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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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der Theke standen und mit einem glatzköpfigen Mann sprachen. Darren Crowe und Thomas Moore waren Janes Kollegen bei der Mordkommission. Beide begrüßten Gabriel mit überraschten Mienen.
    »He«, sagte Crowe, »ich wusste ja gar nicht, dass das FBI sich in die Sache eingeschaltet hat.«
    »FBI?«, fragte der Kahlköpfige. »Junge, Junge, dann muss es ja ganz schön ernst sein.« Er hielt Gabriel die Hand hin.
    »Skip Boynton. Ich bin der Präsident des Sunrise Yachtclubs.«
    »Agent Gabriel Dean«, sagte Gabriel, während er die Hand des Mannes schüttelte. Er gab sich alle Mühe, seine professionelle Fassade zu wahren, doch er konnte Thomas Moores irritierten Blick spüren. Moore hatte gleich erkannt, dass da irgendetwas nicht stimmte.
    »Tja, ich habe gerade den beiden Detectives hier erzählt, wie wir sie gefunden haben. Ist ’n ziemlicher Schock, kann ich Ihnen sagen, wenn man plötzlich einen Menschen im Wasser treiben sieht.« Er hielt inne. »Möchten Sie vielleicht ’nen Drink, Agent Dean? Geht auf den Club.«
    »Nein danke.«
    »Ach ja, verstehe. Im Dienst, hm?« Skip lachte mitleidig. »Ihr Jungs haltet euch wirklich strikt an die Vorschriften, wie? Keiner will was trinken. Aber ich gönn mir jetzt einen, verdammt.« Er trat hinter den Tresen, gab Eiswürfel in ein Glas und füllte es mit Wodka auf. Gabriel hörte das Eis in anderen Gläsern klirren, und er blickte sich um, betrachtete die Clubmitglieder, die sich in der Bar aufhielten. Es waren ungefähr ein Dutzend, alles Männer. Ob irgendeiner von denen auch tatsächlich segelt?, fragte sich Gabriel. Oder kommen sie bloß zum Trinken hierher?
    Skip schlüpfte wieder hinter dem Tresen hervor, sein Wodkaglas in der Hand. »Kommt ja nicht jeden Tag vor, so was«, meinte er. »Ich bin immer noch ziemlich fertig wegen der Geschichte.«
    »Sie waren gerade dabei, uns zu erzählen, wie Sie die Frau gefunden haben«, erinnerte ihn Moore.
    »Oh. Ja, sicher. Also, ich bin ein bisschen früher gekommen, so gegen acht, weil ich meinen Spinnaker auswechseln wollte. Wir haben in zwei Wochen ’ne Regatta, und da werd ich meinen neuen Spi setzen. Ist ’n Logo drauf – ein grüner Drache, macht richtig was her. Also, ich gehe runter zum Hafen mit meinem neuen Spinnaker unterm Arm, und da seh ich was draußen im Wasser treiben, das aussieht wie ’ne Schaufensterpuppe. Ist irgendwie an einem Felsen hängen geblieben. Ich steig in mein Ruderboot, um mir das Ding aus der Nähe anzuschauen, und da ist es doch tatsächlich eine Frau. Und ’ne verdammt hübsche dazu. Ich ruf natürlich gleich ein paar Kumpels, und zu dritt haben wir sie dann rausgehievt. Anschließend haben wir den Rettungsdienst gerufen.« Er nahm einen Schluck von seinem Wodka und atmete tief durch. »Wir wären nie auf die Idee gekommen, dass die noch lebt. Also echt – ich meine, wir fanden alle, dass das Mädel verdammt tot aussah.«
    »Muss den Jungs von der Feuerwehr genauso vorgekommen sein«, meinte Crowe.
    Skip lachte. »Und die sind ja angeblich Profis. Wenn die es schon nicht unterscheiden können, wer dann?«
    »Zeigen Sie uns die Stelle, wo Sie sie gefunden haben«, sagte Gabriel.
    Sie traten alle aus der Tür der Bar hinaus auf den Pier. Das Wasser verstärkte den blendenden Glanz der Sonne, und Gabriel musste die Augen zusammenkneifen, um in dem gleißenden Geflimmer die Felsen erkennen zu können, die Skip ihnen zeigte.
    »Sehen Sie die Untiefe da drüben? Wir haben sie mit Bojen gekennzeichnet, weil sie ’ne echte Gefahr für die Schifffahrt darstellt. Bei Hochwasser ist es da nur ein paar Zentimeter tief, und sehen tut man rein gar nichts. Da ist man verdammt schnell auf Grund gelaufen.«
    »Um wie viel Uhr war gestern Hochwasser?«
    »Ich weiß nicht – so gegen zehn, denke ich.«
    »Lag die Felsbank frei, als Sie sie fanden?«
    »Ja. Wenn ich das Mädel in dem Moment nicht entdeckt hätte … Ein paar Stunden später, und sie wäre vielleicht auf die offene See hinausgetrieben worden.«
    Die Männer standen eine Weile schweigend da und blickten auf die Hingham Bay hinaus. Eine Motoryacht tuckerte vorüber und warf eine Kielwelle auf, in der die im Hafen vertäuten Boote zu schaukeln begannen. Die Fallleinen schlugen klirrend gegen die Masten.
    »Hatten Sie die Frau vorher schon einmal gesehen?«, fragte Moore.
    »Nee.«
    »Sind Sie sicher?«
    »So ein gut aussehendes Mädel? Da würde ich mich aber ganz bestimmt erinnern.«
    »Und auch sonst hat niemand vom Club sie

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