Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
halten.
„Wie spät ist es?“
„Halb neun.“
„Warum hast du mich nicht geweckt?“
„Wir haben doch keinen Terminplan“, erwiderte sie mit einem Achselzucken und setzte sich neben ihn. Sie trug seine Shorts und sein T-Shirt von der New-York-University. Eigentlich hätte sie in diesem Outfit unscheinbar und unattraktiv wirken müssen. Wie Demetrios unerfreulicherweise feststellen musste, tat es ihrer Schönheit jedoch keinen Abbruch.
„Ich mache einen Kaffee. Möchtest du auch einen?“
Ein besseres Angebot konnte er – von ihr – nicht erwarten. „Gute Idee. Ich springe schnell unter die Dusche. Und dann machen wir uns auf die Reise.“
Gegen Mittag zogen dichte Wolken auf, und der Wind nahm kräftig zu. Alles deutete auf einen Wetterumschwung hin. Während er den Kurs hielt, hörte Anny die Vorhersage im Radio.
„Regen und böige Winde“, rief sie ihm zu, „heute Abend und morgen früh.“
„Es ist wohl besser, wenn wir heute Nachmittag anlegen. Dann kannst du auch einkaufen gehen“, gab er zurück.
„Das ist nicht mehr nötig, du hast mir doch deine Sachen geliehen.“
Es war sinnlos, ihr zu widersprechen. Einige Stunden später nahm er jedoch Kurs auf einen Hafen, der groß genug schien, um Anny die passenden Einkaufsmöglichkeiten zu bieten. Sie machten die Jacht an der Anlegeboje fest, und Demetrios ließ das kleine Motorschlauchboot zu Wasser. Annys anfänglicher Widerstand war längst in Begeisterung umgeschlagen. Getarnt mit Theos Kapitänsmütze und einer großen Sonnenbrille sprang sie ins Schlauchboot. Demetrios zeigte ihr, wie man den Motor startete.
„Ich kriege das hin“, sagte sie kein bisschen ängstlich.
„Daran zweifle ich nicht“, erwiderte er und gab dem Boot einen Schubs. Doch als er das Boot langsam davontuckern sah, knackte er nervös mit seinen Fingern. Dasselbe mulmige Gefühl müssen Eltern haben, wenn das Kind zum ersten Mal alleine zur Schule geht, dachte Demetrios.
Die folgende Stunde war erfüllt von diversen Arbeiten an Deck, die mehr oder weniger nötig waren – aber wenn er ehrlich mit sich selbst sein wollte, waren sie nur ein Vorwand, um den Hafen und Annys Rückfahrt im Auge behalten zu können.
Natürlich kam sie problemlos zurück. Und natürlich schäumte sie fast über vor Freude. „Ich habe frische Pizza mitgebracht.“
„Soviel zum Cordon Bleu.“
Anny lachte. „Du wirst sie lieben. Überzeuge dich selbst“, erwiderte sie und kletterte mit zwei großen Einkaufstaschen an Bord. Amüsiert beobachtete er, wie sie die Beute ihrer Einkaufsexpedition auf dem Tisch ausbreitete: Pizza, eingelegte Tomaten, schwarze Oliven. Sie strahlte wie ein Kind mit neuem Spielzeug. Nichts, was an eine verwöhnte Prinzessin denken ließ.
„Lass uns oben essen. Nimm die Teller, ich bringe den Wein“, forderte sie ihn auf.
Anny machte das einfache Essen zu einem ausgelassenen Festmahl. In allen Einzelheiten erzählte sie ihm von ihrem Bummel durch die Stadt. „Und einen Bikini habe ich auch gekauft. Wir könnten ins Wasser springen, bevor das Wetter schlechter wird.“
„Nein.“
„Nein? Aber …“
„Ich will gleich weiter segeln. Dieser Hafen ist nicht besonders windgeschützt.“ Außerdem hatte er kein Bedürfnis, Anny in einem knappen Bikini zu sehen.
„Ay, ay, Sir“, lenkte sie ein, nahm die Teller und verschwand in der Küche.
Bis zu dem Hafen, den Demetrios erreichen wollte, waren es je nach Wetterlage ein bis zwei Stunden Fahrt. Schon nach kurzer Zeit drehte jedoch der Wind, und die ersten Regentropfen begannen zu fallen.
Wie auf Knopfdruck erschien Anny. „Kann ich helfen?“
„Mit etwas Glück erreichen wir den Hafen, bevor der Regen stärker wird“, antwortete er.
Aber das Schicksal hatte anscheinend etwas anderes im Sinn. Er schaffte es gerade rechtzeitig, die Nehrung zu umsegeln und die Segel zu bergen, doch ehe er die Leinen an der Mooringboje befestigen konnte, prasselte der Regen schon erbarmungslos nieder.
Und wie aus heiterem Himmel erschien Anny. Im Bikini.
„Was machst du?“, fragte er fassungslos.
„Das, was ich jeden Abend tue“, erwiderte sie und begann mit den Leinen zu hantieren.
„Im Bikini?“
„Meine Sachen waren nass. Und der Bikini lässt sich schneller trocknen.“
„Ich will dich nicht da draußen sehen“, rief er ihr wütend aus der Steuerkabine zu, „es ist zu gefährlich.“
Ohne auf ihn zu hören, ging sie bis zum Bug und machte sich an die Arbeit. Das Schiff schaukelte bedenklich auf
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