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Schaut nicht weg

Schaut nicht weg

Titel: Schaut nicht weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Zu Guttenberg
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geschrieben werden, die man bei Problemen ansprechen könnte. Zusätzlich könnten dann noch Hilfenummern wie Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst et cetera dazugeschrieben werden. Werden diese Hilfehände dann noch laminiert und in die Schultasche gesteckt oder im Haus aufgehängt, haben die Mädchen und Jungen die sichtbare Erlaubnis, sich bei Problemen Hilfe holen zu dürfen.
    Dies waren einige Beispiele, die verdeutlichen, wie spielerisch präventive Erziehung in den Alltag von Familien eingebunden werden kann. Eines muss uns allen aber klar sein: Auch die beste präventive Erziehung und die tollsten Präventionsprojekte entbinden uns Erwachsene nicht von der Verantwortung für unsere Kinder. Denn nur wir sind verantwortlich für ihren Schutz! Das heißt nun nicht, dass wir allen Mitmenschen misstrauen und unsere Kinder nur noch unter Aufsicht aus dem Haus gehen lassen sollen. Aber es bedeutet, dass wir stets darauf achten sollten, unsere Töchterund Söhne ernst zu nehmen und mit ihnen im Gespräch zu bleiben. Damit haben wir die besten Chancen, sexuellem Missbrauch vorzubeugen oder sexuelle Gewalttaten frühzeitig erkennen zu können.
    (Fachliche Beratung:
    Sabine Dietrich,
    Dipl. Sozialpädagogin, FH, und Traumaberaterin)

Kapitel 2 – »Aufdecken, Stabilisieren, Therapieren«: Wie betroffenen Kindern geholfen werden kann
    Kapitel 2
    »Aufdecken, Stabilisieren, Therapieren«:
Wie betroffenen Kindern geholfen werden kann
    Die 87-jährige Briefeschreiberin, von der ich zu Beginn des vorigen Kapitels berichtete, hatte als Kind kaum Möglichkeiten, ihrem Umfeld von ihren schlimmen Erfahrungen zu berichten. Denn sexuelle Gewalt gegen Kinder wurde meist verschwiegen – vor allem innerhalb der Familien. Die Kinder blieben mit ihren schrecklichen Erfahrungen also meist allein und mussten es oft noch ertragen, ihren Peinigern immer wieder zu begegnen, innerhalb der Familien, bei Feiern, im Schulalltag. Heute wird Gott sei dank deutlich mehr Opfern sexueller Gewalt geglaubt als noch vor 30 Jahren. Und so gibt es eine Vielzahl an Hilfsangeboten für betroffene Jungen und Mädchen. Auch werden die Verbrechen der Täter und Täterinnen heute öfter aufgedeckt. Denn immer mehr Erwachsene sind besser informiert und bereit, kindliche und jugendliche Opfer zu schützen: Vor allem die Mütter beteiligen sich heute häufiger am Aufdecken der sexuellen Gewalt gegen ihre Kinder. Das haben wir vor allem der Frauenbewegung zu verdanken, die Anfang der 1980er den sexuellen Missbrauch von Mädchen öffentlich machte und den Anstoß zur Gründung vieler Beratungsstellen gab. Der sexuelle Missbrauch von Jungen hingegen wird erst seit den 1990er Jahren zunehmend thematisiert und ist in der Öffentlichkeit noch immer nicht so präsent. Doch auch das ändert sich mittlerweile: Spätestens seit Bekanntwerden der vielen Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen KircheAnfang diesen Jahres – die ja überwiegend Jungen betrafen – kommt auch dieses Thema nun in der Mitte der Gesellschaft an.
    Doch obwohl wir optimistisch gestimmt sein können, bleibt noch immer viel zu tun. Wir können davon ausgehen, dass hunderttausende Missbrauchsfälle in Deutschland nach wie vor unaufgedeckt sind. Und hunderttausende Kinder und Jugendliche wie meine Briefeschreiber möglicherweise noch in vielen Jahrzehnten an den Folgen ihrer Erfahrungen zu leiden haben werden. Wir alle – Eltern, Verwandte, Lehrer, Erzieher, Nachbarn, Kinderärzte, Eltern von Spielkameraden – müssen also noch viel mehr hinschauen und viel achtsamer sein, um das Leid der betroffenen Kinder erkennen und dementsprechend handeln zu können. Auf den folgenden Seiten möchte ich nun konkret aufzeigen, was nach der Tat geschehen kann: Welche Schritte bei einem Verdacht einzuleiten sind, welche Folgen sich daraus für das betreffende Kind und seine Familie ergeben und welche Unterstützung die jungen Opfer nach der Tat brauchen. Außerdem möchte ich auf neue Psychotherapieverfahren zur Behandlung traumatischer Erfahrungen eingehen – und zeigen, dass es auch 30 Jahre später noch lohnend sein kann, die sexuellen Gewalterfahrungen aus der Kindheit zu bearbeiten.
»Wie kann ich dem Kind helfen«?: Was Außenstehende tun können, wenn sie vermuten, dass ein Kind sexuelle Gewalt erlebt
    Manchmal geben betroffene Kinder Hinweise auf sexuellen Missbrauch. Die Leiterin der Beratungsstelle Zartbitter e.V. in Köln, Ursula Enders, glaubt sogar, dass nahezu jedes noch so junge Opfer seiner

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