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Schatzfinder

Schatzfinder

Titel: Schatzfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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heißt schon sicher?
    Der Deal stimmt nicht, wenn der Preis für die Sicherheit höher wird als der Wert dessen, was wir ohne die Sicherheit möglicherweise verlieren könnten.
    War unsere Zukunft denn jemals sicher? Wirklich?
    Vielleicht müssen wir unsere Sicherheit aufgeben, zumindest wenn wir ein leidenschaftliches Leben führen wollen. Immer wenn wir einen neuen Mitarbeiter einstellen, müssen wir Sicherheit aufgeben. Wenn sich etwas ändert, müssen wir Sicherheit aufgeben, weil sich die Dinge eben ändern. Und immer wenn sich nichts ändert, müssen wir Sicherheit aufgeben, weil sich eben nichts ändert. Die Sicherheit einer Ehe ist immer noch attraktiv, 300 000- bis 400 000-mal pro Jahr sagen Paare offiziell in deutschen Standesämtern »Ja«. Mit dieser Bindung kauft man sich neben steuerlichen Vorteilen auch die obligatorische Treue ein, die man sich vom Partner erwartet. Allerdings werden in Deutschland auch jedes Jahr zwischen 150 000 und 200 000 Scheidungen ausgesprochen, die übrigens überwiegend von Frauen eingereicht werden. Und so eine Scheidung ist keine lustige Sache. Wenn Sie einem Rosenkrieg mit allen finanziellen und psychisch-seelischen Begleiterscheinungen ganz sicher aus dem Weg gehen wollen, dann ist das sicherste Vorgehen, nicht zu heiraten. Was also bietet jetzt in Summe die größere Sicherheit? Heirat oder Junggesellentum?
    Neun von zehn Menschen setzen sich auch niemals große Ziele im Leben. Warum? Weil sie nicht scheitern wollen. Das ist verständlich. Aber was können sie dann noch gewinnen? Wenn Sie den auf diese Weise 100-prozentig sicher entgangenen Gewinn auf der inneren Bilanz abgezinst als Verlust buchen, sieht der Sicherheitsdeal plötzlich sehr verlustreich aus. Hmmmm …
    Es ist wahrlich ein Kreuz mit der Sicherheit, eine grundsätzlich paradoxe Situation: Um frei zu sein, müssen wir eine Sicherheit aufgeben, die wir in Wahrheit gar nicht haben. Sicherheit ist eine Illusion. Nichts ist wirklich sicher, nicht Ihre Partnerschaft, nicht Ihr Job, nicht Ihre Gesundheit, nicht Ihr Vermögen, sogar Staaten können untergehen – auch heute noch. Gerade heute!
    Nichts ist wirklich sicher, nicht Ihre Partnerschaft, nicht Ihr Job, nicht Ihre Gesundheit, nicht Ihr Vermögen, sogar Staaten können untergehen.
    Aber haben wir nicht auch die Freiheit, uns trotzdem für die Illusion der Freiheit zu entscheiden?
    Und Freiheit? Das Eis der Freiheit ist dünn, das Risiko einzubrechen ist groß, und unter dem Eis wartet die Sklaverei. Wenn wir Pech haben, brechen wir uns das Genick beim Klippenspringen oder als Wettkandidat bei »Wetten, dass …?«, und schon ist es aus mit der Freiheit. Unfreiwillige Abhängigkeiten oder Einschränkungen passieren einfach, dagegen gibt es keine Versicherung. Und was wie Freiheit aussieht, entpuppt sich bisweilen als Gefängnis. Das eigene, selbst gegründete Unternehmen beispielsweise. Oder die misslungene Investition. Oder die Partnerschaft in der Post-Verliebtheitsphase. Nein, nicht nur die Sicherheit, auch die Freiheit ist eine Illusion. Es sind subjektive Gefühlszustände, wir fühlen uns frei oder wir fühlen uns sicher, ganz nach Bedarf. Es ist eine Wahl, die wir treffen. Die wir unbewusst treffen.
    Aber haben wir nicht auch die Freiheit, uns trotzdem für die Illusion der Freiheit zu entscheiden?
Frei und unfrei zugleich
    Robinson Crusoe wuchs in geordneten Verhältnissen im sicheren Europa auf, aber ihn zog es auf das Meer und in die Welt hinaus. Er gab die Sicherheit auf, in die er hineingeboren war, und suchte die Freiheit. Und er bekam, was er wollte, nur anders, als er es sich vorgestellt hatte.
    Zunächst einmal beinhaltete seine Freiheit auch das Risiko, in Sklaverei zu fallen. Ihn erwischte es vor Nordafrika, als er von Piraten für zwei Jahre versklavt wurde, bevor ihm die Flucht gelang. Mit dieser Erfahrung, nämlich der, wie dünn das Eis ist, auf dem er so scheinbar frei balancierte, und welche Konsequenzen seine Wahl der Freiheit haben kann, verschlug es ihn nach Brasilien. Dort übernahm er eine Zuckerplantage, die nur mit Sklavenarbeit profitabel sein konnte. Nun hatte er also erneut die Seiten gewechselt: Zuerst war er vom freien Mann zum Sklaven undnun selbst zum Sklaventreiber geworden. Um Nachschub an Menschenmaterial zu besorgen, schiffte er sich ein, geriet aber in einen Sturm, den er bekanntlich als einziger Überlebender überstand – gestrandet auf einer einsamen Insel.
    Sein Schiffbruch war für ihn der Super-GAU, der

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