst von dieser Idee. Jedenfalls hoffe ich, dass du trotz dieses Rufs in die Welt der Bühne auch der kleinen Galerie Kopfbauch weiterhin für ihre bescheidenen Vernissagen-Büffets zur Verfügung stehst.«
    »Mensch Susanne, red keinen Quatsch! Außerdem: Ohne dich hätte ich doch die Chance bei dem Theaterfritzen nie bekommen!«
    Nun hatten sie neben Silvester noch einen weiteren Grund zum Feiern. Es ging auf Mitternacht zu und das Menu seinem Ende entgegen. Tonino reichte eine klassische Zuppa Inglese zum Dessert, die trotz ihres Namens nicht das Geringste mit Suppe zu

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