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Schatzfinder

Schatzfinder

Titel: Schatzfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Scherer
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schließlich geben Sie nach und gehen zusammen zum Thailänder. Die Erfahrung bestätigt leider ihre Befürchtung: Die Tischreservierung ist schiefgelaufen, Sie müssen lange auf den Platz warten, der Service ist lahm, die Drinks nicht so, wie sie schmecken sollten, und das Essen nicht der Hit.
    Nun haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder Sie nörgeln und kritisieren das Restaurant und weisen den Partner oder die Partnerin darauf hin, dass er mal wieder nicht recht hatte, sondern dass Sie recht hatten, und dass das Debakel vermieden hätte werden können, hätte man nur auf Sie gehört … Oder Sie halten den Mund, essen weiter, haken das im Geiste ab und genießen die verbleibende Zeit des Abends, so gut es eben geht.
    Zwei Möglichkeiten, zwei Haltungen. Was würden Sie tun? Die Umfragen sind eindeutig. 74 Prozent sagen, dass sie an dem Restaurant herumnörgeln und kritisieren würden – nur 26 würden den Abend kommentarlos genießen. Aber es ist doch so: Sie sind freiwillig den Kompromiss eingegangen! Um den Streit zu vermeiden, haben Sie nachgegeben und sind zum Thailänder mitgegangen, ohne erpresst oder gefesselt und geknebelt worden zu sein. Nun dürfen Sie die Konsequenzen tragen. Aber bitte mit Würde!
    Egal welche Entscheidung man getroffen hat, wenn schon getroffen, dann ist Entscheidungstreue gefragt. Also, entweder von vornherein Nein sagen oder dann zum Kompromiss stehen. Beides ist gut. Das Erstere ist der Weg des Kriegers, das Zweite ist der Weg des Gentlemans. Aber zuerst sich breitschlagen lassen und dann die Ich-habs-ja-gleich-gesagt-Nummer abziehen, das ist einfach nur beschämend unfrei, kleingeistig und uncharmant.Übertragen Sie diese Haltung bitte einmal im Geiste in die Wirtschaft. Oh ja, das erkennt man sofort wieder! Ich habe das schon häufig erlebt nach diversen Meetings: ein Infragestellen von bereits Verabschiedetem. Aber das macht doch nun wirklich keinen Sinn. Wozu wurde es denn verabschiedet?
    Auch auf der gesellschaftlichen Ebene lässt sich dieser Reflex der Unfreiheit beobachten: Zuerst eine Volksabstimmung über ein ungeliebtes Großprojekt herbeifordern, wenn aber dann anders abgestimmt wurde, als man es sich gewünscht hat: weiterprotestieren, motzen und sabotieren. Beschämend!
    Commitment ist etwas anderes. Vor allem etwas, mit dem man sich nicht immer beliebt macht. Ein General namens Cosgrove wurde einmal von Radio Queensland interviewt und gab eine sehr schlagkräftige Antwort auf die Fragen einer Dame, die ihn zum Thema Waffen und Kinder interviewte, da er kurz davorstand, einer Pfadfindergruppe einen Besuch in seinem militärischen Hauptsitz zu ermöglichen.
    »General Cosgrove, welche Dinge werden Sie den Jungen beibringen, wenn sie Ihre Basis besuchen?«
    »Wir werden ihnen Klettern, Kanufahren, Bogenschießen und Schießen beibringen.«
    »Schießen! Das ist ein bisschen unverantwortlich, oder?«
    »Ich verstehe nicht warum, sie werden auf dem Schießplatz ordnungsgemäß von Experten der Waffenausbildung beaufsichtigt werden.«
    »Geben Sie nicht zu, dass das eine schrecklich gefährliche Aktivität ist, um es Kindern beizubringen?«
    »Ich sehe nicht wie. Wir werden ihnen den ordnungsgemäßen Umgang mit Waffen beibringen, bevor sie überhaupt eine Waffe berühren.«
    »Aber Sie statten sie aus, um gewalttätige Killer zu werden.«
    »Naja, Sie sind ausgestattet, um eine Prostituierte zu sein, aber sie sind keine, oder?«
    Das Radio wurde still, und das Interview endete. Nun, ob es richtig ist, Kindern so etwas beizubringen, will ich hier gar nicht beurteilen, das ist nicht der Punkt. Mir geht es um die entlarvende,starke, seiner Sache im besten Sinne rücksichtslos verschriebene Art, die richtige Antwort zu geben. So etwas fällt Ihnen nur ein, wenn Sie eine echte Position bezogen haben, committed sind.
    Manchmal geht Commitment über den Tod hinaus. Beispielsweise bei manchen Fans des zweitgrößten Bundesliga-Clubs Schalke 04. Für diese Fans gibt es jetzt einen eigenen Friedhof auf Schalke. Im Gelsenkirchener Stadtteil Beckhausen-Sutum in unmittelbarer Nähe zur Veltins-Arena auf Schalke entstand ein Gemeinschaftsgrab in Form eines Stadions, mit angedeuteten Tribünen, Spielfeld und Toren. Das ganze Grabfeld ist in den Vereinsfarben Blau-Weiß bepflanzt, und 1904 Gräber werden hier angeboten – für die Fans, die ihrem Verein auch von unterhalb der Grasnarbe aus die Treue halten wollen.
    Das mag das wahre Glück sein. Doch wir haben ein Recht auf Glück

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