Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
Das ist alles.“
„Oh, ja, natürlich“, erwiderte sie, ohne ihren neugierigen freundlichen Blick von Anny abzuwenden. „Du tust ihm sichtlich gut“, sagte sie und tätschelte ihre Wange.
„Ma!“
Aber Malena ignorierte ihren Sohn. „Komm, setz dich, Anny, du musst etwas essen.“
Der Rest des Nachmittags verflog wie im Winde, alle wollten mit den Neuankömmlingen reden, lachen, trinken.
„Ein Irrenhaus“, brummte Demetrios, als er sich Stunden später endlich neben sie gesellte. „Tut mir leid.“
„Ich finde es fantastisch“, entgegnete Anny. „Du hast so ein Glück. Ihr habt so ein Glück.“ Sie kannte ihn gut genug, um zu erkennen, dass er die Rolle des Miesepeters nur spielte und etwas Zeit brauchte, um sich in dem Familiengefüge erneut zurechtzufinden.
Und seine Familie legte alles daran, es ihm leicht zu machen. Weder seine Eltern noch seine Geschwister – alle außer George hatten es geschafft zu kommen – erwähnten mit einem Wort seine lange Abwesenheit und setzten einfach dort an, wo sie vor drei Jahren aufgehört hatten. Tallies Zwillinge – Nick und Garrett – und Theos Sohn Edward hatten alle Folgen von Luke St. Angier im Fernsehen verfolgt und turnten schon bald wild auf ihrem Onkel herum.
Und Anny, die unzählige Spiele von ihren drei kleinen Halbbrüdern kannte, gewann im Handumdrehen die Herzen aller Neffen und Nichten.
Natürlich stand gar nicht zur Debatte, dass sie in der Pension schlief.
„Ma, das müssen wir ihr nicht antun. Bei Lucio hätte sie ein Zimmer für sich allein“, versuchte Demetrios, die Sache zu wenden.
Aber gegen seine Mutter hatte er keine Chance. Es war wie in alten Zeiten. „Das ist unser Haus, und Anny ist unser Gast. Du willst doch bleiben, oder Anny?“
Ohne Demetrios’ verdrossenen Blick zu würdigen, nahm Anny die Einladung an.
„Ja, sehr gerne, Mrs. Savas.“
„Malena, meine Liebe. Nenn’ mich Malena“, sagte Demetrios’ Mutter und ließ ihren Worten eine überschwängliche Umarmung folgen.
Anny teilte sich das Zimmer mit Demetrios’ dreijähriger Nichte Caroline. Am nächsten Morgen erschienen die beiden strahlend Hand in Hand in der Küche.
„Hast du gut geschlafen, meine liebe Anny?“, fragte Malena.
Ihre liebe Anny! Demetrios verschluckte sich fast an seinem Kaffee.
„Komm, setz dich. Wir haben Joghurt, frisches Obst, Eier. Magst du auch French Toast?“, plapperte seine Mutter fröhlich weiter.
„Wunderbar, ich liebe es.“
Das Nächste, was Demetrios sah, war, wie Anny mit einer Hand ihren Joghurt aß und mit der anderen Yiannis’ Baby, das im Hochstuhl neben ihr saß, fütterte. Gleichzeitig schaffte sie es noch, sich mit seiner Schwester Tallie über die hohe Wiener Konditorkunst zu unterhalten. Immer wieder musste er Anny verstohlen aus dem Augenwinkel anschauen. Er konnte es nicht verhindern.
Zu sehen, wie die Frau, die er liebte – denn das war ihm jetzt unmissverständlich klar geworden –, sich mit aller Natürlichkeit in seine Familie eingefügt hatte, schien ihm ein wahr gewordener Traum. Dass er einst mit Lissa die falsche Frau auserkoren hatte, war ihm ziemlich schnell klar geworden. Aber das Kapitel Ehe war für ihn definitiv abgeschlossen. Und unter keinen Umständen würde er erlauben, dass Anny seinetwegen ihr Leben ruinierte. Auch wenn es ihn unendlich schmerzte.
„Daddy!“ Aufgeregt kamen Edward und seine beiden Cousins von der Dachterrasse runter gerannt. „Eine Limousine hat vor unserem Haus geparkt!“
„Du willst doch nicht etwa schon wieder los?“, fragte seine Mutter entgeistert.
Demetrios schüttelte den Kopf. „Die ist nicht für mich. Sie ist für Anny.“
Auch Anny wusste im selben Moment, in dem Edward das Wort ausgesprochen hatte, für wen die Limousine war.
Das Märchen war vorüber. Die Fotos hatten den Palast erreicht.
Würde es wirklich kein glückliches Ende geben? Sie wusste, dass Demetrios sie liebte. Seine Blicke sprachen Bände. Nur leider tat oder sagte er nichts, was sie in diesem Glauben bestärken könnte.
Vielleicht ist jetzt der Moment gekommen, um ein für alle Mal die Situation zu klären, dachte Anny und setzte ihr bestes Lächeln auf.
Doch Demetrios sagte nur nüchtern: „Anny ist nicht nur Anny, Ma. Sie ist Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Adriana aus dem Hause Mont Chamion.“
Seine Mutter schaute ihn an, als würde er in einer fremden unverständlichen Sprache sprechen, doch schon nach wenigen Sekunden wurde ihr die Tragweite seiner Worte
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