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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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bist!“
    Dann stellt er die Fips kurz in den Schatten, damit er sie nicht halten muss und die gewisse freie Hand hat, wenn er zornig wird, und dann geht er breitbeinig und entsprechend langsam auf den Ruprecht zu, der die Situation noch immer komplett falsch einschätzt, weil er im Biermösel nach wie vor einen Landgendarmen sieht, während er sich doch längst in den Django verwandelt hat.
    „Kümmere dich lieber um meine gestohlenen Hendln, Biermösel!“, sagt er ein bisserl von oben herab. „Jedes Hendl zählt schließlich, wenn man EU-Subventionsempfänger ist!“
    „Damit du dann vielleicht noch mehr von dem Hendlscheißdreck in den Kanal hineinkippen kannst?“, sagt der Biermösel mit dem gewissen zornigen Unterton in der Stimme und den gewissen hinaufgezogenen Augenbrauen hinter der General-Jaruzelski-Brille, die den Ruprecht jetzt hoffentlich an die gewisse angespannte Atmosphäre im Kalten Krieg erinnern und daran, dass beim Biermösel die Zeit der reinen Abschreckung endgütig vorbei ist, die Tage des Zorns aber gekommen sind – und hoppala!
    Schon liegt der Bauer Ruprecht im Kanal unten in seiner Hendlscheiße drinnen, und keiner weit und breit, der ihm helfen täte.
    Na gut, denkt sich der Biermösel dann, wie er in Schwerstarbeit einen Kanaldeckel von einem anderen Loch herbeischleppt und auf das eine Loch drauflegt, in dem der Knecht Ruprecht gerade auf sehr tragische Weise das Zeitliche gesegnet hat. Na gut, denkt er sich: Wer die Welt insgesamt ein bisserl enger sieht, der wird jetzt vielleicht sagen, dass er gerade einen astreinen Mord begangen hat (nicht seinen ersten zwar, aber den ersten an einem Zweibeiner, der keine Flügerln hat).
    Aber schlechtes Gewissen, wie vom Pfarrer Hein für solche Fälle ausdrücklich verordnet, hat der Biermösel natürlich keines. „Und außerdem, Euer Ehren!“, plädiert der Biermösel gedanklich auch gleich auf strafmildernde Umstände, „wenn man sich die Sache genauer anschaut, dann war es ja nur ein Bauer, oder?“
    „Freispruch, Biermösel!“
    „Danke, Euer Gnaden!“
    Endlich befreit von der drückenden Last, dass er nicht damals schon den depperten Reisebusfahrer Steinermaier mitsamt den ganzen Kameraden sofort im Kanal versenkt hat, schraubt sich der Biermösel dann verwegen durch den Wald hinauf in Richtung Baumgrenze, wo die Luft klar und sauber ist.
    Es geht dabei überraschend flott dahin, solange er auf der Fips sitzt und den Gebirgskamm über die Serpentinen mit Unterstützung vom Verbrennungsmotor in Angriff nimmt, da kommt er im niedrigen Gang trotz Übergewicht ganz gut voran. Freilich nur solange, bis der Motor dann doch zu stottern anfängt und in der dünnen Höhenluft überhaupt abstirbt. Kruzifixnocheinmal, denkt der Biermösel dann nicht nur positiv über das Sterben, bevor er die Fips an eine Rotbuche bindet und sich von ihr verabschiedet, in letzter Zeit stirbt aber dauernd irgendwer!
    Als der Biermösel dann endlich in den Berg einsteigt („Dass es so hohe Berge überhaupt gibt!“), muss man sich den Biermösel noch als relativ glücklichen Menschen vorstellen. Jedoch ist er Stubenhocker und Bankerldrücker schon länger nicht mehr zu Fuß gegangen, in seinem Alter bleibt er halt überhaupt am liebsten auf seinem Erlebnispark sitzen, wo es keine Dornen gibt, die ihn stechen können („aua!“), und keine großen Bären, die ihn vielleicht fressen wollen („Hilfe!“).
    Sobald der Biermösel dann den ersten Höhenmeter bewältigt hat, fallen ihm auch schon die Lungen zusammen, und nach dem zweiten Höhenmeter pflastern bereits grüne und gelbe Schleimbrocken seinen Weg, wie früher den Weg vom Django die eine oder andere Leiche gepflastert hat, und an den lange nicht mehr gelüfteten Füßen wachsen ihm Blasen, die so groß sind, dass er sie am Jahrmarkt in Gmunden drüben als Luftballons verkaufen könnte.
    Wie der Frisör Manfred um seinen Frisörsessel tapst der Biermösel vorsichtig um die Bäume herum, halb blind auch, weil er trotz der Finsternis die patentierte General-Jaruzelski-Brille trägt, die ihn, da er schutzlos und ohne Wetterfleck wandert und an der Wunde am Arsch sowieso schon lockendes Blut verliert, nicht nur vor der Schneeblindheit schützen soll, die ihn da oben mit Sicherheit erwartet, sondern hoffentlich und insbesondere auch vor dem einen oder anderen herumstreunenden Bären, der vielleicht gerade aus seinem Winterschlaf erwacht ist und sich mit knurrendem Magen auf das erste Schnitzerl im heurigen

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