Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
machen.
Man konnte nicht sagen, dass sie log. Sie ließ die interessanten Details über ihre zweiwöchige Segelreise und ihre teils innige Zweisamkeit einfach aus.
„Möchten Sie mit mir tanzen?“, frage sie den Mann schließlich.
Einen Moment lang schaute er sie zweifelnd an.
„Ich kann die Kamera halten“, bot Demetrios scheinheilig an.
„Guter Versuch“, erwiderte er mit einem spöttischen Grinsen, „aber diese Fotos sind mehr wert als ein kurzer Tanz mit einer Prinzessin.“ Ein kurzes Kopfnicken und schon war er in der Menge verschwunden.
„Du hättest seine Kamera kaputt gemacht, oder?“
„Darauf könntest du Gift nehmen!“
„Du hast deine Methoden, ich habe meine“, erwiderte sie mit einem Achselzucken.
„Ja, und er wird die Fotos drucken.“
„Mag sein. Aber wenigstens wird mein Vater nicht mit einer aufgebauschten Liebesgeschichte konfrontiert werden.“
Die kurze Rückfahrt auf dem Schlauchboot verlief schweigsam. An seine Wortkargheit hatte Anny sich in den letzten Tagen gewöhnt, doch diesmal schien er nicht so verbittert, sondern eher gedankenverloren. Wahrscheinlich dachte er, dass sie die Situation mit dem Fotografen nicht gut gedeichselt hatte. Aber was hätte sie tun sollen? Gegen ihren Charakter und ihre Erziehung konnte sie nicht angehen.
Auch wenn sie diesmal einen hohen Preis für ihre Geradlinigkeit bezahlt hatte.
Die Blitzlichter waren für sie wie der mitternächtliche Glockenschlag für Cinderella gewesen und hatten sie jäh aus ihrem Traum herausgerissen. Mit dem Auftauchen des Pressevertreters hatte sich nicht nur der magische Moment mit Demetrios, sondern auch ihre Anonymität in Luft aufgelöst. Die Leute hatten begonnen, neugierig zu starren und zu tuscheln, und ihnen war nichts anderes übriggeblieben, als schleunigst den Rückzug anzutreten. Sie hatte nicht einmal anhalten können, um den Stein auszuschütteln, der sich in ihrer Sandalette verfangen hatte.
Auf der Jacht angekommen setzte sie sich auf die Bank, zog den Schuh aus und beobachtete, wie Demetrios mit routinierten Gesten das Schlauchboot verstaute. Der Wind trug die Musik durch die Nacht und erinnerte Anny schmerzlich daran, dass ihr letzter Tanz vorüber war.
Gedankenversunken knetete sie sich ihre Fußsohle.
„Lass mich das machen.“ Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte Demetrios schon ihren Fuß auf seinen Schoß gelegt und massierte ihn mit seinen starken Fingern. Sie hätte vor Wonne aufseufzen können.
Vielleicht tat sie es sogar.
Er nahm auch den zweiten Fuß und ließ ihm dieselbe aufmerksame Behandlung zukommen.
„Besser?“
Anny nickte angetan. Immer noch war ihr Körper von einem süßen Schauer ergriffen.
„Dann tanz mit mir“, forderte er sie mit rauer Stimme auf.
Demetrios war im Halbdunkel verborgen, sodass sie nur erahnen konnte, was sich auf seinem Gesicht abspielte.
„Hier gibt es keine Fotografen. Und die Musik können wir trotzdem hören“, sagte er und streckte seine Hand einladend aus.
Mit einem Kloß im Hals stand Anny auf und glitt in seine Arme. Als sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte, streiften ihre Lippen kurz seinen Bart. Demetrios hielt sie fest umschlungen und legte seine Wange auf ihr Haar. Langsam ließ sie ihre Hände über seinen Rücken fahren, wobei sie deutlich die harten Muskeln unter seinem leichten Baumwollhemd spürte, streichelte seinen Nacken und fuhr mit ihren Fingerspitzen sanft über sein Ohr.
Es war der Himmel auf Erden. Immer noch ungläubig vor Glück versuchte sie, jede Berührung, jede Bewegung, das Klopfen seines Herzens an ihrer Brust, in sich aufzusaugen.
Und dann stoppte die Musik.
Doch Demetrios entließ sie nicht aus seiner Umarmung, sondern hielt sie einfach fest. Als er nach einer kleinen Unendlichkeit seinen Kopf hob und sie anschaute, streichelte Anny zärtlich seine Wange und wusste, dass sie diesen Moment niemals vergessen würde.
Demetrios griff nach ihrer Hand und küsste die Innenfläche. Ein ununterdrückbares Begehren nahm von ihr Besitz. „Bitte“, flüsterte Anny.
Keiner von beiden konnte den Blick abwenden.
Und dann schob er sie sanft aber entschieden Richtung Treppe.
Vielleicht lag es daran, dass sie nicht das Word Liebe benutzt hatte.
Vielleicht hatte seine Lust den Widerstand dahinschmelzen lassen.
Oder aber – und das hoffte Anny am meisten – die Macht der Liebe hatte gewonnen.
Er sagte es nicht, und sie kam nicht dazu, ihn zu fragen.
Bevor sie den Niedergang erreichten, tauschten
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