Schatzfinder
der griechisch-römischen Antike und im Mittelalter. Karl der Große war ein richtiger Fan verschiedener Formen von Ordalen.
Bei der Feuerprobe gab man dem Probanden ein glühendes Stück Eisen in die Hand. Er musste es mehrere Schritte weit tragen, bevor er es wegwerfen durfte. Oder man ließ ihn barfuß über zwölf rotglühende Pflugscharen gehen. Oder man steckte einfach seine Hand ein paar Atemzüge lang in ein Feuer. Anschließend beobachtete man die Brandwunden. Schon nach drei Tagen konnte man sehen, ob die verbrannte Haut heilte oder ob sie sich entzündete – Gott hatte sein Urteil gesprochen. Verheilte die Haut, dann hatte der Mensch recht getan. Aber wenn sich dieWunde entzündete, vor allem, wenn sich Eiter bildete, dann hatte der Mensch gesündigt und war von Gott als schuldig gekennzeichnet worden. (Forschungen untersuchen gerade die Frage der Konditionierung. Es gibt eine Studie, bei der Probanden einen als glühendes Kohlestück präparierten Eiswürfel mit einer gusseisernen Zange aufgedrückt bekamen und diese mit Brandblasen reagierten.)
Nicht immer wurden die Probanden gezwungen. Die Mutter von Håkon Håkonsson beispielsweise konnte im Jahr 1218 freiwillig durch eine erfolgreiche Feuerprobe mit einem glühenden Stück Eisen vor der norwegischen Reichsversammlung beweisen, dass ihr Sohn wirklich der Sohn des verstorbenen Königs Håkon Sverresson war – was ihm den Weg zum Thron ebnete.
Bei den Wasserproben gab es zwei beliebte Varianten, eine mit kochend heißem und eine mit eiskaltem Wasser. Bei der Letzteren wurden dem zu beurteilenden Mensch die Hände und Füße zusammengefesselt. An einem Seil gehalten wurde er dann in einen See oder einen Fluss geworfen. Der anwesende Priester sprach: »Lass das Wasser nicht empfangen den Körper dessen, der vom Gewicht des Guten befreit durch den Wind der Ungerechtigkeit emporgetragen wird.«
Ging der Gefesselte unter, dann hatte das heilige Wasser, das reine Element Gottes, den Menschen aufgenommen. Man konnte ihn wieder nach oben ziehen. Manchmal überlebten das die Probanden, manchmal nicht, aber dann waren sie wenigstens unschuldig beziehungsweise tugendhaft gestorben, und die Familie konnte trauern, ohne sich zu schämen. Schwamm der Gefesselte allerdings auf dem Wasser, dann musste es ein Sünder sein, vielleicht ein Hexer, denn das reine Wasser hatte ihn ja abgestoßen.
Das Gemeine an dieser Art der Probe war, dass der einzige Weg, um sie als Gerechter zu überstehen, darin bestand, dass man nicht allzu viel Luft in den Lungen hatte. Nur so konnte man starken Auftrieb vermeiden und untergehen. Dadurch sanken aber gleichzeitig die Chancen, das Prozedere zu überleben.
Bei der heißen Form der Wasserprobe wurde ein kleiner Gegenstand, ein Ring oder ein Stein, in ein Fass mit kochendemWasser gelegt. Der zu Testende krempelte seinen Ärmel hoch und holte den Gegenstand heraus. Der verbrühte Arm wurde mit Tüchern umwickelt, und nach drei Tagen schaute man nach, ob sich Eiter gebildet hatte. Wenn ja, hatte Gott sein Haupt missbilligend geschüttelt, wenn nein, dann hatte Gott wohlwollend genickt.
Gott legt die Karten aus – die Frage ist, welche man wählt.
Gott legt die Karten aus – die Frage ist, welche man wählt.
Sollte herausgefunden werden, ob eine Jungfrau tatsächlich noch Jungfrau war, dann warf man ihr einen Kessel mit kochendem Wasser zu, den sie auffangen musste. Bestand sie den »Kesselfang«, was sich darin ausdrückte, dass sie ihn erstens überhaupt gefangen hatte und zweitens nach drei Tagen die verbrühten Stellen noch nicht vereitert waren, dann war sie erwiesenermaßen keusch gewesen.
Im Leben auf der richtigen Seite zu stehen war eben schon immer eine Frage des Mutes.
Und entscheiden, urteilen, ein Ordal machen, einen guten Deal machen, den richtigen Tausch machen, ist im Ernstfall eine Sache auf Leben und Tod. Im Altertum, im Mittelalter und auch noch heute.
Biete Zeit, suche Leben
Der erste Grundsatz der bahnbrechenden Kommunikationstheorie des großen Paul Watzlawick lautet ganz pragmatisch: »Man kann nicht nicht kommunizieren.« Damit meinte er, dass, sobald sich zwei Menschen begegnen, die Kommunikation beginnt, selbst wenn sich die beiden anschweigen und bewegungslos voreinander stehen. Selbst das ist eine Botschaft, also Kommunikation.
Das dahinterliegende Prinzip gilt auch für Ihr ganzes Leben: Sie können nicht nichts tun im Leben. Wer versucht, nichts falsch zu machen, macht am Ende alles falsch.
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