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Schaut nicht weg

Schaut nicht weg

Titel: Schaut nicht weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Zu Guttenberg
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wennsich ein Täter über dieses Recht hinwegsetzen will. Und sie werden wissen, dass ihre Eltern sie unterstützen werden, wenn sie versuchen sollten, sich dagegen zu wehren. Schwierig wird es in denjenigen Situationen, die auch von uns Erwachsenen Zivilcourage erfordern. Wenn wir zum Beispiel unserer Schwiegermutter erklären müssen, warum sich ihr Enkelkind nicht von ihr küssen lassen will, und ihr klarmachen müssen, dass wir dies auch unterstützen. Oder wenn wir beim Arzt darauf bestehen, dass wir bei der Untersuchung unseres Kindes dabei sein möchten. Manche Ärzte sind nämlich der Meinung, dass Jungen und Mädchen »mehr Theater« machen und »sich anstellen«, wenn die Eltern dabei sind. Dennoch gibt es nur wenige medizinische Gründe, die es nötig machen, dass die Eltern ihr Kind in der Obhut von Ärzten alleine lassen (zum Beispiel bei einer Operation). Auch um diese Botschaft zu vermitteln, gibt es heute gute Bilderbücher, zum Beispiel »Mein Körper gehört mir!« (Geisler). Noch besser ist es aber, wenn Eltern, Erzieher und Lehrer möglichst oft im Alltag Gelegenheiten nutzen, um diese Botschaft zu transportieren. Hier einige Beispiele: Wenn ein Kind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im T-Shirt hinaus zum Spielen will, liegt es in der Verantwortung der Eltern, dies zu verhindern. Aber sie sollten ihr Kind mitbestimmen lassen, ob es lieber den Skianzug, die blaue Jacke oder zwei Fleece-Pullis anziehen will. Wenn ein Kind im Sommer im Sandkasten spielt und dabei sehr schmutzig wird, sollte es sich danach natürlich waschen. Aber die Eltern sollten ihr Kind mitentscheiden lassen, ob es sich lieber am Waschbecken, unter der Dusche oder in der Badewanne säubern will. Tun sie dies, vermitteln sie ihrem Kind eine ganz wichtige Botschaft: Du darfst über deinen Körper selbst bestimmen! Bei Jugendlichen liegt der Schwerpunkt dieser Botschaft vor allem im Bereich der Beziehungen.Hier könnten die Gespräche davon handeln, wie schwierig es sein kann, jemandem, den man sehr gerne hat, Grenzen zu setzen. Zum Beispiel: Was mache ich, wenn mein Freund Sex will, ich aber noch nicht so weit bin? Wie gehe ich damit um, wenn alle anderen schon Sex hatten, ich aber noch nicht? Was mache ich, wenn meine Internetbekanntschaft auf einmal Fotos oder Webcam-Einspielungen von mir haben will? Bei diesen Fragen brauchen Jugendliche auf jeden Fall unsere Begleitung. Auch hier gibt es übrigens gute Comics und Jugendromane, die diese Fragen altersgerecht ansprechen. Zum Beispiel: Der Cartoon »Ey Mann, bei mir ist es genauso: Cartoons für Jungen« (Fritsche/Neutzling), »Auf den Spuren starker Mädchen: Cartoons für Mädchen« (Wolters/Schaffrin) oder »Riskanter Chat« (Cazemier/Schürmann/Fiedler-Tresp).
»Schön oder unangenehm?«:
Die eigene Körper- und Gefühlswahrnehmung schulen
    Es ist wichtig, dass Kinder von Anfang an ihre Körperwahrnehmung trainieren. Denn Kinder, die in ihrer Wahrnehmung geschult sind und es gewöhnt sind, dass Erwachsene diese auch ernst nehmen, lassen sich so schnell nichts vormachen. Sie reagieren zurecht empört und alarmiert, wenn jemand ihnen zu vermitteln versucht, dass sie etwas schön finden sollten, was sie tatsächlich aber als sehr unangenehm empfinden. Genau das ist nämlich eine klassische Strategie der Täter. Während des sexuellen Missbrauchs werden Täter den Kindern immer wieder zu vermitteln versuchen: »Du willst das doch auch! Dir gefällt es auch!« Wie also kann man Kinder darin unterstützen, eine gute und authentische Körperwahrnehmung zu entwickeln? Dieser Prozess beginnt bereits bei den vielen Bilderbüchern für Kleinkinder,in denen die Jüngsten das flauschige Fell des Entenkükens, den kratzigen Rücken des Igels, die raue Zunge der Kuh und so weiter ertasten können. Auch andere Tast- und Beobachtungsspiele wie zum Beispiel »Krabbelsack« schulen die Wahrnehmung der Kinder. Und auch der Besuch eines Barfußparks trägt dazu bei. Innerhalb der Familie können Unterhaltungen darüber, welche Berührung als angenehm oder unangenehm empfunden werden, die Körperwahrnehmung der Kinder weiter schulen. Wenn man eine Gruppe von Kindern etwa fragt, welche schönen Berührungen sie kennen, kommt eine Vielzahl verschiedener Antworten zutage. Bestimmt wird eines der Kinder sagen: »Wenn mein Hund mich mit der rauen Zunge abschleckt.« Ein Teil der Kinder wird dem zustimmen und ein anderer Teil wird dies als eklig ablehnen. Anhand solcher Beispiele kann man mit Kindern

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