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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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entschlossene Ermittlungen notwendig machen?«
    »Ich bin im Mutterschaftsurlaub.«
    »Ah. Sie haben
Urlaub.
Dann sind Sie also derzeit nicht im Dienst.«
    »Ich erledige Verwaltungsaufgaben.«
    »Aber damit hier keine Zweifel aufkommen: Sie sind nicht
aktiv
an irgendwelchen Ermittlungen beteiligt.«
    Quinlan lächelte. »Im Moment.«
    Jane spürte, wie sie rot wurde. »Wie ich schon sagte, ich bin im Mutterschaftsurlaub. Auch Polizistinnen kriegen Kinder«, fügte sie mit sarkastischem Unterton hinzu, was sie gleich darauf bereute.
Lass dich nicht auf ihre Spielchen ein. Bleib ganz cool.
Aber das war leichter gesagt als getan in diesem Backofen von Gerichtssaal. Was war denn nur mit der Klimaanlage los? Und wieso schien die Hitze außer ihr niemandem etwas auszumachen?
    »Wann ist der Geburtstermin, Detective?«
    Jane zögerte; sie fragte sich, worauf die Anwältin mit dieser Frage wohl hinauswollte. »Der Termin war eigentlich letzte Woche«, antwortete sie schließlich. »Ich bin schon über die Zeit.«
    »Damals, am dritten Februar, als Sie meinem Mandanten Mr. Rollo zum ersten Mal begegneten, da waren Sie also im wievielten Monat schwanger – im dritten oder vierten?«
    »Einspruch«, sagte Spurlock. »Das ist irrelevant.«
    »Frau Rechtsanwältin«, wandte der Richter sich an Quinlan, »worauf zielt Ihre Frage ab?«
    »Es geht um ihre frühere Aussage, Euer Ehren. Detective Rizzoli will meinen Mandanten – einen kräftigen Mann, wie Sie alle sehen können – ganz allein und ohne Hilfe im Treppenhaus überwältigt haben.«
    »Und was genau hat das Stadium ihrer Schwangerschaft damit zu tun?«
    »Eine im dritten oder vierten Monat schwangere Frau dürfte nicht so ohne weiteres in der Lage sein …«
    »Sie ist Polizeibeamtin, Ms. Quinlan. Es ist ihr Job, Leute festzunehmen.«
    So ist’s recht, Euer Ehren! Sagen Sie’s ihr!
    Die kleine Schlappe ließ Victoria Quinlan erröten. »Also schön, Euer Ehren. Ich ziehe die Frage zurück.« Sie wandte sich wieder zu Jane um. Musterte sie eine Weile, während sie über ihren nächsten Schachzug nachdachte. »Sie sagten, Sie und Ihr Partner, Detective Frost, seien beide am Ort des Geschehens gewesen. Sie und er seien übereinstimmend zu dem Entschluss gelangt, in Apartment Nummer 2-B einzudringen?«
    »Es war nicht Nummer 2-B, Ma’am. Es war Nummer 2-E.«
    »Ach ja, natürlich. Mein Fehler.«
    Ja, ganz gewiss. Als ob Sie nicht gerade versucht hätten, mir eine Falle zu stellen.
    »Sie sagen, Sie hätten an die Tür geklopft und erklärt, dass Sie Polizeibeamte sind.«
    »Ja, Ma’am.«
    »Und dieses Eingreifen hatte nichts mit dem ursprünglichen Grund Ihrer Anwesenheit in dem Gebäude zu tun?«
    »Nein, Ma’am. Es war reiner Zufall, dass wir gerade in diesem Moment dort waren. Aber wenn wir zu dem Schluss kommen, dass eine Mitbürgerin oder ein Mitbürger in Gefahr ist, dann ist es unsere Pflicht einzuschreiten.«
    »Und deswegen haben Sie an die Tür von Apartment 2-B geklopft. Und als niemand aufmachte, haben Sie die Tür aufgebrochen.«
    »Die Schreie, die wir hörten, ließen uns vermuten, dass eine Frau in Gefahr war.«
    »Wie konnten Sie wissen, dass es Hilfeschreie waren? Hätten es nicht beispielsweise auch leidenschaftliche Lustschreie sein können?«
    Jane fand die Frage lächerlich, hütete sich aber zu lachen.
    »Das war nicht, was wir hörten.«
    »Und da sind Sie sich ganz sicher? Sie können das unterscheiden?«
    »Eine Frau mit einer blutigen Lippe ist ein ziemlich überzeugender Beweis.«
    »Worum es mir geht, ist, dass Sie das
zu dem Zeitpunkt
nicht wissen konnten. Sie haben meinem Mandanten keine Gelegenheit gegeben, die Tür zu öffnen. Sie haben vorschnell geurteilt und sind einfach eingebrochen.«
    »Wir haben einen tätlichen Angriff unterbunden.«
    »Ist Ihnen bekannt, dass das angebliche Opfer sich geweigert hat, Anzeige gegen Mr. Rollo zu erstatten? Dass die beiden immer noch zusammen sind, als ein sich liebendes Paar?«
    Jane biss die Zähne zusammen. »Das ist ihre Entscheidung.«
Auch wenn es eine dumme Entscheidung ist.
»Was ich an diesem Tag in der Wohnung Nummer 2-E gesehen habe, war eindeutig eine Misshandlung. Es ist Blut geflossen.«
    »Und mein Blut, das zählt wohl nicht?«, mischte sich Rollo ein. »Sie haben mich die Treppe runtergestoßen, Lady! Ich hab immer noch die Narbe hier am Kinn!«
    »Seien Sie still, Mr. Rollo!«, befahl der Richter.
    »Hier! Sehen Sie, wo ich auf die unterste Stufe geknallt bin? Das musste

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