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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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nachgab, nachdem er den Ifrit beim allmächtigen Allah einen höchst feierlichen Eid hatte schwören lassen. Er löste die Fäden, mit denen das Siegel am Korken festgemacht war, und wenig später war auch dieser aus der Flasche.
    Augenblicklich stieg eine dicke, beißende Rauchwolke aus dem Flaschenhals, und erneut formte sich daraus der Ifrit. Doch diesmal war er zehnmal so groß wie der arme kleine Fischer, auf den er mit funkelnden Augen hinabsah. Und dann begann der Ifrit zu lachen, und es war ein langes, verschlagenes Lachen.«
     
    DER KÖNIG UNTERBRICHT DIE GESCHICHTE
     
    »Verzeih mir, o liebste aller Geschichtenerzählerinnen«, unterbrach König Shahryar seine Gemahlin höflich, »aber ich könnte schwören, daß ich ein Huhn gehört habe.«
    »Ein Huhn?« wiederholte Scheherazade etwas unbeholfen, denn es fiel ihr immer schwer, wieder eine normale Unterhaltung aufzunehmen, wenn sie so plötzlich aus einer ihrer Geschichten gerissen wurde. Und wieder fragte sie sich, ob dieses Geisterhuhn ihr vielleicht etwas mitteilen wollte. Wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, so mußte dieses Phantomfedervieh warten, bis sie mit ihrer Geschichte zu Ende war. Bis dahin hatte sie keine Zeit – und auch gar keine Lust –, sich Sorgen zu machen.
    »Ja«, fuhr der König fort, »und jetzt, wo ich darüber nachdenke, glaube ich auch das Meckern einer Ziege gehört zu haben.«
    »Verzeiht mir meine Unverfrorenheit«, warf Dunyazad ein, »aber ist es denn so seltsam, die Geräusche von Tieren zu hören?«
    »Das kommt darauf an, von wo sie kommen«, meinte Shahryar, während er sich von seinem Diwan schwang und quer durch das Zimmer ging. »Ich könnte jedoch schwören, daß diese Geräusche nicht aus den Ställen oder der Küche kamen, sondern aus meiner Waffenkammer.«
    Scheherazades und Dunyazads Blicke trafen sich, und wieder einmal legten sich beide Schwestern gleichzeitig schützend die Hände um die Kehlen.
    Und auf einmal hatte Scheherazade doch wieder Zeit, sich Sorgen zu machen.

Das 14. der 35 Kapitel,
    in dem ein Hühnchen gesucht,
    aber nur Blut gefunden wird.
     
    Auch Scheherazade konnte jetzt das Hühnchen hören, ebenso wie die Ziege. Es war ein entferntes, verloren klingendes Gackern, gefolgt von einem Meckern vollkommener Verzweiflung.
    Scheherazade hätte nicht sagen können, ob die beiden Geräusche tatsächlich zuerst aus der Waffenkammer gekommen waren, doch nun schienen sie irgendwo in den Tiefen des Palastes zu verklingen, ganz so, wie sie es früher am Tage in Scheherazades Harem getan hatten. »Ich muß in der Waffenkammer nachsehen«, verkündete der König entschlossen.
    »Aber so wartet doch!« warf Scheherazade ein, während auch sie aufsprang und zu der Tür hinüberging, die in das angrenzende Zimmer führte. »Ich glaube, die Laute kommen inzwischen von da drüben. Dunyazad, geh du durch die Tür dort hinten, dann sitzen die Eindringlinge in der Falle!«
    Doch der König wischte solche Bedenken mit einer lässigen Handbewegung beiseite und stürmte auf die stark befestigte Tür zu, die zur Waffenkammer führte. »Nein, die Laute kommen aus diesem Raum! Und ich muß unverzüglich die Waffenkammer durchsuchen.« Seine Erregung war so groß, daß er sich nervös die Hände rieb. »Was soll ich bloß tun, wenn meinen Schwertern etwas zugestoßen ist und ich vielleicht nicht mehr mit ihnen zustoßen kann?«
    Und möglicherweise hatte der König sogar guten Grund, besorgt zu sein, denn während die Schreie der Ziege und des Hühnchens langsam in der Ferne verklangen, vermeinte Scheherazade auf der anderen Seite der Tür zur Waffenkammer ein entschieden lauteres Scheppern und Rumpeln zu hören. Je länger sie darüber nachdachte, um so deutlicher wurde ihr bewußt, daß eigentlich sie und ihre Schwester sich Sorgen machen sollten, denn sie war sich sicher, daß dieses Scheppern etwas mit den Schwertern zu tun hatte. Was würde geschehen, wenn der König in dem erregten Zustand, in dem er sich befand, nach einer dieser Waffen griff?
    »Verzeiht mir, o mein König!« erklang eine tiefe Stimme hinter ihnen. »Was geht hier vor sich?«
    Erleichtert erkannte Scheherazade, daß diese Stimme von einem der schwer bewaffneten, uniformierten Männer stammte, die allzeit die Tür zu den Gemächern des Königs bewachten. Beide Männer waren nun in diese Gemächer eingetreten. Welch ein Glück, daß sie aufgrund ihrer ehrenvollen Aufgabe nie mehr als ein paar Schritte entfernt waren!
    »Irgend etwas

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