Schenk mir dein Herz, keine Diamanten
Vorschule gekommen war, hatte Phoebe ihre Tante überredet, sich endlich den Urlaub zu gönnen, den sie schon so lange geplant hatte, und ihre Freundin in Australien zu besuchen. Tante Jemma hatte es wahrlich verdient, war sie doch immer für Phoebe da gewesen, und in den letzten Jahren auch für Ben.
Phoebe sah auf ihren Sohn. Er war glücklich, und sie war es auch. Der Lehrerberuf war wirklich optimal für eine ledige Mutter. Ab nächste Woche, wenn Schule und Vorschule für die Ferien schlossen, konnte sie den ganzen Tag mit Ben verbringen. Sie wollten zusammen sein Zimmer renovieren. Ben hatte genug von dem Baby-Blau und wünschte sich eine Tapete entweder mit Autos oder mit Dinosauriern, endgültig entschieden hatte er sich noch nicht.
„Mum! Mum!“, rief er aufgeregt und blieb wie angewurzelt stehen.
Da sie seine Hand hielt, blieb ihr nichts anderes übrig, als ebenfalls stehen zu bleiben. „Was gibt es denn, mein Schatz?“
„Kann ich ein Auto wie das da auf der Wand in meinem Zimmer haben?“ Er zeigte mit ausgestrecktem Arm auf den Wagen auf der anderen Straßenseite.
Sie schmunzelte. Vor dem Postamt stand ein schnittiger schwarzer Sportwagen, tiefer gelegt und mit blitzenden Felgen, in zweiter Reihe geparkt. Natürlich würde ein solches Auto ihrem kleinen Jungen gefallen. Und allen großen Jungs ebenfalls, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Mum, Mum, können wir rübergehen und uns das Auto ansehen?“
Doch Phoebe hörte Ben kaum noch, als die Wagentür sich öffnete und ein Mann ausstieg. Der Mann trug eng anliegende schwarze Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover und sah ebenso atemberaubend und gefährlich aus wie das Auto.
Jed Sabbides.
Benommen sah sie ihm entgegen, während er mit geschmeidigen Schritten die Straße überquerte und schon vor ihr stand.
„Phoebe. Na, wenn das keine Überraschung ist. Ich dachte mir doch, dass du es bist, aber ich war mir nicht sicher, als der Junge dich ‚Mum‘ nannte.“
Seine tiefe Stimme brachte jedes Nervenende in ihr zum Vibrieren, ihr Puls begann zu rasen. Sie zwang sich dennoch, ruhig zu bleiben – für ihren Sohn. „Hallo, Jed“, grüßte sie höflich.
„Ich wusste gar nicht, dass du ein Kind hast.“ Jed blickte ihr scharf in die Augen. Die Schärfe wich jedoch sofort, als Jed auf Ben hinunterschaute. „Hallo, junger Mann. Ich hab gehört, wie du zu deiner Mum gesagt hast, dass dir das Auto gefällt.“ Er lächelte. „Das ist das neueste Bentley-Cabrio.“
„Wow! Ein Cabrio ist doch ein Auto ohne Dach, nicht wahr?“ Bens Augen waren groß wie Untertassen.
„Richtig, man drückt einen Knopf, und dann schiebt sich das Dach zurück. Möchtest du es einmal sehen? Oder ich habe eine bessere Idee – machen wir doch eine kleine Probefahrt.“
„Nein.“ Phoebe zog ihren Sohn näher an sich. „Ben weiß, dass er nicht zu Fremden ins Auto steigen darf.“
Jed sah sie wieder unverwandt an, und sein Blick ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. „Aber du und ich sind keine Fremden, Phoebe. Da wäre es doch kein Problem, wenn du mich deinem Sohn vorstellst, oder?“
Er weiß es … Der Gedanke schoss ihr durch den Kopf, doch dann gewann die Vernunft die Oberhand. Jed mochte einen Verdacht haben, aber sicher wissen konnte er es nicht. Und von ihr würde er es bestimmt nicht erfahren. Einen Moment lang überschlug sie ihre Möglichkeiten. Sie konnte mit Ben einfach weitergehen, oder sie konnte höflich sein und seinen Verdacht zerstreuen.
„Ben“, sagte sie zu ihrem Sohn, der erwartungsvoll zu ihr hochschaute. „Das ist Jed.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln, so schwer es ihr auch fiel. „Jed und ich kennen uns von früher.“ Als Freund würde sie diesen Mann ganz bestimmt nicht bezeichnen. „Sag Guten Tag.“
Ben sah zu Jed. „Guten Tag, Jed. Ich heiße Benjamin Brown. Ich wohne im Peartree Cottage, Manor House Lane in Martinstead“, sagte er gewichtig.
Phoebe hätte am liebsten losgeschrien. Wochenlang hatten sie zusammen geübt, damit Ben den vollen Namen und seine Adresse angeben konnte, falls er sich je verlaufen sollte. Und jetzt ratterte er das Gelernte ausgerechnet vor dem Mann herunter, der es Phoebes Meinung nach nie hätte erfahren dürfen.
Und dann grinste ihr cleverer Sohn sie auch noch stolz an und fragte: „Darf ich jetzt mit dem Mann in dem Auto mitfahren, Mum?“
Hilflos schüttelte sie den Kopf, doch bevor sie etwas sagen konnte, mischte Jed sich ein.
„Natürlich darfst du, Ben. Ich bringe
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