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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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lassen Sie uns nach oben gehen, dann können wir darüber reden.«
    Sie gingen den Flur entlang zu einem Fahrstuhl, wo Glasser eine Chipkarte in einen Schlitz einführte und den obersten Knopf drückte. Eine kurze Fahrt brachte sie direkt vom Verlies in die Chefetage. Die Fahrstuhltür glitt auf, und sie betraten einen Raum mit großen Fenstern und Panoramablick über die Dächer von Reston. Er war in jenem einfallslosen Stil eingerichtet, der so typisch für Regierungsbüros ist. Jane sah eine graue, um einen unauffälligen Kelim herum arrangierte Sitzgruppe, einen Beistelltisch mit einer Kaffeekanne und einem Tablett mit Tassen und Untertassen. An einer Wand hing ein einsames modernes Kunstwerk, ein abstraktes Gemälde, das eine verschwommene orangefarbene Kugel mit unscharfen Umrissen zeigte. Wenn man das Teil in irgendeinem Polizeirevier aufhängen würde, dachte sie, könnte man darauf wetten, dass binnen kürzester Zeit irgendein oberschlauer Cop eine Zielscheibe draufmalen würde.
    Als sie das Zischen der Fahrstuhltür hinter sich vernahm, drehte sie sich um und sah Gabriel heraustreten.
    »Geht’s dir gut?«, fragte er.
    »Na, die Elektroschocks waren nicht ganz so nach meinem Geschmack. Aber sonst …« Sie hielt verblüfft inne, als sie den Mann erkannte, der gerade hinter Gabriel aus dem Aufzug gekommen war. Den Mann, dessen Gesicht sie erst an diesem Nachmittag in dem Tatortvideo gesehen hatte.
    John Barsanti tippte sich zur Begrüßung an den nicht vorhandenen Hut. »Detective Rizzoli.«
    Jane sah ihren Mann an. »Weißt
du,
was hier gespielt wird?«
    »Setzen wir uns doch«, sagte Glasser. »Es wird Zeit, dass wir ein paar Missverständnisse ausräumen.«
    Immer noch misstrauisch, nahm Jane neben Gabriel auf der Couch Platz. Niemand sprach ein Wort, während Glasser Kaffee einschenkte und die Tassen verteilte. Nach der Behandlung, die ihnen an diesem Abend hier zuteil geworden war, schien es wie eine verspätete Geste der Höflichkeit, und Jane war nicht bereit, ihren wohlverdienten Zorn für ein Lächeln und eine Tasse Kaffee aufzugeben. Ohne einen Schluck zu trinken, setzte sie die Tasse gleich wieder ab, eine stumme Absage an den Versuch dieser Frau, einen Waffenstillstand zu erreichen.
    »Dürfen wir Fragen stellen?«, ergriff Jane das Wort. »Oder wird das hier ein einseitiges Verhör?«
    »Ich wünschte, wir
könnten
alle Ihre Fragen beantworten. Aber wir dürfen die laufenden Ermittlungen nicht gefährden«, erwiderte Glasser. »Das ist nicht gegen Sie persönlich gerichtet. Wir haben Erkundigungen über Sie und Agent Dean eingeholt. Sie haben sich beide im Dienst der Verbrechensbekämpfung ausgezeichnet.«
    »Und doch trauen Sie uns nicht.«
    Der Blick, den Glasser ihr zuwarf, war wie Stahl. »Wir können es uns nicht leisten, irgendwem zu trauen. Nicht in einer so vertraulichen Angelegenheit. Agent Barsanti und ich haben uns alle erdenkliche Mühe gegeben, so unauffällig wie möglich zu operieren, und dennoch ist offenbar jeder unserer Schritte beobachtet worden. Jemand hat sich heimlich an unseren Computern zu schaffen gemacht, in mein Büro wurde eingebrochen, und ich bin mir nicht sicher, ob mein Telefon nicht abgehört wird. Irgendjemand spioniert unsere Ermittlungen aus.« Sie stellte ihre Kaffeetasse ab. »Und jetzt muss ich wissen, was
Sie
hier tun und warum Sie in diesem Haus waren.«
    »Wahrscheinlich aus demselben Grund, aus dem Sie es observiert haben.«
    »Sie wissen, was dort passiert ist.«
    »Wir haben Detective Wardlaws Akten gesehen.«
    »Sie sind hier weit weg von zu Hause. Weshalb interessieren Sie sich für den Ashburn-Fall?«
    »Warum beantworten Sie uns nicht zuerst einmal eine Frage?«, versetzte Jane. »Wieso interessiert sich das Justizministerium so für den Tod von fünf Prostituierten?«
    Glasser schwieg, ihre Miene war unergründlich. Ganz ruhig, als ob Jane die Frage gar nicht gestellt hätte, nahm sie einen Schluck von ihrem Kaffee. Jane konnte sich eine gewisse Bewunderung für diese Frau nicht verkneifen, die bisher noch nicht das geringste Anzeichen von Verwundbarkeit gezeigt hatte. Glasser war ganz eindeutig diejenige, die hier das Kommando führte.
    »Ihnen ist bekannt, dass die Identität der Opfer nie geklärt wurde«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Wir glauben, dass es sich um illegale Einwanderinnen handelt. Wir bemühen uns herauszufinden, wie sie ins Land gelangt sind. Wer sie eingeschleust hat, auf welchem Weg sie unsere Grenzen passiert haben.«
    »Wollen

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