Schenk mir dein Herz, keine Diamanten
sie wusste, dass er es ebenfalls gespürt hatte.
„Du bist eine Lügnerin, und ich könnte dich würgen für das, was du mir angetan hast.“ Er legte seine Hand an ihren Hals. „Aber keine Angst …“ Er griff in ihr Haar und bog ihren Kopf zurück. „… es gibt andere Mittel und Wege, um dich bezahlen zu lassen.“
Hilflos starrte sie in seine Augen und erkannte dort das bedrohlich sinnliche Funkeln. „Nein“, brachte sie hervor und drückte mit beiden Händen gegen seine Brust, um sich aus seinem Griff freizumachen.
Doch vergeblich. Er beugte den Kopf und nahm ihren Mund fordernd in Besitz, mit einer skrupellosen Leidenschaft, gegen die Phoebe sich mit aller Macht wehrte. Aber auch das war vergeblich, wenn sie eng an seine harte Brust gepresst lag …
Sie versuchte es mit Gleichgültigkeit. Doch wie sollte sie gleichgültig bleiben, wenn seine warmen Lippen und seine kunstfertige Zunge Erinnerungen an eine lange verneinte Sehnsucht weckten? Ihr Atem stockte, Hitze floss durch ihren Körper, ließ ihren Puls in die Höhe schnellen und sie selbst erschauern.
Jed spürte ihre Reaktion, und sein Kuss wurde zärtlicher. Sein Mund liebkoste die weiche Haut an ihrem Hals, wanderte zu der Stelle, an der ihr Herzschlag wie wild pochte. Phoebe bemerkte kaum, dass er den Arm um ihre Taille schlang. Die Hand, vorhin noch in ihrem Haar vergraben, legte sich jetzt fordern auf ihre Brust, der Daumen reizte die aufgerichtete Spitze …
Erst als der scharfe Stich der Lust in ihren Schoß fuhr, wurde Phoebe klar, in welcher Gefahr sie sich befand …
„Nimm deine Hände von mir, du Rohling.“ Sie schlug seine Hand fort, wand sich aus seinem Arm und wich zurück.
Für einen Moment starrte Jed sie mit harten Augen an, dann lachte er auf. Es klang harsch in der angespannten Stille. „Du willst mich noch immer, Phoebe. Ich habe dein Herz hämmern gespürt, habe das Beben deines Körpers gefühlt.“
„Ja, vor Wut“, behauptete sie und kämpfte gegen das beschämende Verlangen an. Es war erschreckend, wie mühelos es ihm fast gelungen wäre, sie zu verführen. „Du widerst mich an.“
„Nein, tue ich nicht. Aber von einem verlogenen Weibsbild wie dir erwarte ich auch nicht, dass es die Wahrheit zugibt.“
Sein eiskalter, abfälliger Ton ließ etwas in Phoebe reißen. Sie holte aus und ohrfeigte ihn. „Verschwinde aus meinem Haus, oder ich rufe die Polizei!“, schrie sie ihn an.
„Nein.“ Er fasste sie beim Arm und zog sie ins Wohnzimmer. „Und schrei nicht so, sonst weckst du Ben auf.“
„Du brauchst mir nicht zu sagen, wie ich mich um meinen Sohn zu kümmern habe!“ Doch sie wusste, Jed hatte recht. Auf sich selbst war sie fast ebenso wütend wie auf ihn – sie hatte sich von ihm provozieren lassen. Aber dieser verabscheuungswürdige Mann hatte ja immer recht – noch eine Eigenschaft an ihm, die sie zutiefst hasste, zusammen mit seiner Überheblichkeit und seiner Arroganz.
„Setz dich.“ Unsanft drückte er sie auf das Sofa nieder.
So ungern sie es auch zugab, sie war froh, sich setzen zu können, weil ihre Beine sie nicht länger tragen wollten. Seinen Kuss hatte sie noch längst nicht verarbeitet, ebenso wenig wie ihre eigene unwillkommene Reaktion darauf.
„Ich vergebe dir die Ohrfeige. Vielleicht war ich tatsächlich ein wenig zu hart. Aber ich hatte die Wahl, dir entweder an die Gurgel zu gehen oder dich zu küssen. Du kannst von Glück sagen, dass ich mich für Letzteres entschieden habe.“
„Ich fasse es nicht, dass du so etwas von dir gibst“, fauchte sie. „Mit deiner Einstellung gehörst du ins Mittelalter!“
„Nein, ich gehöre in das Leben meines Sohnes.“ Kalt schaute er sie an. „Deshalb bin ich hier, und deshalb müssen wir reden.“ Er schüttelte sich die Jacke von den Schultern. „Hast du vielleicht etwas zu trinken da?“
Sie musste sich zwingen, den Blick von ihm zu reißen, und stand auf. Alles, was von dem Gespräch ablenkte, das er zu führen gedachte, war ihr nur allzu willkommen? „Tee oder Kaffee?“
„Hast du nichts Stärkeres im Haus?“
„Nur Wein.“ Ohne seine Antwort abzuwarten, verließ sie den Raum, froh darum, wenigstens für eine kurze Weile seiner Gegenwart entfliehen zu können. Als sie mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern wieder zurückkehrte, stand Jed bei der antiken Kommode. Er hatte das silbergerahmte Foto von Ben aufgenommen und studierte es gedankenversunken.
„Der Wein“, murmelte sie und stellte die Gläser auf den Tisch.
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