Scheherazade macht Geschichten
Erstaunen einiger, die ihn schon lange verloren oder tot geglaubt hatten.
Der Sultan ließ sofort den Fischer zu sich rufen, mit dem alles angefangen hatte. Und als der bescheidene Mann vor seinen Herrscher trat, da ernannte dieser ihn zu seinem Schatzmeister, als Dank für das großartige Abenteuer, das er ihm beschert hatte. Und da dies eine sehr ehrenvolle Position mit vielen Vorteilen und guter Bezahlung war, konnte man sagen, daß der Fischer am Ende doch noch einen großen Fang gemacht hatte.
WIR KEHREN ZU DER GESCHICHTE DES
DRITTEN SCHEICHS ZURÜCK
›Dies war also die Geschichte, die ich erzählte, während ich noch immer im Körper eines Hundes steckte, der noch nicht einmal das Fleisch fressen konnte, das ein gnädiger Fleischer ihm hingeworfen hatte‹, endete der dritte Scheich. ›Die überaus scharfsinnige Tochter des Fleischers, die nicht nur mein Problem erkannt, sondern mir auch versprochen hatte, mich in einen Menschen zurückzuverwandeln und mir bei der Rache an meiner Frau behilflich zu sein, sofern ich ihr nur eine spannende Geschichte erzählte, lobte mich ob meiner Erzählkunst, und da sie noch immer Mitleid mit mir verspürte, verwandelte sie mich auch tatsächlich wieder in einen Menschen. Und dann fragte sie mich, welche Strafe ich mir für meine Frau vorstellte, und ich antwortete: ›Sie besitzt wirklich ein ausgesprochen störriges Wesen. Daher denke ich, daß es nur passend wäre, sie in ein Maultier zu verwandeln.‹
Und so geschah es auch. ›Dieses Maultier, das Ihr hier vor Euch seht, war einst meine starrsinnige und niederträchtige Frau. Und das ist meine Geschichte.‹
DIE GESCHICHTE
VON DEM HÄNDLER UND DEM DSCHINN
(die hiermit endlich ihr Ende findet)
›Nun sag‹, fügte der dritte Scheich hinzu, ›ist diese Geschichte ein Drittel des Blutes dieses Händlers wert?‹
›Das ist sie in der Tat‹, erwiderte der Dschinn . ›Es ist eine Geschichte voller unvergleichlicher Wunder, die vielleicht nicht nur ein Drittel des Blutes dieses Händlers, sondern sogar ein Drittel meines eigenen Blutes wert ist!‹
Daraufhin wandte der Dschinn sich an den Händler und sagte: ›Wahrscheinlich, es ist unwürdig zu sterben, nur weil man nicht aufgepaßt hat, wo man seinen Müll hinwirft! Und daß du dabei meinen Sohn getötet hast? Nun, wenn ich so darüber nachdenke, wahrscheinlich wäre kein großer Dschinn aus ihm geworden, wenn schon ein Dattelkern ausreichte, ihm den Garaus zu machen. Und jetzt, wo er nicht länger da ist, brauche ich auch die schrecklich laute Flötenmusik nicht mehr zu ertragen. Und er wird nicht länger überall in der Schlucht seine Sachen herumliegen lassen – die fliegenden Teppiche, die verzauberten Lampen, na, ihr wißt schon, all den Plunder eben, mit dem die Jugend sich so ihre Zeit vertreibt. Nein, wenn ich dafür Geschichten wie diese hier zu hören bekomme, ist das, glaube ich, ein ganz guter Tausch!‹
Und so wurde es dem Händler also erlaubt zu gehen, während der Dschinn und die drei Scheichs beschlossen, einen kleinen literarischen Zirkel zu gründen (Tee und Gebäck ab drei Uhr nachmittags).
SCHEHERAZADE HÄLT INNE,
UM ATEM ZU SCHÖPFEN
Und damit verfiel Scheherazade in Schweigen.
›Das war eine ganz ausgezeichnete Geschichte‹, verkündete der König, ›Schwerter! Oh, bitte vielmals um Verzeihung, ist mir nur so rausgerutscht. Sicher hast du noch eine andere Geschichte parat, die du erzählen kannst.‹
›Gewiß‹, stimmte Scheherazade ihm zu, ›ganz sicher.‹
Unglücklicherweise fiel ihr in diesem Augenblick jedoch kein einziges Wort mehr ein.
Das 21. der 35 Kapitel,
in dem man vom Regen
ins Geraufe kommt.
Zum Glück blieb ihr auch gar keine Zeit mehr, etwas zu sagen, denn im nächsten Augenblick flog die Tür auf, und eine hochmütige und leider allzu vertraute Stimme verkündete:
›Niemand verwehrt mir den Zutritt zu den Gemächern meines Sohnes!‹
Gleich darauf erschien der erste Wachposten im Zimmer und wandte sich mit betretener Miene an den König: »Es tut mir leid, o Herr, aber ich habe alles versucht...« Der König gebot ihm mit einer Handbewegung zu schweigen, als wäre eine Erklärung überhaupt nicht nötig.
»Da bist du ja, o du Licht meines Lebens!« rief die Sultana, während sie sich an dem Wachposten vorbeidrängte. Dieser verbeugte sich mit einem Seufzen und verschwand. Mochte er auch noch so ein tapferer Mann und geschickter Schwertkämpfer sein, der scharfen Zunge
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