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Schatzfinder

Schatzfinder

Titel: Schatzfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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zu sagen und dazu zu stehen.
    Das ist wie bei einem alten Ehepaar, dem auf die alten Tage finanziell die Luft ausgeht. Sie können den Kredit für das Haus nicht mehr abbezahlen, denn die Lebenshaltungskosten steigen, und das Einkommen sinkt. Die beiden haben große Geldsorgen und viele schlaflose Nächte. Schließlich nimmt der Mann das Telefon in die Hand, ruft seinen Bankberater an und teilt ihm mit, dass er den Kredit nicht mehr abbezahlen kann. Die Frau ist bestürzt: Was hast du getan! Darauf sagte er: Ich habe unser Problem von uns genommen. Jetzt ist es ihr Problem.
    Ein Sonderfall ist noch die Trauer. Auch bei ihr muss man sich öffnen, obwohl man sich ihr so gern verschließen würde. Der Tod eines geliebten Menschen ist schlimm. Natürlich. Und ich wünsche den Hinterbliebenen dann aufrichtig einen Zusammenbruch, damit sie anschließend hoffentlich wieder stark werden und wieder aufstehen können. Es ist schön, dass es in unserer Gesellschaft völlig legitim ist, in der Trauer völlig zusammenzuklappen.
    Wenn man das nicht geschehen lässt, kann es einem so gehen wie einem Bekannten von mir, dessen Frau schon vor mehr als drei Jahrzehnten gestorben ist. Er war damals sehr tapfer. Jeder hat gewusst, wie sehr er sie geliebt hatte. Er erntete einige Bewunderung dafür, dass er aufrecht blieb, sich zusammenriss und die Fassung bewahrte. Er liebt sie heute noch immer und kann sie noch heute nicht loslassen. Das ist schlimm, denn so ist der Platz an seiner Seite nie frei geworden. Er hat keine neue Frau gefunden und ist heute ein Mann, der lang gelitten hat. Ob das seine Frau so gewollt hätte? Ich jedenfalls hätte ihm damals von Herzen einen kräftigen, schlimmen, niederschmetternden Zusammenbruch gewünscht. Dann hätte er zumindest die Chance gehabt, anschließend wieder aufzustehen und heute aufrechter und glücklicher zu sein.
    Ich bin fest davon überzeugt, dass für die meisten Menschen ein Zusammenbruch das letzte, aber möglicherweise funktionierende Mittel wäre, die Kurve zu bekommen.
    Aber um Himmels Willen, ich will mir hier nichts anmaßen! Ich wünsche den Menschen das Allerbeste. Zusammenbrüche sind nichts Schönes, nichts Erstrebenswertes. Aber ich habe die Befürchtung, dass wir nicht frei sein können, wenn wir sie vermeiden. Die meisten Menschen schlittern in ein langweiliges,unglückliches Leben. Ich bin fest davon überzeugt, dass für die meisten Menschen ein Zusammenbruch das letzte, aber möglicherweise funktionierende Mittel wäre, die Kurve zu bekommen.
    Und um das ausdrücklich zu differenzieren: Ich meine mit alldem nur die Dinge, die wir selbst beeinflussen können. Mir geht es um das Spiel im Innern, das wir mit uns selbst spielen und das wir manchmal verlieren müssen, um anschließend wieder gewinnen zu können – nicht um die unberechenbaren Ereignisse da draußen. Die sind so, wie sie sind. Es wäre schlimm, da einen Zusammenbruch herbeizuwünschen. Ich rede nicht von Glück oder Pech, sondern von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit uns selbst gegenüber und von innerer Freiheit.
    Glück ist eine Überwindungsprämie.
    Was aber, wenn so ein Zusammenbruch Sie nicht erlöst, sondern nur noch weiter runterzieht? Richtig, das ist blöd, denn das kann passieren. Das wird passieren. Es gibt keine Garantie auf ein Happy End. Sonst würde es auch keine Überwindung kosten. Glück ist eine Überwindungsprämie. Gehen Sie den Weg einfach weiter. Haben Sie keine Angst.

DIE FREIHEIT DES ROBINSON
    »Spricht aber der Knecht: Ich habe meinen Herren lieb und mein Weib und Kind, ich will nicht frei werden, so bringe ihn sein Herr vor die ›Götter‹ Richter und halte ihn an die Tür oder den Pfosten und bohre ihm mit einem Pfriem durch sein Ohr, und er sei sein Knecht ewig.« (2. Buch Mose, Kapitel 21, Vers 5–6)
    In biblischen Zeiten durfte der Hebräer, der einem anderen Hebräer als dessen Eigentum gehörte – also nach unserem heutigen Verständnis dessen Leibeigener war –, nach sieben Jahren seinen Herrn als freier Mann beziehungsweise als freie Frau verlassen.
    Nach sieben Jahren stand also ein Knecht oder eine Magd vor der schwerwiegenden Entscheidung, entweder die Freiheit zu wählen, damit aber die Sicherheit des Heims für immer aufzugeben, oder die endgültige Leibeigenschaft zu wählen, was bedeutete, die Freiheit für immer aufzugeben – im Tausch gegen Obdach, Essen und Trinken, Verteidigung gegen äußere Bedrohungen und Zugehörigkeit zu einem Clan. Einmal getroffen,

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