Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
Und auch wenn sie sich wünschte, den Abschied unendlich hinauszögern zu können, wusste sie, dass sie in Wirklichkeit nur noch wenige Stunden mit Demetrios Savas hatte.
„Wir sollten morgen früh aufbrechen. Ich habe heute mit Theo gesprochen und ihm gesagt, dass wir gegen Nachmittag ankommen werden.“
Anny nickte nur abwesend und sagte: „Ich freue mich schon, deinen Bruder kennenzulernen.“
Demetrios schaute sie erstaunt an, als habe er nicht in Erwägung gezogen, ihr seinen Bruder vorzustellen. Hatte er etwa vor, sie einfach am erstbesten Hotel abzusetzen?
Ohne weiter darauf einzugehen, stand er auf und fragte nach der Rechnung. Dass sie noch ein halb volles Glas Wein vor sich stehen hatte, war ihm anscheinend entgangen.
Draußen hatte sich das Festgeschehen in der Zwischenzeit vom Strand zu den Tavernen und auf den kleinen Marktplatz verlagert. Die laute Rockmusikband war verschwunden, und an ihrer Stelle spielte jetzt eine kleine Tanzkapelle auf.
Als sie an den zahlreichen Pärchen vorbeikamen, die sich harmonisch zu den Rhythmen der traditionellen Klänge bewegten, verlangsamte Anny unwillkürlich den Schritt.
„Komm.“ Demetrios nahm ihre Hand und versuchte, Anny durch die Menge zu schleusen.
Aber Anny blieb wie angewurzelt stehen. „Tanz mit mir.“
„Was?“, fragte er ungeduldig und zog erneut an ihrer Hand.
„Nur ein Tanz.“ Sie schaute ihn flehend an.
„Anny …“
Diesmal würde sie sich durchsetzen. „Nur ein Tanz, Demetrios. Einer.“
Ihre Reise war beinahe vorüber. Sie wusste, dass er sich nicht unverhofft in sie verlieben würde. Aber sie wollte wenigstens diesen einen Tanz. Sie wollte ein letztes Mal seine Arme um sich spüren.
Demetrios strich sich versonnen über seinen Bart, der in den letzten zwei Wochen beträchtlich gewachsen war. Wie oft hatte sie sich in den letzten Tagen vorgestellt, ihre Wange an sein Gesicht zu schmiegen und genau diesen Bart auf ihrer Haut zu spüren?
„Also? Schenkst du mir diese letzte Erinnerung?“
„Wieso nicht“, sagte er nach einem kurzen Zögern.
Es war Hölle und Himmel in einem.
Im selben Moment, in dem er seine Arme um Anny legte und sie sich an ihn presste, wusste er, dass es um ihn geschehen war.
Gegen seinen Zorn und seine Verzweiflung konnte er ankämpfen.
Aber nicht gegen diese Empfindungen.
Ihm war, als halte er alles, wonach er sich immer gesehnt hatte, in seinen Armen.
Er zog sie noch näher an sich heran und legte seine Wange an ihren Kopf. Ihr sanftes Haar kitzelte seine Nase wie ein zart flatternder Schmetterling, der frische Duft nach Zitrusfrüchten und Meer berauschte seine Sinne.
Obwohl die Musik alles andere als langsam war, bewegten sie sich kaum, sondern wogen sich fast unmerklich hin und her, versunken in ihrer Umarmung.
Ein plötzliches Blitzlichtgewitter riss sie gnadenlos aus ihrer Selbstvergessenheit. Das rasch aufeinander folgende Klicken einer Fotokamera und das grelle Blitzlicht sagten Demetrios, dass es sich nicht um einen einfachen Touristen oder Einheimischen handelte. Sie waren erkannt worden. Von einem Paparazzo.
Anny versteifte sich schlagartig in seinen Armen.
„Bist du okay?“, frage er besorgt. „Es tut mir leid. Ich werde ihn kriegen.“
Doch bevor Demetrios den Fotografen stellen konnte, hielt sie ihn zurück. „Ist schon in Ordnung, das kann passieren“, sagte sie gelassen.
„Diese Fotos werden morgen in allen verdammten Boulevardzeitungen der Welt zu sehen sein“, erwiderte er wütend.
Zu seiner Verwunderung war Anny die Ruhe in Person. „Ich werde mit ihm sprechen.“
„Reden?“ Seit wann konnte man mit einem Paparazzo reden?
Aber Anny hatte sich bereits an seine Fersen geheftet und rief ihm in perfektem Griechisch hinterher: „Bitte warten Sie. Ich möchte mit Ihnen sprechen.“
Bitte? Demetrios rollte entnervt mit seinen Augen.
Doch der Mann hielt tatsächlich an. Demetrios war versucht, ihm einfach die Kamera wegzureißen und ihm einen Denkzettel zu verpassen, aber Anny hatte ihn bereits in eine Unterhaltung verwickelt.
Mit ihrem üblichen Charme fragte sie nach den Feierlichkeiten, der Insel und sogar nach seiner Arbeit und erzählte dem Fotografen ganz nebenbei von ihrer Doktorarbeit in Archäologie.
„Haben Sie schon die Ruinen besucht?“, frage sie mit einem entwaffnenden Lächeln. Ihr Bekannter Demetrios, den sie kürzlich in Cannes wiedergetroffen habe, hätte ihr soviel davon erzählt und ihr angeboten, gemeinsam einen kulturellen Kurztrip zu
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