Schenk mir diese Nacht
leiseste Ahnung", fügte er grimmig hinzu.
Er war sich wie ein Narr vorgekommen, weil er Gaye in der Küche versichert hatte, Ben sei absolut professionell, wenn es um seine Arbeit gehe. Und dann hatte man ihn bei der Rückkehr ins Esszimmer mit der frohen Botschaft überrascht, das Paar werde demnächst in einem Restaurant zu Abend essen. Gayes vielsagender Blick hatte nicht dazu beigetragen, seine Stimmung zu heben.
Ben lehnte sich entspannt auf dem Beifahrersitz zurück. "Du musst mir glauben, dass ich genau weiß, was ich tue, Jonathan.
Sie ist wirklich eine schöne Frau, oder?"
Obwohl Jonathan Gaye für die schönste Frau der Welt hielt, wusste er, dass sein Freund nicht von ihr sprach.
"Ich habe jeden ihrer Filme gesehen", fuhr Ben begeistert fort. "Und auf der Bühne ist sie einfach hinreißend!"
"Ich weiß", bestätigte Jonathan. "Ich habe sie selbst mehrmals gesehen. Als ich sie gestern Abend kennen lernte, konnte ich es kaum fassen. Aber Gaye ist... besorgt..."
"Ach ja, Gaye." Ben blickte Jonathan forschend an. "Als wir uns gestern unterhielten, hast du nicht erwähnt, dass ihr beide..."
"Zwischen uns ist nichts", unterbrach Jonathan ihn verärgert.
"Nicht aufgeben, Junge." Ben lachte. "Dann klappt es auch."
Jonathan packte das Lenkrad fester. Noch etwas war an diesem Abend gründlich schief gelaufen: Als er Ben angeboten hatte, ihn nach dem Dinner nach Hause zu fahren, hatte er nicht bedacht, dass er dadurch keine Gelegenheit haben würde, sich in aller Ruhe von Gaye zu verabschieden. Er hatte sich damit begnügen müssen, sie in der Küche kurze Zeit im Arm zu halten. Später, beim Aufbruch, war ihm nichts anderes übrig geblieben, als Gaye und ihre Mutter auf die Wangen zu küssen.
"Mir wäre es lieb, wenn du nicht so über Gaye reden würdest", erklärte er unvermittelt.
"Oh." Ben zog verwundert die Brauen hoch.
"Jawohl."
"Heißt das, ich werde demnächst zu einer weiteren Hunter-Hochzeit eingeladen?" erkundigte Ben sich scherzhaft. "Nach langen Jahren des Junggesellenlebens geht ihr also wie die Fliegen auf den Leim ..."
"Ich werde Gaye nicht heiraten", unterbrach Jonathan ihn.
"Nicht?" Ben klang skeptisch.
"Trotz Jarretts Eheschließung haben nicht alle Hunter-Brüder den Verstand verloren. Ich werde Gaye genauso wenig heiraten wie du Marilyn Palmer!"
"Du kennst meine Meinung über die Ehe."
"Sie deckt sich ziemlich exakt mit meiner", bestätigte Jonathan zufrieden.
"Dennoch, Gaye ist eine sehr hübsche junge Frau."
Jonathan straffte die Schultern. "Es gibt Millionen hübscher junger Frauen auf der Welt, Ben."
"Mag sein", räumte der ältere Mann ein. "Aber nur sehr wenige vereinen wie Gaye Schönheit, Verletzlichkeit und Unabhängigkeitsstreben in sich. Weißt du, an wen sie mich erinnert?"
"Sagtest du nicht, sie wäre einzigartig?" Jonathan ahnte, dass ihm die Antwort auf Bens Frage nicht gefallen würde.
Ben nickte. "Das ist sie. Ebenso einzigartig wie Abbie ..."
Jonathan unterdrückte ein Stöhnen. Er wusste genau, worauf Ben anspielte. Jordan und Jonathan hätten Abbie nicht mehr lieben können, wäre sie ihre leibliche Schwester gewesen, und beide antworteten einhellig, wenn man sie auf ihr
Junggesellendasein ansprach, mit der Bemerkung, sie würden nur heiraten, wenn sie eine so schöne und warmherzige Frau wie Abbie finden würden.
Ben hatte Recht: Gaye besaß all diese Vorzüge ...
Jonathan war beim Lunch am nächsten Tag sehr schweigsam.
Ihm war klar, dass Gaye sich dessen bewusst war, während sie aufmerksam dem lauschte, was Ben über ihre Mutter zu sagen hatte.
Jonathan redete sich ein, er würde sich aus der Diskussion heraushalten, weil Gaye nur eine Stunde Mittagspause hatte und Bens Diagnose für sie wichtiger war als alles, was er zur Konversation hätte beitragen können. Er redete sich das ein und wusste doch, dass er sich selbst belog ...
Es ließ sich nicht leugnen, Ben hatte am Vorabend einen wunden Punkt berührt. War er im Begriff, sich in Gaye zu verlieben? Oder war es bereits zu spät, und er hatte sich schon in sie verliebt?
Er beobachtete sie verstohlen, als sie Ben zuhörte. Ihre schönen grünen Augen leuchteten vor Interesse, ein leichtes Lächeln umspielte ihre sinnlichen Lippen. Und erst ihr Haar...
Sie trug es heute wieder offen, und Jonathan sehnte sich danach, die Hände in die seidige Pracht zu schieben, während er von ihrem verführerischen Mund Besitz ergriff!
War es zu spät?
Sie hatte ihn von Anfang an fasziniert, ihn
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