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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Mach’s gut!«
    »Tschüß, Micha!« Johanna schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, schaute entschuldigend zu Helene und zog von dannen.
    »Bitte?« Knapp, cool, fast schon unhöflich, kam das heraus. Das hatte Helene jetzt davon, dass sie dieses intensive, gute Gespräch so unbarmherzig unterbrochen hatte. Man musste so etwas schon in Kauf nehmen, wenn der Käseverkäufer zu Höherem berufen war. Als sie ihre drei Sorten Käse zusammen hatte und von Micha ohne Engagement abgefertigt worden war, stand hinter ihr eine Dame, die sein Gesicht wieder aufleuchten ließ. Älter als die vorige, aber ebenfalls nicht unattraktiv, mit Vornamen bekannt und dem jungen Mann erwartungsvoll entgegenlächelnd. Ihr fiel auf, wie der junge Mann hinter der Theke und diese Frauen ihre Augen hypnotisierend aufeinander hefteten, ja verknoteten. In welchem Workshop konnte man das bloß erlernen?
    Elfriede hatte im Hintergrund des Ladens eine Schwangere beraten, die wissen wollte, ob sie denn nun ihre Ernährung völlig umstellen sollte, um dem Baby eine optimale Entwicklung zu garantieren. Wohlmeinende Menschen in ihrer Umgebung hatten ihr zu den verschiedensten Ernährungsformen von Makrobiotik bis Apfelessigkur geraten, und sie war nun etwas verunsichert.
    »Wissen Sie was: Essen Sie das, worauf Sie Appetit verspüren. Ihr Körper wird Ihnen schon signalisieren, was er braucht. Und wenn er mal nach einer Currywurst oder einem Glas Rotwein ruft, brauchen Sie sich das nicht zu versagen. Ich sage Ihnen, Ihrem Baby geht es am besten, wenn auch Sie sich wohl fühlen und sich nicht ständig reglementieren. Eine vollwertige Mischkost ist genau das Richtige. Schließlich sind Sie nicht krank und müssen Diät leben! In diesem Sinne: Alles Gute!«
    »Vielen Dank!« Die junge Frau himmelte Elfriede geradezu an. Dieses Herz hatte Elfriede soeben gewonnen und eine neue Kundin dazu, die sich mit Fragen in allen Lebenslagen in Zukunft vertrauensvoll an sie wenden würde. Mit einem Korb voller Bio-Obst, Vollkornkeksen, Fruchtsäften, Kräutertees und anderem mehr, marschierte sie zufrieden an die Kasse.
     
    Elfriede persönlich kassierte Helenes Einkauf, was der auch ganz recht war, denn Amras’ Mischung aus Schneckentempo und Chaos beim Kassieren weckte nicht unbedingt das Vertrauen in ihre Abrechenkünste.
    »So, den kriegst du noch von mir als Naturalrabatt! Ein neuer, sehr schöner Rotwein. Damit sich deine Kundenbindung an uns verfestigt!« Elfriede packte ihr die Flasche in ihre Einkaufstasche.
    »Vielen Dank, Elfriede! Ich komme aber auch ohne Werbegeschenke bestimmt mal wieder zum Einkaufen«, versprach Helene.
    »Ja, das wäre schön, wenn wir uns wieder öfter sehen und von den guten, alten Zeiten plaudern können. Hatte doch irgendwas von einer bunten, großen Familie unser Kinderladen damals.«
    »Weißt du was: Ich rufe dich demnächst mal an und dann koche ich was Schönes und wir setzen uns unter gemütlicheren Bedingungen mal wieder zusammen, ja?«
    »Wenn du kochst, immer gerne! Da freu ich mich drauf! Mach’s gut, Helene, und viel Spaß beim Experimentieren mit der vegetarischen Küche!«
     
    Auf dem Weg zum Auto wunderte sich Helene über ihre spontane Einladung an die Frau, die sie früher so zum Kotzen gefunden hatte. Irgendwie war sie von einer plötzlichen Welle aus Nostalgie und Sympathie für die so angenehm verwandelte Elfriede erfasst und zu dieser Leichtsinnigkeit verleitet worden. Scheinbar hatte sie das Bedürfnis, sich mit ihr wohlgesonnenen Menschen zu umgeben, denn sie fühlte sich ziemlich allein und unverstanden, und Elfriede hatte sich so an ihr persönlich interessiert gezeigt, und war ihr dabei so offen und freundschaftlich begegnet, dass es Balsam auf ihre verletzte Seele war. Ach ja, was musste sie nicht alles stumm erdulden in den letzten Monaten!
    Mit einem Seufzer schlug sie den Kofferraumdeckel zu, da fiel ihr Blick auf eine glänzendschwarze Marmortafel, die über dem Nachbarladen von ›Grün & Köstlich‹ angebracht war. ›Mystik- und Magiehandlung G. Schabkowski‹ war da in altmodischen, goldenen Lettern zu lesen. Helenes Neugier war geweckt. Vielleicht würde sie hier das Geheimnis des Kräutleins Niesmitlust lüften können, das Rezept für die weiße Schlange entdecken oder aber der Kunstfertigkeit auf die Spur kommen, wie man einen Apfel für Schneewittchen bastelte …
    Sie musste einen Blick in die Auslage werfen.
    Als sie in Richtung Schaufenster steuerte, hörte sie plötzlich Elfriedes

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