Scheiss dich nicht an - Lebe
im Dreck herumliegen, von dem aber keine Gefahr mehr ausgeht. Der Biermösel schiebt ihn ein bisserl zur Seite, damit er ungestört weiter seine Sau Trudi suchen kann, Herrgottnocheinmal, die Bauern haben so eine lästige Art, dass sie stören müssen, wo sie stören können, „und weg da!“
Ganz schön was los in dieser Ecke der Welt!, denkt sich der Biermösel dann, als er ein paar Meter weiter in den Darm von der Schlange hineinleuchtet, wen haben wir denn noch?
Da schau her, der Friedhof der eng umschlungenen Pärchen!, möchte man meinen. Da wären zunächst einmal die zwei deutschen Sextouristen Ende siebzig, die der depperte Seebachwirt im zurückliegenden Spätherbst als abgängig gemeldet hat, die aber gar nicht abgängig sind, wie sich jetzt herausstellt, sondern nur bei einem vermutlich als romantische Bootsfahrt gedachten Ausflug vom Herbstgewitter überrascht worden und im See ersoffen sind, als Strafe für ihr Sexsucht, ist sich der Biermösel sicher, „küss die Hand!“
Er steigt über die zwei armen Seelen drüben und sieht dann das einstmals stolze Bauernehepaar Ruprecht mit den knochigen und gichtigen Bauernhänden, das gar nicht weit entfernt vom Ruprecht im Dreck herumliegt, irgendwann abgestochen von seiner Mistgabel, zusammengebunden mit einem Strick und behängt mit einem Mühlstein – klassisch!
„Dort liegt der Knecht, der euch zuerst hingemeuchelt und dann beerbt hat“, sagt der Biermösel zu den Bauersleuten. „Aber falls es euch irgendwie tröstet – erste Klasse Gendarmerieschule, Lektion Numero drei: Keine Bluttat bleibt ewig ungesühnt!“ Und peng! Endlich geht auch dem bis dort hinaus aufgequollenen Ruprecht die Luft aus wie dem Archie damals im Schweinestall, nur dass halt jetzt keine Schweinderln um den Knecht herumstehen, die sich wegen ihm die Schweinsaugerl ausweinen.
Positiv darf der Biermösel dann nach seinen ersten paar Minuten in der Hölle vermerken: Schön ruhig ist es da herunten, keine Glocken, kein Rocker-Tschingbum, nichts! Negativ muss er anmerken: leider nur, solange es nicht gerade irgendwo blubbert und kracht und aus irgendeinem Rohr heraus immer neue Ware bei ihm herunten ankommt, Kruzifixnocheinmal, muss es denn immer er sein, auf dem der ganze Dreck der Welt landet?
Da ist es ganz gut, dass er in der Ganzkörperunterhose aus Kunstfaser herumirrt, die den meisten Dreck von ihm abwehrt, und er kann der Roswitha wirklich nicht genug danken, dass sie ihm noch rechtzeitig die Nase operiert hat. Trotzdem holt der Biermösel jetzt lieber die schwarze Gummi-Sexmaske vom Bürgermeister aus seiner Satteltasche heraus und zieht sie sich über, bei dem Gestank da herunten täte der stärkste und verwegenste Herkules durchdrehen!
„Meint der mit stärkstem und verwegenstem Herkules vielleicht mich?“, hört der Biermösel auf einmal ein tiefes Donnern aus tiefster Kehle, Grund genug, dass er sich hinterm Ohrwascherl kratzt und kurz scharf nachdenkt:
Wer ist denn das schon wieder?
Augenblicklich fährt er mit der Glock in der Schusshand herum wie früher der John Wayne auf der Hauptstraße vor dem Saloon, wenn er sich nicht entscheiden hat können, welchen von den Viehdieben er als Ersten von welchem Dach herunterballern soll, peng, peng, peng! (Nur dass beim John Wayne natürlich immer die Sonne geschienen hat, wenn er den Diebstahl gesühnt hat, bei ihm herunten in der Hölle aber eine komplette Finsternis herrscht wie hinter tausend Generaljaruzelski-Brillen!)
Trotz der Taschenlampe sieht der Biermösel nämlich auf einmal überhaupt nichts mehr, außer vielleicht die zwei sehr schwachen Punkte da hinten, die wie zwei Schweinsaugerln ausschauen und jetzt immer näher kommen, aber natürlich nicht wie die zwei einmalig schönen Schweinsaugerln von seiner Sau Trudi, die wirklich einmal schöne Schweinsaugerln gehabt hat, viel schöner als die, die da jetzt auf ihn zudonnern.
„Ach so?“, hört er sofort wieder die Stimme, donnernd wie eine Postkutsche, brüllend wie ein hungriger Bär und beleidigt wie der vernachlässigte Haushund im Liebesfilmfernsehen. „Ach so? Schönere Schweinsaugerln als ich? Ach so?“
Und dann steht er vor ihm. Der größte und mächtigste Eber, den der Biermösel jemals gesehen hat. Das heißt: Dunkel erinnert er sich daran, dass er den Halunken schon früher öfter gesehen hat. Aber wo?
Wie der leicht gereizte Bademeister, der über die Ursuppe wacht, baut der sich jetzt vorm Biermösel auf, wie der Bote aus einer
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