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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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der Hand mit Schuldzuweisungen.«
    »Dieser Fehler hätte eine Frau das Leben kosten können.«
    »Hat er aber nicht.«
    »Ist das nicht ein ziemlich elementarer Fehler?« Fossey lachte. »Ich meine, wie schwer kann es denn sein festzustellen, dass jemand nicht tot ist?«
    »Schwerer, als Sie denken«, gab Maura zurück.
    »Sie nehmen diese Leute also in Schutz.«
    »Ich habe Ihnen meine Erklärung gegeben. Ich kann das Verhalten anderer nicht kommentieren.«
    »Dr. Isles?« Es war wieder der Mann von der
Boston Tribune.
»Sie sagten, es sei nicht so einfach, den Tod festzustellen. Ich weiß, dass in Leichenschauhäusern in anderen Teilen des Landes schon ähnliche Fehler vorgekommen sind. Könnten Sie uns darüber aufklären, warum es bisweilen so schwierig ist?« Sein Ton war ruhig und respektvoll. Keine Provokation, sondern eine nachdenkliche Frage, die eine Antwort verdiente.
    Sie betrachtete den Mann einen Moment lang und sah intelligente Augen, vom Wind zerzaustes Haar und einen gepflegten Bart. Sie musste an einen jugendlichen Collegeprofessor denken; ein dunkler, gut aussehender Typ, in den sich die Studentinnen gewiss reihenweise verknallten. »Wie heißen Sie?«, fragte sie.
    »Peter Lukas. Ich schreibe eine wöchentliche Kolumne für die
Tribune.
«
    »Ich werde mit Ihnen sprechen, Mr. Lukas. Und nur mit Ihnen. Kommen Sie mit.«
    »Moment mal«, protestierte Fossey. »Ein paar von uns warten schon viel länger hier draußen.«
    Maura warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »In diesem Fall heißt es nicht: ›Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.‹ Sondern wer am freundlichsten ist.« Sie machte kehrt und betrat das Gebäude. Peter Lukas folgte ihr.
    Louise, ihre Sekretärin, telefonierte gerade. Sie legte die Hand auf die Sprechmuschel und flüsterte Maura mit einem Anflug von Verzweiflung zu: »Das Telefon steht keine Minute still. Was soll ich denen denn sagen?«
    Maura legte eine Kopie ihrer Erklärung auf Louises Schreibtisch. »Faxen Sie ihnen einfach das hier.«
    »Mehr soll ich nicht tun?«
    »Halten Sie mir alle Anrufe von der Presse vom Leib. Das hier ist Mr. Lukas; ich habe eingewilligt, mit ihm zu sprechen, aber mit niemandem sonst. Keine weiteren Interviews.«
    Die Miene, mit der Louise den Reporter musterte, war nicht schwer zu deuten.
Wie ich sehe, haben Sie sich ein besonders attraktives Exemplar ausgesucht.
    »Es wird nicht lange dauern«, sagte Maura. Sie ging mit Mr. Lukas in ihr Büro, schloss die Tür hinter sich und bot ihm einen Stuhl an.
    »Danke, dass Sie mit mir reden wollen«, sagte er.
    »Sie waren der Einzige in dem ganzen Pulk da draußen, der mir nicht auf die Nerven gegangen ist.«
    »Das heißt noch lange nicht, dass ich keine Nervensäge sein kann.«
    Die Bemerkung entlockte ihr ein kleines Lächeln. »Es ist eine reine Selbstschutzmaßnahme«, sagte sie. »Wenn ich mit Ihnen spreche, rennen sie vielleicht alle zu Ihnen. Dann lassen sie mich in Ruhe und nerven stattdessen Sie.«
    »Ich fürchte, so funktioniert das nicht. Sie werden Ihnen immer noch nachlaufen.«
    »Es gibt so viele größere Ereignisse, über die Sie schreiben könnten, Mr. Lukas. Wichtigere Ereignisse. Wieso ausgerechnet diese Story?«
    »Weil sie uns auf einer ganz tiefen emotionalen Ebene berührt. Sie spricht unsere größten Ängste an. Wie viele von uns haben eine panische Angst davor, für tot gehalten zu werden, obwohl sie es gar nicht sind? Davor, irrtümlich lebendig begraben zu werden? Was, nebenbei gesagt, in der Vergangenheit durchaus des Öfteren vorgekommen ist.«
    Sie nickte. »Es gibt einige historisch belegte Fälle. Aber damals wurden die Verstorbenen noch nicht einbalsamiert, wie es hierzulande heute die Regel ist.«
    »Und dass jemand im Leichenschauhaus aufwacht? Das sind nicht nur historische Geschichten. Ich habe herausgefunden, dass es in den letzten Jahren mehrere Fälle gegeben hat.«
    Sie zögerte. »Ja, es ist vorgekommen.«
    »Und zwar öfter, als allgemein angenommen wird.« Er zog ein Notizbuch aus der Tasche und schlug es auf. »1984 gab es einen Fall in New York. Ein Mann liegt auf dem Seziertisch. Der Pathologe greift nach dem Skalpell und will gerade den ersten Schnitt ansetzen, als die Leiche aufwacht und den Arzt an der Kehle packt. Der fällt um und bleibt tot liegen – Herzinfarkt.« Lukas blickte auf. »Sie haben von dem Fall gehört?«
    »Da haben Sie aber das spektakulärste Beispiel herausgegriffen.«
    »Aber es ist wahr, oder nicht?«
    Sie seufzte. »Ja. Ich

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