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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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es. Die Würfel sind gefallen.«
    »Okay, okay. Was immer das bedeutet, ganz Boston hat es gerade gehört. Leute, wenn ihr gerade zuhört: ›Die Würfel sind gefallen.‹ Hier spricht Rob Roy auf KBUR, und wir telefonieren gerade mit der Dame, die für die ganze Aufregung drüben …«
    »Sagen Sie der Polizei, dass sie sich da raushalten soll«, unterbrach ihn die Frau. »Ich habe sechs Personen hier in diesem Raum. Ich habe genug Patronen für sie alle.«
    »Hey, Ma’am, immer schön langsam! Jetzt beruhigen Sie sich erst mal. Es gibt keinen Grund, irgendjemandem was anzutun.«
    Stillmans Gesicht färbte sich feuerrot vor Zorn. Er wandte sich an Hayder. »Wie ist das passiert? Ich dachte, wir hätten die Telefonleitungen isoliert?«
    »Das haben wir auch. Sie hat ein Handy benutzt.«
    »Wessen Handy?«
    »Die Nummer gehört einer gewissen Stephanie Tam.«
    »Wissen wir, wer das ist?«
    »… ups! Leute, jetzt krieg ich Ärger«, sagte Rob Roy.
    »Mein Produzent hat mir gerade erklärt, dass unsere hiesigen Gesetzeshüter mich auffordern, das Gespräch mit unserer Anruferin umgehend zu beenden. Wenn wir nicht wollen, dass die Polizei uns abschaltet, Freunde, muss ich die Unterhaltung leider abbrechen. Sind Sie noch dran, Ma’am? Hallo?« Eine Pause. »Anscheinend haben wir unsere Anruferin verloren. Tja, ich hoffe nur, dass sie sich beruhigt. Lady, falls Sie mir noch zuhören, bitte tun Sie niemandem etwas. Wir können Ihnen helfen, okay? Und noch mal an alle unsere Hörerinnen und Hörer da draußen, Sie haben es auf KBUR vernommen: ›Die Würfel sind gefallen…‹«
    Emerton stoppte die Aufnahme. »Das war’s«, sagte er.
    »Das haben wir vorhin aufgezeichnet. Wir haben das Gespräch sofort unterbrochen, als wir hörten, mit wem der Moderator da spricht. Aber der Anfang wurde noch gesendet.«
    Stillman schien fassungslos. Er starrte das nunmehr stumme Aufnahmegerät an.
    »Was zum Teufel tut sie da, Leroy?«, fragte Hayder. »War das nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit? Versucht sie, in der Öffentlichkeit um Sympathie zu werben?«
    »Ich weiß es nicht. Das war sehr sonderbar.«
    »Warum spricht sie nicht mit uns? Warum ruft sie bei einem Radiosender an? Wir bemühen uns ständig, sie zu erreichen, aber bei uns legt sie immer gleich auf!«
    »Sie hat einen Akzent.« Stillman sah Hayder an. »Sie ist ganz sicher keine Amerikanerin.«
    »Und was war das für ein Spruch, den sie da gesagt hat? ›Die Würfel sind gefallen.‹ Was soll das heißen? Dass das Spiel begonnen hat?«
    »Das ist ein Zitat von Julius Cäsar«, sagte Maura.
    Alle sahen sie an. »Was?«
    »Das sagte Cäsar, als er am Ufer des Rubikons stand. Wenn er den Fluss überquerte, würde das bedeuten, dass er Rom den Bürgerkrieg erklärte. Er wusste, wenn er diesen Schritt machte, würde es kein Zurück mehr geben.«
    »Was hat denn Julius Cäsar mit dieser ganzen Sache zu tun?«, fragte Hayder.
    »Ich habe Ihnen lediglich gesagt, wo der Ausspruch herkommt. Als Cäsar seinen Truppen befahl, den Fluss zu überqueren, wusste er, dass er damit den Punkt erreicht hatte, an dem keine Umkehr mehr möglich war. Es war ein Risiko, aber er war ein Spieler, und er liebte besonders das Würfelspiel. Als er seine Entscheidung getroffen hatte, sagte er: ›Die Würfel sind gefallen.‹« Sie machte eine Pause. »Und er marschierte los und schrieb damit Geschichte.«
    »Das ist also gemeint mit ›den Rubikon überschreiten‹«, sagte Stillman.
    Maura nickte. »Unsere Geiselnehmerin hat eine Entscheidung getroffen. Sie hat uns gerade mitgeteilt, dass es für sie kein Zurück mehr gibt.«
    »Wir haben die Informationen über das Handy«, rief Emerton ihnen zu. »Stephanie Tam ist eine der Ärztinnen der Klinik. Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie reagiert nicht auf ihren Piepser, und sie wurde zuletzt gesehen, als sie auf dem Weg nach unten in die Bilddiagnostik war, wo eine Patientin auf sie wartete. Im Krankenhaus gehen sie gerade die Dienstpläne durch und versuchen herauszufinden, wer von den Mitarbeitern noch vermisst wird.«
    »Damit haben wir jetzt wohl zumindest eine Geisel namentlich identifiziert«, sagte Stillman.
    »Was ist mit dem Handy? Wir haben versucht, dort anzurufen, aber sie legt immer wieder auf. Lassen wir es in Betrieb?«
    »Wenn wir den Dienst abschalten, könnten wir sie wütend machen. Vorläufig lassen wir ihr besser die Verbindung. Wir überwachen nur ihre Anrufe.« Stillman brach ab und wischte sich den Schweiß von der

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