Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
mit den Riesentrümmer Fäusten gegen die Ohrwascherln gedroschen und „Urlaub! Urlaub!“ geschrien. Weil er aber selbst nicht der einfallsreiche Vielreisende ist, hat er noch ein paar Minuten auf die rettende Hand gewartet, die ihn aus seinem Elend herauszieht, und – Überraschung! – da war sie auch schon: „Charles Lindbergh an Biermösel, Charles Lindbergh von jenseits der Baumgrenze an Stubenhocker Biermösel unten im Tal, bitte schnell kommen herauf in die Berge!“
    „Aha“, hat sich der Biermösel gedacht, „das wird der Doktor Krisper in seinem Sechstberuf als Stimmenimitator sein!“ Und wie der Pfeil aus dem Bogen ist er hinausgeschossen auf die Straße, kaum dass er das Funkgerät an seiner Fips hat anschlagen gehört. Wenn nämlich beim Doktor Krisper oben jenseits der Baumgrenze die Lösung für all seine Probleme auf ihn wartet, warum dann nicht hinauf in die Berge? Und außerdem:
    „Wer immer nur im Tale sitzt
Zum Himmel schaut und Wasser schwitzt
Wer nie die Alpenwelt geschaut
Der bleibt ein Aff’
trotz Menschenhaut Holladiödülliö!“
    Singen die Radinger Spitzbuben, seine Lieblingsband.
    Der Biermösel hat dann schnell die Satteltasche geschultert und gehofft, dass er das rollende „Rrrrr“ und das Donnern der Glocken oben in den Bergen für immer hinter sich lassen kann, Stichwort: frische Luft! Die beschauliche Fahrt hin zum Einstieg in den Berg hat er dann auch nicht einfach vertrödelt. Vielmehr hat er hinter seiner General-Jaruzelski-Brille das Hirn arbeiten lassen und sich die eine oder andere dunkle Frage gestellt:
    „Wo ist der Hasenscharten-Ulf?“
    Und mit der bitteren Antwort darauf hat er auch nicht lange hinter dem Berg gehalten:
    „Ich weiß es nicht.“
    Also hat er sich weiters gefragt, was um alles in der Welt den Tripischovski angetrieben haben könnte, dass er dem Pfarrer Hein so eine große Glocke in den Kirchturm hineinhängt, nachdem er die Lodenproduktion eingestellt und sich der Kunstfaser zugewendet hat. – „Wo bitte ist denn da der Zusammenhang?“
    Und auch hier hat er nicht lange auf die richtige Antwort warten müssen:
    „Wegen dem schlechten Gewissen, wegen was denn sonst!“
    Der Biermösel macht sich rank und schlank und schaut, dass er jetzt schnell, schnell durch die Kanaldeckelstraße kommt. Dabei spürt er den Druck, der auf ihm lastet, weil selbstverständlich wieder er es sein wird, der ein Ausrufezeichen gegen den immer weiter um sich greifenden Wahnsinn mit dem schlechten Gewissen setzen muss, und – Überraschung! – schon bietet sich ihm eine sehr schöne Gelegenheit, aber eine wirklich sehr schöne!
    In kaum hundert Meter Entfernung sieht der Biermösel nämlich schon wieder den Bauern Ruprecht in seinen Gummistiefeln bei einem offenen Kanalloch herumstehen und mit beiden Händen seine Hendlscheiße hineinschaufeln. Zuerst donnert der Biermösel ja noch knapp an ihm vorbei, weil man die forcierte Fahrt keinesfalls stoppen darf, wenn man ausnahmsweise einmal Rückenwind hat, schon gar nicht wegen einem Bauern!
    Aber dann fällt ihm endlich ein, an wen ihn die wurmstichige Visage vom Bauern Ruprecht die ganze Zeit erinnert hat, und er denkt sich erfreut:
    Endlich sind sie gekommen, die Tage des Zorns!
    Was nämlich dem Chinesen das lange Warten an der Biegung vom Fluss, das ist dem Biermösel der ad hoc zurechtgeschnitzte Fall, oder andersherum ausgedrückt: Man muss es als Gendarmerie nur ein bisserl verstehen, dass man sich Kausalzusammenhänge zusammenschnitzt, wo es gar keine Kausalzusammenhänge gibt:
    „Bist du vielleicht der Busfahrer Steinermaier von vor 35 Jahren, der mich nicht hat aussteigen lassen, wie ich so dringend müssen hab?“, gräbt der Biermösel eine Sache aus seiner ruhmlosen Vergangenheit aus, die ihm vielleicht noch immer unverdaut im Magen herumliegt und die ihn ein bisserl an einem so genannten erfüllten Leben gehindert hat, wie es die depperten Gutsbesitzerinnen im Liebesfilmfernsehen immer haben, freilich nur solange, bis es sie mit dem Pferd überschlägt und sie sich das Kreuz brechen, die Überschläge samt dem gebrochenen Kreuz machen selbst dem Biermösel das depperte Liebesfilmfernsehen in letzter Zeit ein bisserl schmackhaft.
    Der Bauer Ruprecht aber streitet natürlich alles ab, wie es die Unart von den Bauern ist:
    „Geh Biermösel, sei doch bitte nicht so deppert, ich bin der Bauer Ruprecht!“, sagt er, aber der Biermösel kontert elegant:
    „Das lass ruhig meine Sorge sein, wer du

Weitere Kostenlose Bücher