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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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paar Minuten, während der der Biermösel schon gewaltig zuckt, erkennt er aber endlich den möglichen Nutzen, der ihm aus einem sauerstoffdurchdrungenen Gehirn vom Biermösel erwachsen könnte. Er verdreifacht die Zufuhr, sodass es seinem schwierigsten Patienten auf einmal die Augen herausdrückt, solch gewaltige Mengen Sauerstoff pumpt er in ihn hinein. Aber jetzt darf er nicht sparen, denn vielleicht, so sein Plan, schlummert ja noch das eine oder andere brauchbare Schlusssätzchen im normalerweise schlecht durchbluteten Oberstübchen vom Biermösel, das er mit ein bisschen Sauerstoffüberdruck aus ihm herausblasen könnte:
    „Biermäääsel!“, sagt er. „Fällt dir vielleicht Schlusssatz für meine Positiv-Ratgeber-Buch ein?“
    „Na, pass auf!“, sagt der Biermösel im Sauerstofftaumel. „Was hältst du von dem:
    „Immer lustig, immer froh wie der Spatz im Haferstroh!
    Ist es das, was du suchst?“
    „Du warst schon besser!“, sagt der Doktor Krisper streng und erhöht noch einmal die Dosis, sodass es dem Biermösel schon die Schuhbänder öffnet, bevor er ihm gleich auch noch einen halben Liter Hirschblut injiziert, damit der Sauerstoff sich schön gleichmäßig überallhin verteilt und auch das bis dato dauerunterversorgte Sprachzentrum erreicht – „also was ist jetzt?“
    Na gut, denkt sich der Biermösel, vielleicht war ich beim Dichten wirklich schon besser. Aber am besten bin ich immer noch im „Aus-der-Hüfte-heraus-Schießen“, und wenn ihn der Doktor Krisper vielleicht wirklich nur wegen dem depperten Schlusssatz für sein deppertes Buch hier heraufbestellt hat, dann gnade ihm jetzt Gott. Einen Ersten hat er ja auf dem Weg hierher schon im Kanal versenkt, und wenn erst einmal der Erste gefallen ist, dann fallen alle anderen wie von selbst. Das hat ihm der Alte verraten, der während seinem Betriebsausflug nach Russland hinüber auch den einen oder anderen gefällt hat, da haben weiß Gott ein paar andere daran glauben müssen, damit er selbst überlebt hat.
    Der Biermösel versucht also die Schusshand zu seiner Glock zu führen, während der Doktor Krisper ihn mit immer mehr Sauerstoff und noch mehr Fremdblut auffüllt, „Blut von Hirschekuh!“ Aber nachdem der Biermösel 60 Jahre ohne Sauerstoff im Hirn ausgekommen ist, fehlt ihm jetzt im Überfluss ein bisserl das sichere Gefühl für die schnelle und flüssige Bewegung in der Schusshand, oder andersherum ausgedrückt:
    Er kann sich nicht mehr rühren!
    Nur im Hirn oben spürt er auf einmal statt der furchtbaren Schmerzen dieses ungeahnte Surren und Brummen, und dann kann der Biermösel überhaupt nicht mehr anders, als dass er diesen einen, den allerletzten Schlusssatz hinaus in die Freiheit entlässt:
    „Ich bin immer lustig
Ich bin immer froh
Ich versaufe mein Bettzeug
Und schlafe im Stroh!“
    Und dann fragt er erschöpft:
    „Meinst du vielleicht so was?“
    „Das ist großartig, Biermäääsel!“, jubiliert der Doktor Krisper zufrieden und hängt ihn vom Sauerstoffgerät ab, bevor er schnell, schnell sein Manuskript vervollständigt und dann in sein Picknickkörbchen zurücklegt.
    „Schlusssatz von Biermäääsel ist praktisch wie aufgestoßenes Tor zu Himmel, sprich: ist Garantie für Bestseller, sprich: danke, Biermösel! Bin ich endlich fertig geworden mit meine Jahrhundertprojekt!“
    „Na dann“, sagt der Biermösel noch, bevor er wieder ins Koma fällt.

Scheiß dich nicht an – lebe!
    „Und warum hast du mich da heraufgeholt?“, jammert der Biermösel dann schwach wie das alte Waschweib, zu dem die dünne Höhenluft ihn gemacht hat. „Nur wegen meinem Sprachgenie?“ Und dabei vermittelt er dem geschulten Auge des Doktor Krisper den unbedingten Wunsch, hier heroben zu sterben und vom starken, trockenen Wind mumifiziert zu werden, sodass sich vielleicht in 5.000 Jahren noch wer an ihn erinnert, wenigstens in 5.000 Jahren!
    „Aber nein, Biermäääsel“, tröstet ihn der Doktor Krisper und holt eine kleine Kerze aus seinem Picknickkörbchen heraus. „Hab ich Überraschung für dich, Überraschung zu deine Geburtstage.“
    Dann richtet er sich gut gelaunt auf und streckt das Kreuz durch, das nach all den Jahren vorm Schreibtisch, während denen er nach einem Schlusssatz für seinen Schmöker gesucht hat, endlich von einer gewaltigen Last befreit ist, und mit großer Geste deutet er hinunter ins Tal:
    „Siehst du herrliche Landschaft da unten in enge Gebirgstal?“
    „Sehe ich nicht“, sagt der Biermösel, der

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