Schenk mir dein Herz, keine Diamanten
die Kanäle, doch keines der Programme konnte ihr Interesse fesseln.
Mit einem Seufzer sah sie sich in dem Raum um. Sie liebte dieses Haus. Ihr Zuhause … Ursprünglich hatte es nur das kleine Steincottage aus dem neunzehnten Jahrhundert gegeben, das ihrer Tante gehörte. Als das Cottage nebenan zum Verkauf angeboten wurde, hatte Phoebe Jeds diamantene Kette verkauft und dafür das Haus erstanden. Mit Zustimmung ihrer Tante hatte sie Wände herausbrechen lassen und aus den beiden Häusern eines gemacht, sodass sie jetzt nicht nur eine große Diele hatten, sondern auch großzügigen Platz zum Leben – ein großer Wohnraum, Küche sowie Ess- und Arbeitszimmer auf der unteren Etage, in der oberen Etage drei große Schlafzimmer und zwei Bäder. Am Ende der Auffahrt war noch eine Garage gebaut worden, und damit war das Renovierungsprojekt abgeschlossen. Übermäßigen Luxus gab es hier nicht, aber es war ein wohnliches und gemütliches Heim für ihre kleine Familie. Nur hatte Phoebe jetzt das ungute Gefühl, dass ihr glückliches Zuhause sich sehr bald verändern würde, wenn es nach Jed ginge.
Sie trank ihren Tee aus und ging zurück in die Küche. Ihre Sorgen waren unnötig, sagte sie sich entschieden. Jed konnte ihr das Kind nicht nehmen, solange sie mit allen Mitteln darum kämpfte. Phoebe spülte die Tasse aus und stellte sie ins Spülbecken, dann beschloss sie mit einem letzten Blick durch die Küche, dass sie noch Klassenarbeiten korrigieren würde.
Eine gute Stunde später lachte Phoebe in ihrem Arbeitszimmer leise auf. Eine ihrer sechzehnjährigen Schülerinnen hatte die Mitglieder der französischen Résistance während des Zweiten Weltkrieges doch tatsächlich per Internet kommunizieren lassen!
In diesem Moment hörte sie das Klopfen an der Haustür. Sie spielte mit dem Gedanken, nicht zu öffnen, doch Ben sollte nicht gestört werden. Also rieb sie sich die Handflächen an den Schenkeln und stand schweren Herzens auf. Vor der Tür holte sie noch einmal tief Luft, bevor sie sie aufzog. Da draußen konnte nur ein einziger Mann stehen …
Vor der Schwelle hatte Jed gerade die Hand erhoben, um ein zweites Mal anzuklopfen – Geduld war noch nie seine Stärke gewesen, wie sie sich erinnerte. Ob es sich um einen Geschäftsabschluss oder eine Frau handelte, er preschte immer zu seinem Ziel vor, mit allem, was ihm zur Verfügung stand. Soweit sie wusste, hatte er sein Ziel auch noch nie verfehlt …
Nun, es gab für alles ein erstes Mal.
Undurchdringliche dunkle Augen musterten sie von Kopf bis Fuß, und Phoebe konnte die Anspannung spüren, die von Jed ausging. Sie richtete sich gerader auf und reckte die Schultern. Er trug die gleichen Sachen wie am Nachmittag, hatte nur zusätzlich eine Lederjacke übergezogen. So spät am Abend hatten leichte Bartstoppeln Schatten auf seine Wangen gezeichnet. Er sah gefährlich und einschüchternder aus als je zuvor. Jäh wurde ihr bewusst, wie abgelegen das Cottage stand. Bis zum Dorf war es ein zehnminütiger Fußmarsch, und sie war hier allein, mit einem schlafenden Kleinkind …
„Es ist ziemlich spät für einen Besuch, meinst du nicht auch? Was du mir zu sagen hast, kann auch bis morgen warten. Ich würde gern zu Bett gehen.“ Sie wollte die Tür wieder schließen, doch wie eine eiserne Klammer hielt er ihr Handgelenk umschlossen.
„Etwa mit Onkel Julian?“ Jed schob sie vor sich her in die Diele hinein und schloss die Tür hinter sich.
„Mach dich nicht lächerlich. Ich möchte, dass du gehst.“ Sie war entschlossen, höflich, aber bestimmt zu bleiben. Dass ihr Puls raste, versuchte sie zu ignorieren, stattdessen zwang sie sich, Jed geradewegs ins Gesicht zu sehen.
Das war ein Fehler. Seine Augen hielten die ihren gefangen, und sie konnte den Blick nicht mehr abwenden.
„Warum?“, verlangte er zu wissen. „Verdammt, warum?“ Er drehte ihr den Arm auf den Rücken und zog sie eng an sich heran. „Du konntest es gar nicht abwarten, mir von deiner Schwangerschaft zu berichten. Was zum Teufel habe ich falsch gemacht, dass du mir wenige Monate später die Existenz meines Sohnes verschweigst?“
Sie erkannte die Rage und die wütende Verwirrung in seinem Blick und schüttelte den Kopf. „Er ist nicht dein Sohn“, behauptete sie – ein letzter Versuch, damit er endlich gehen würde. Seine Nähe wurde ihr immer deutlicher bewusst. Keinem Mann war es je gelungen, ihrem Körper solche Reaktionen zu entlocken. Ein verräterisches Beben durchlief sie, und
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